Erweichung und Brand. 421
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allen $. 130. Der Brand der Darmschleimhaut und der Darmhäute
im allgemeinen ist manchmal Folge von Entzündungsprocessen, bei wel-
chen das gesetzte Exsudat, unter uns nicht näher bekannten Bedingungen
die eigenthümliche Metamorphose des jauchigen Zerfliessens oder der Zer-
setzung eingeht, wodurch die Schleimhaut, unter Umständen auch die
übrigen Häute dem Ertödtungsprocesse unterliegen, wie diess manchmal
bei der typhösen und dysenterischen Darmentzündung bei jauchenden
Krebsgeschwüren vorkömmt. — In andern Fällen hingegen ist der Brand
Folge mechanischer Beeinträchtigungen des Darms und der mit denselben
verbundenen Aufhebung oder Beeinträchtigung des Kreislaufs an der er-
griffenen Stelle, welche unmittelbar zur Ertödtiung der Gewebe führt, diess
‘ Aanke geschieht häufig bei äussern und inneren Incarcerationen, Einschnürungen,
au, Achsendrehungen und Intussusceptionen des Darms.
Die Symptome und das Erscheinen des Darmbrandes sind verschie-
den je nach dem ursprünglichen Krankheitszusiand, dessen Folge der
Brand ist, und dessen Symptomencomplexe durch die eintretende brandige
Zerstörung und deren Rückwirkung auf den Gesammtorganismus vielfach
modificirt wird. Das ganze Krankheitsbild gestaltet sich demnach. ver-
€ Bes schieden, jenachdem der Brand Folge dysenterischer oder typhöser Ex-
rung, sudation, einer Incarceration, eines Volvulus u. s. f. ist. Anders gestalten
1dica- sich überdiess die Symptome beim umschriebenen Brande, in dessen Um-
gebung ein gutarliger Suppurationsprocess eintritt, durch welchen die
brandigen Theile abgegrenzt und ihre Abstossung eingeleitet, Verwachsungen
und Anlöthungen bedingt werden, als beim diffusen und über grössere
i Strecken verbreiteten Brande, Umstände, die ihre nähere Erörterung bei
der Beschreibung der beireffenden Krankheitsformen finden sollen.
Die Symptome des Brandes überhaupt sind theils locale, theils all-
gemeine. Die ersteren sind durch den örtlichen Mortificationsprocess selbst
bedingt, es gehört dahin die Abstossung und Entleerung nach aussen
von brandigen Stücken der Schleimhaut oder ganzen Darmstücken, die
slich als jauchige cadaveröse Beschaffenheit der Stuhlentleerungen, der paralyti-
leren B- # sche Zustand des Darms mit Collapsus desselben oder meteoristischer
finden Auftreibung, endlich die Symptome der Perforation. Die allgemeinen Er-
scheinungen sind der Ausdruck der Theilnahme des Gesammtorganismus
} an dem örtlichen Leiden. Sie sind wesentlich anders beim umschriebenen,
zu Abstossung des Abgestorbenen, führenden, als beim diffusen Brande.
Bei ersterem hält sich die Reaction innerhalb der Grenzen, die gewöhnlich
bei hochgradigen Entzündungen innerer Organe und des Darms ins Be-
sondere vorkommen, bei leizterem hingegen treten, nachdem diese vor-
ausgegangen oder ohne dieselben, rasch die Symptome des höchsten Col-
lapsus ein. Die Gesichtszüge sind entstellt, der Puls äusserst beschleu-
nigt und klein, die Körpertemperatur vermindert, das Selbstbewusstisein
ist getrübl, häufig treten nervöse Erscheinungen: Delirien, Sopor, Con-
vulsionen hinzu, die Sphincteren sind paralytisch und die Entleerungen
gehen unwillkürlich ab. Nicht selten geht diesen Erscheinungen ein hef-
iger Schüttellrost voran, oder derselbe wiederholt sich mehrmals und
es zeigen sich gleichzeitig die Symptome der jauchigen Blutvergifiung mit
metastatischen, rasch jauchig zerfliessenden Entzündungen innerer Organe.
Auf diese Weise geht das Leben gewöhnlich innerhalb weniger Tage zu
Ende.
, orstere Für die Diagnose des Darmbrandes ist der Abgang gangränöser
ma Me Stücke der Schleimhaut oder des Darms das wichtigste und posilivste
tere A Moment, obwohl es uur äusserst selten beobachtet wird. Ein eben so
wichtiges und ungleich häufigeres Symptom ist die jauchige, einen höchst