Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
80 Bamberger, Krankheiten des Magens. 
und Fistelbildung des Panereas, Perforation desZwerchfells und der angelöthe- 
tenLungeoder der Bauchwand, abnorme Communicationen‘ mil dem Darmka- 
nal eintreten. Manchmal gibt. die Perforalion zur Entstehung abgesackter 
Eiterherde Veranlassung, die gewöhnlich zwischen der unteren Fläche des 
Diaphragma, der hintern Magenwand und der Milz gelagert sind und oft 
erst nach längerer Zeit zur Perforation des Zwerchfells oder zu allgemei- 
ner Peritonilis führen. Häufig werden grössere Gefässe arrodirt und es 
kömmt zu gefährlichen oder tödtlichen Blutungen. Am häufigsten trifft 
dies die Art. coronar. venlric., gasiroepiploica, gastrodundenalis , lienalis. 
Sehr oft treten bei bereils begonnener Heilung Reeidive, oder selbst nach 
gelungener Vernarbung Bildung neuer Geschwüre ein. 
Die erste Entstehung des perforirenden Magengeschwürs ist noch in 
Dunkel gehüllt. Nach Cruveilhier und Billard entsteht es durch eine 
follieuläre Entzündung, nach Rokitansky geht es wahrscheinlich aus ei- 
ner hämorrhagischen Erosion oder einer umschriebenen Schorfbildung 
der Schleimhaut hervor. Auch Virchow (vgl. Bd. I. Abschn. II. $. 139, 
1, £) schliesst sich im Allgemeinen der letzteren [Ansicht an, indem er 
die hämorrhagische Necrose für das ersie, die Wirkui g des sauren Ma- 
gensaftes auf dieseStelle für das zweite Moment ansieht*). Ausserdem hat 
man dässelbe durch einfache Absorption der Magenhäute, durch die Wir- 
kung des sauren Magensaftes in Folge veränderter Innervation des Va- 
sus durch Erkrankungen der Venen entstehen lassen, oder es als Ausgang 
verschiedenartiger anatomischer Veränderungen angesehen — Ansichten, 
gegen die sich sowohl von klinischer als anatomischer Seite vielfache Ein- 
wendungen erheben lassen, deren nähere Erörterung indessen ausser der 
‚praktischen Tendenz dieses Werkes liegt. 
AETIOLOGIE UNDVORKOMMEN, 
$. 39. Das perforirende Magengeschwür ist eine ziemlich häufige ' 
Krankheit. Aus den Sectionsresultaten des Prager Krankenhauses erhellt 
nach Jaksch, dass unter 2330 Leichen 113 mal das frische Gesehwür 
oder eine Geschwürsnarbe gefunden wurde, mithin auf 20 Fälle 1 Fall von 
Magengeschwür zu rechnen sei. Dahleru p fand unter 200 Leichen die 
Affection 26 mal, somit gar bei jeder 8. Leiche. Uebrigens ist nachge- 
wiesenermassen die Häufigkeit an verschiedenen Orten eine sehr ver- 
schiedene. Es kömmt häufiger beim weiblichen als beim männli- 
chen Geschlechte vor (nach den Resultaten jener Zählung stellt sich 
das Verhältniss wie 91 : 22, D ahlerup unter 32 Kranken 23 Weiber, 
Rokitansky unter 79 Fällen 46 Weiber), es findet sich in jedem 
Alter doch am häufigsten in den Jahren der Blüthe und im reifen Al- 
ter, am seltensien vor dem 10. Jahre. Es combinirt sich mit den ver- 
Schiedensten acuten und chronischen Krankheiten, am häufigsten mit Lun- 
gentubereulose, mit dem Puerperalzustand mit Menstruationsanomalieen und 
chlorotischen Zuständen. Crisp und Pritehard sehen sogar Störungen der 
Menstrualion geradezu als Ursache des Magengeschwürs beim weiblichen Ge- 
schlechte an, was offenbar zu weit gegangen ist, denn in manchen Fällen treten 
  
*) Nach neuerlicher mündlicher Mittheilung von Prof. Virchow findet derselbe die 
umschriebene Neerose stets durch Unterbrechung des Kreislaufs in Folge von Er- 
krankung der Arterien (fettige Entartung , selbst Verstopfung) bedingt. Demgemäss 
. lässt sich das Geschwür einem arteriellen Stromgebiete entsprechend , nicht wie 
nach Rockitansky gerade, sondern schiel-trichterförmig durch die Magenhäute 
verfolgen. Ich zweifle nicht, dass Prof. Virchow diese interressanten Verhält- 
nisse, die jedenfalls ein ganz neues Licht auf die Entstehung des runden Magen- 
geschwürs werfen, demnächst ausführlicher erörtern wird. 
  
  
  
  
d
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.