Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
EELSSENTEHN 
39 Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle. 
sind meist seicht, sehr empfindlich, von verschiedener Grösse und unre- 
gelmässigem Umfange *). { 
$. 45. In dieser Art dauern die Leiden der Kranken durch 8—14 
Tage, sehr häufig aber durch mehrere Wochen fort, endlich beginnen die 
Exsudate allmählich dünner zu werden, bis sie endlich unmerklich ver- 
schwinden, häufiger aber lösen sie sich in grossen Feizen ab und werden 
ausgeworfen, die Anschwellung und Hyperämie der Schleimhaut mindert 
sich; waren Geschwüre vorhanden, so beginnen sie sich zu reinigen und 
heilen später mit Hinterlassung einer seichten Depression. Früher noch 
vermindert sich der Speichelfluss; das Sprechen und Schlucken, später 
das Kauen wird wieder möglich, der Schmerz lässt nach und in demsel- 
ben Maasse als die örtlichen Erscheinungen allmählich verschwinden, bes- 
sert sich auch das Allgemeinbefinden und der Kräftezusiand, doch bleiben 
die Kranken oft noch sehr lange theils in Folge der überstandenen Mund- 
affection, mehr aber noch in Folge des noch nicht gänzlich aus dem Kör- 
per entfernten Quecksilbers malt, kraftilos und cachectisch, bei hohen Gra- 
den der Dyscerasie anämisch oder wassersüchtig. Uebler Geruch aus dem 
Munde, Lockerheit und leichtes Bluten des Zahnflleisches, Beschwerden 
beim Kauen fester Substanzen, bräunliche oder schwärzliche Entfärbung 
der Zähne, Lockerheit, Wackeln und allmähliches Ausfallen derselben, 
Nekrose der Knochen, besonders des Unterkiefers bleiben als Reste der 
Affection oft noch durch längere Zeit zurück. 
8. 46. In den höchsten Graden der Krankheit verwandelt sich die 
diphtheritische Exsudation in eine jauchige, missfärbige Masse und führt 
zu gangränöser Zerstörung der Schleimhaut in grösserer oder geringerer 
Ausdehnung. Diese erscheint dann in einen putriden, im höchsten Grade 
stinkenden Brei, besonders an der inneren Wangenfläche und am Zahn- 
fleische verwandelt, die Kieferknochen werden entblöst und endlich necro- 
tisch, die Zähne sind grösstentheils ausgefallen, die Zunge in hohem Grade 
geschwollen, die Beschwerden der Kranken haben den höchsten Grad er- 
reicht. Die Kräfte verfallen, es tritt pyämisches Fieber, Meteorismus, Di- 
arrhöen, unwillkürliche Entleerungen, metastatische Entzündungen innerer 
Organe, Pseudoerysipele am Gesichte und Halse ein. Endlich gehen die 
Kranken in soporösem Zustande, oder im höchsten Grade des Marasmus 
zu Grunde. Fälle dieser Art gehören übrigens heut zu Tage zu den Sel- 
tenheiten, werden aber dennoch dann und wann bei widersinniger Be- 
handlung, besonders aber unter ungünstigen äusseren Verhältnissen, in 
  
*) Die Unterscheidung der mercuriellen Geschwüre von syphilitischen ist in der Re- 
gel leicht. Erstere sitzen gewöhnlich an der Zunge, der inneren Wangenfläche, den 
Lippen, letztere in der grossen Mehrzahl in der Rachenhöhle (weicher Gaumen, 
Pharynx, Tonsillen, Gaumenbögen), erstere zeigen selten eine bedeutende Tiefe, 
während letztere gewöhnlich bald tief dringende Zerstörungen und Perforationen 
verursachen; die Ränder der letzteren sind gewöhnlich dicker uud callöser, sie 
bluten weniger leicht. Nach Mathias und Hacker sollen Mercurialgeschwüre 
häufig die Tendenz zeigen, an einer Stelle zuzuheilen und an einer anderen wieder 
aufzubrechen, was indessen kaum als verlässliches diagnostisches Merkmal benützt 
werden kann. Endlich sind bei Mercurialgeschwüren fast stets auch noch weitere 
Zeichen der Mereurialaffeetion an der übrigen Mundschleimhaut wahrnehmbar. Es 
können mercurielle Geschwüre neben syphilitischen vorkommen, dass aber ein 
und dasselbe Geschwür beide Charaktere an sich tragen kann (syphilitische Ge- 
schwüre mit mercuriellem Charakter) möchten wir bezweifeln. 
  
  
 
	        
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