6 Bamberger, Krankheiten der Mund - und Rachenhöhle.
und Heftigkeit des Verlaufs mit vorwiegendem Ergriffensein des Gesammt-
organismus, durch den zum jauchigen Zerfallen neigenden Charakter des
Exsudates. Die einfache croupöse Entzündung unterscheidet sich von der
diphtheritischen nur in so ferne, als sie einen niederen Grad derselben
Krankheitsform darstellt, nicht leicht zu brandigen Zerstörungen führt, in
sporadischer Form und meist als secundärer Process auftritt.
Die Prognose ist im Allgemeinen eine ungünstige, richtet sich aber
‚im besonderen Falle nach dem Charakter der Epidemie und der Heftigkeit
der Erscheinungen. Grosses Darniederliegen der Kräfte, sphacelöse Zer-
störung der Schleimhaut, die Symptome des Glottisödems, der pyämischen
Blutzersetzung sind fast stets von tödtlicher Vorbedeutung.
BEHANDLUNG.
$. 37. Die örtliche Behandlung ist derjenigen ähnlich, die bei der
croupösen Entzündung angegeben wurde. Man sucht das Exsudat, noch
ehe es den Schmelzungsprocess eingegangen, auf mechanische Weise
durch Abwischen, Abschaben zu entfernen oder durch Einreibung von Alaun-
pulver (Bourgeois), am besten aber durch die Anwendung des Höllen-
steins (Mackenzie, Gendron und Viele Andere) oder der schon von van
Swieten empfohlenen concentrirten Salzsäure mit 3—4 Theile Rosenhonig
vermischt, zu zerstören. Nach Bretonneau wird die Salzsäure rein oder
fast rein mit einem an einem Fischbeinstäbchen befestigten Schwamme auf-
getupfi. Die Anwendung muss so oft wiederholt werden, als sich neue
Exsudationen zeigen. Nebstdem lässt man den Mund häufig mit kaltem
Wasser oder mit adstringirenden Mundwässern ausgurgeln. Zeigt dasEx-
sudat den sphacelösen Charakter, so muss örtlich der Chlorkalk oder die
Chlorina liq. als Pinselsaft, als Gargarisma oder Einspritzung, oder ein star-
kes Chinadecoct in derselben Weise angewendet werden. Auch das Creosot
kann in solchen Fällen versucht werden. Hamilton empfiehlt das essig-
saure Blei, Barth die Holzsäure, das Chlor. Bedenklich scheint dagegen
die Anwendung des Calomels oder rothen Praeeipitats (Trousseau). Ne-
krotische Schleimhautstücke müssen mit der Scheere oder Pincette entfernt
werden. Den Abfluss der jauchenden Secrete sucht man nach Möglich-
keit zu befördern, und ihr Herabschlucken zu verhüten. Unter den Exsuda-
ten befindliche oder nach Abstossung derselben zurückbleibende Geschwüre
werden je nach ihrem Charakter durch oberflächliche oder tiefe Cauteri-
sation gereinigt und zur Vernarbung gebracht. — Im Allgemeinen ist für
die Intensität der örtlichen Behandlung die Ausdehnung und das vitale
Verhalten des Exsudates maassgebend, bei mässiger Localisation und ge-
ringer Tendenz zum Zerfallen wird man mit öfters wiederholten Ausspü-
lungen und Einspritzungen, Abwischen des Exsudates, allenfalls mit leich-
ten oberflächlichen Aetzungen ausreichen , während unter entgegengesetz-
ten Umständen schnell und wiederholt energische Cauterisalionen vorge-
nommen werden müssen.
Die allgemeine Behandlung richtet sich nach den vorhandenen Symp-
tomen.. Bei heftigeren Fiebererscheinungen gibt man vegetabilische Säu-
ren, kühlende Getränke, Ableitungen auf den Darmeanal bei strenger Diät.
In der Regel ist aber wegen des Vorhandenseins der sogenannten adyna-
mischen Erscheinungen das tonische und roborirende Heilverfahren ange-
zeigt, welches auch bei gangränösem Charakter der Exsudation gleich im
Vornherein angewendet werden muss. Man gibt in dieser Beziehung die
China, die Mineralsäuren, und sucht die sinkenden Kräfte durch Wein,
Aether und die bekannten stimulirenden Mittel: Arnien, Valeriana, Cam-
pher, Moschus u. s. f. zu beleben. Um derTendenz zur Sepsis vorzubeu-
gen,
BZ
—
> SS
BB
I
I
cesse
den, :
derse
hier ı