Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
en, eben 
cum eM- 
  
  
  
  
  
Fetlleber, 593 
pfen und moleculäre Masse den Raum einnimmt. Wedl unterscheidet 
unter dem Namen interlobuläre Feilleber eine zweite Form, wo die Fett- 
ablagerung zwischen den einzelnen Läppchen statifindet. Ueber das che- ° 
mische Verhalten der Galle bei dieser Krankheitsform wissen wir wenig 
Sicheres. Dem äusseren Ansehen nach weicht sie gewöhnlich nicht we- 
senllich vom Normalen ab, nach Frerichs ist sie stets sehr arm am 
Felt, nach Lehmann enthält sie manchmal Eiweiss. 
$. 70. Die Fettmetamorphose der organischen Parenchymzellen ist 
eine der wichtigsten Veränderungen, denen diese Organe unterworfen sind. 
Erst die neueren Arbeiten von Reinhardt, Virchow, Frerichs u. 
A. haben hierüber Licht verbreitet und nachgewiesen, dass eine grosse 
Reihe pathologischer Vorgänge wesentlich auf dieser Veränderung beruhe 
oder wenigstens von ihr begleitet sei. Näch Reinhardt können sich in 
allen mit eiweisshaltiigem Inhalte versehenen Zellen unter Umständen Fett- 
molecüle ablagern, nach Virchow enthalten Zellen von einem gewissen 
Alter körniges Feit, das Erscheinen desselben geht gewöhnlich ihrer spon- 
tanen Zerstörung voraus, gewisse Ernährungsanomalien, Uebermaass oder 
Mangel der Ernährung begünstigen diese Rückbildung. Die zahlreichen 
Untersuchungen Beider über die Entstehung von Fettkörnchenzellen in 
den verschiedensten Organen als Ausdruck der Rückbildung und des Zer- 
fallens derselben bestätigen diese Ansicht. (Schultze hält die Um- 
wandlung der Zellen zu Fettkörnchenzellen nicht für eine regressive 
Metamorphose, sondern für eine bis zum Exeess gesteigerte plasti- 
sche Funcilion derselben). Die Fettenlartung der Leberzellen ist daher 
eine sehr häufige Folge der verschiedensten Leberkrankheiten, wo ent- 
weder durch andauernde Hyperämieen und entzündliche Processe oder 
durch Veränderungen in den Blutgefässen und Gallenwegen eine ver- 
änderte Ernährung der Leberzellen bedingt wird, daher‘ besonders bei der 
Muskatnussleber, der interstitiellen Leberentzündung, der acuten Atro- 
phie, beim Leberkrebs, der Pfortaderentzündung und Verschliessung der 
Gallengänge. Allein abgesehen von diesen Fällen, wo die Feitentartung 
nur ein Symptom von geringerer Bedeutung bei wichtigeren Leberkrank- 
heiten ist, kömmt die Feilleber noch als selbstständige Leberkrankheit 
unter zwei Bedingungen vor: 
1) Bei chronischen Krankheiten im Allgemeinen, besonders aber bei 
chronischen Allgemeinleiden die mit Abmagerung und Marasmus verbun- 
den sind. Die Ursache der Feilmetamorphose der Leber liegt hier jeden- 
falls in einer verminderten Ernährung, in einem vorzeiligen Marasmus des 
Orgäns, und findet in der Fetlmeiamorphose anderer Gebilde, namentlich 
der Muskelfasern bei denselben Processen ihre Analogie. Louis hat be- 
kanntlich zuerst nachgewiesen, dass bei eiwa einem Drittheil aller Fälle 
von Lungentuberculose sich diese Entartung der Leber entwickle und nach 
ihm haben beinahe alle Schriftsteller auf diese alltäglich vorkommende 
Thalsache gestützt ein besonderes causales Verhältniss zwischen Lungen- 
tuberculose und Feitleber um so mehr angenommen, als man nach den 
Untersuchungen von Tiedemann und Gmelin über die Galle die Leber 
als eine Art Supplementarorgan für die Lunge ansah, eine Annahme die 
sich übrigens, wie wir bereits bemerkten, auf einen höchst precären 
Grund, nämlich auf den Reichthum an Kohlenstoff und Wasserstoff in der 
Galle einerseits und der exspirirten Luft andererseils stützt. Indess hat 
schon Rokitansky mit Recht darauf aufmerksam gemacht, dass die 
Feitleber mehr als Folge der tuberculösen Dyscrasie an und für sich als 
  
 
	        
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