Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
Physiealische Untersuchung. 503 
neuester Zeit haben die in Algier stationirten Militärärzte (besonders Cam- 
bay, Haspel und Catteloup) beachtenswerthe Beiträge über die 
dort vorkommenden Leberkrankheiten, namentlich die Hepatitis geliefert. 
Weit mehr hat Deutschland und England geleistet. Aus Rokitansky’s 
bisher noch unübertroffener anatomischer Schilderung entsprangen die 
vortrefflichen Aufsätze von Oppolzer, von Schuh und Dittrich, wäh- 
rend in England die epochemachenden histologischen Forschungen Kier- 
nans und Bowmans in ähnlicher Weise anregend wirkten, auf deren 
Grundlage die bis jetzt beste monographische Schilderung der Leberkrank- 
heiten von Budd entstand. Auch die monographischen und Journalauf- 
sätze von Ferral, Bright, Bell, Stokes und Graves enthalten 
viel Brauchbares. Den in den Kolonieen praktizirenden englischen Aerzten, 
von denen besonders Johnson, TwiningundAnnesley zunennen, ver- 
danken wir die ersten genauen Nachrichten über die Leberkrankheiten 
jener Zonen. 
In neuester Zeit endlich haben die histologischen und chemischen 
Verhältnisse der Leber eine grosse Anzahl der tüchtigsten Kräfte in Be- 
wegung geselzt, von denen wir besonders die Namen Kölliker, Web er, 
Hyrtl, Virchow, Wedl, Frerichs, Bidder, Schmidt, Leh- 
mann, Bouisson, Blondlot, Bernard nennen. Doch sind die 
klinischen Früchte dieser grossentheils noch nicht abgeschlossenen Arbeiten 
erst in der Zukunft zu erwarten. 
Physicalische Untersuchungsmethode. 
$. 2. Die Grösse und Form der Leber bietet schon im vollkommen 
normalen Zustande nicht unbeträchtliche Verschiedenheiten dar, deren 
richtige Beurtheilung nur durch eine häufige Untersuchung der physica- 
lischen Verhältnisse bei Individuen von verschiedenem Geschlechte, Alter 
und Körperstatur möglich ist. 
Vergleichen wir die untere Hälfte des rechten Thorax durch den 
Gesichtssinn, noch besser aber durch Messung mit der entsprechenden 
Gegend der liuken Seite, so finden wir, dass bei der grossen Mehrzahl 
der Individuen die erstere, so wie in der Regel auch der ganze rechte 
Thorax, den linken um 1, — 1 Zoll an Umfang übertrifft, ein Um- 
stand, der sowohl von der Lagerung der Leber auf dieser Seite, als von 
dem grössern Umfange der rechten Lunge, und der grösseren Entwickelung 
der die rechte obere Extremität bewegenden Thoraxmuskeln abhängig ist. 
Untersuchen wir an Leichen die dem Normalzustiand enisprechenden 
Lagerungsverhältnisse der Leber, so finden wir, dass die rechte Lunge 
durch das Herabsteigen ihres untern Randes in den, zwischen Rippenwand 
und die schief nach oben und innen aufsteigende Zwerchfellwand gebilde- 
ten spitzen Winkel, das obere Drittheil der Leber oder selbst mehr in der 
Art bedeckt, dass von oben nach abwärts eine immer dünnere Schichte 
Lungengewebes zwischen ihr und der Brustwand zu liegen kömmt. — 
Indem der untere scharfe Lungenrand gewöhnlich fast genau dem untern 
Rande der sechsten Rippe entspricht, fällt eine die höchste Convexität der 
Leber treffende, nach vorn verlängerte Linie zwischen die 5. und 4. selbst 
an die 4. rechte Rippe. Die übrigen zwei Dritiheile der Leber oder et- 
was weniger berühren unmittelbar die Brustiwand. Verfolgen wir nun den 
untern (vordern) scharfen Rand derLeber, so finden wir denselben so ge- 
lagert, dass er im rechten Hypochondrium bis gegen das Ende der 10. 
Rippe hin unter demRippenbogen versteckt ist, erst hier verlässt er den- 
selben und zieht sich in einer schwach halbmondförmig gekrümmten Linie, 
  
  
  
 
	        
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