Acute Atrophie. 591
der cholaemischen Hirnerscheinung beim Ieterus hingedeutet. Es scheint
uns hier weniger die Resorption der in der Leber bereits gebildeten Galle
als vorzugsweise die totale Unmöglichkeit der Ausscheidung der Gallen-
bestandtheile aus dem Blute, in Folge der gänzlichen Zerstörung des se-
cernirenden Organs die Ursache der Blutveränderung und ihrer deletären
Einwirkung auf das Gehirn zu sein. Bei gar keiner andern Leberkrank-
heit findetsich diesesMomentin solcher Ausdehnung und es kann uns daher
nicht überraschen, dass hier schon nach wenig Tagen eine solche Ueber-
ladung des Blutes mit Gallenbestandtheilen eintritt, dass das Leben dabei
nicht mehr bestehen kann, während selbst beim intensivsten Iclerus durch
vollkommenen Verschluss der Gallenwege das Leben selbst noch Jahre-
lang gefristet werden kann, weil immerhin die Leberzellen noch einen
grossen Theil der Gallenbestandiheile aufzunehmen vermögen, bis es end-
lich trotzdem zu demselben Ende kömmt. Wir haben schon beim Ieterus
uns zu zeigen bemüht, dass wenn Einspritzungen von einigen Grammes
Galle in das Gefässystem von Thieren ohne Nachtheil vertragen werden,
diess nichts gegen unsere Ansicht von der Notihwendigkeit endlicher dele-
tärer Wirkungen derselben bei andauernder und hochgradiger Einwirkung
beweise, indem die Möglichkeit, dass das Blut sich von geringen Bei-
enheil zu mengungen von Galle durch Zersetzung und Elimination derselben zu be-
Qi scheint °F] freien vermag, nicht über eine gewisse Grenze hinaus ausgedehnt werden
Erocesse #1 kann; ebenso haben wir dort schon bemerkt, dass wir vor der Hand
ii zeigen nicht wissen, welche Bestandtheile oder etwaige Zerseizungsprodukte der
ü niemals Galle es seien, denen die nachtheilige Einwirkung auf das Nervensystem
inlieh un- vorzugsweise zur Last falle und wir fügen nur noch hinzu, dass wir in
einer der acuten Bright’schen Krankheit und der durch sie bedingten urämi-
schen Intoxication die vollkommenste Analogie mit den Verhältnissen der
acuten Leberatrophie erkennnen.
wendig THERAPIE.
Imen 27 $. 66. In der Prodromalperiode sind der Icterus, die gastrischen
se Ent- und sonstigen Erscheinungen ihrer Natur nach zu behandeln. Treten
E jene Symptome ein, die als bedenkliche zu betrachten sind, (Fieber,
Hirnsymptome leichterer Art,) so müssen kräftige Abführmittel, Haul-
herge- reize, kalte Umschläge auf den Kopf, Blutegel hinter die Ohren, bei
Gallen- bedeutender Fieberaufregung und sonst kräftigen Individuen ein Aderlass
il verordnet werden. Sind einmal die wesentlichstea Symptome der Krank-
Iso wohl heit, namentlich die cephalischen Symptome in ihrer ganzen Ausdehnung
iber ähn- eingetreten, so müssen allgemeine Blutentziehungen gemieden werden, sie
| vermehren wie bei andern-ähnlichen Blutvergiftungen z.B.der iyphösen,
en puerperalen, aleoholischen u. s. w. die Neigung zu raschem Collapsus, zur
mal weitern Dissolution des Blutes und zu Hämorrhagieen. Hiemit stimmen
orzhafig- nicht nur meine eigenen, sondern auch dieBeobachtungen fast aller glaub-
elaufs mi würdigen Schriftsteller überein. Am besten passen in diesem Stadium
fecfion die auch von englischen Schriftstellern empfohlenen starken Abführmittel
(Calomel, Senna, Jalappa, Ol.Croton., reizende und purgirende Klystiere).
Ueberwiegen dabei die Erscheinungen der Depression, so wendet man
die excitirende Behandlung in ihrer ganzen Ausdehnung an (kalte Be-
giessungen und die Douche auf den Kopf, Senfieige, Vesicatore, Einrei-
bungen von Crotonöl, innerlich: Wein, Aeiher, Moschus, :Campher,
Amoniakpräparate u. s. w.). Ueberwiegen dagegen heftige Fieber - und
Excitationserscheinungen, so müssen kalte Umschläge auf den Kopf, kalte
Waschungen, Morphium, Chloroforminhalationen, China- und Mineralsäu-