634 Bamberger, Krankheiten der Leber.
eine höchst ungünstige. Von einer direeten Therapie kann nicht die Rede
sein, man ist auf ein symptomatisches dem bei Gallensteinen angegebenen
ähnliches Verfahren angewiesen.
Die Geschwülste und Ausdehnungen der Gallenblase.
$. 113. Indem ich die verschiedenen krankhaften Processe, durch
welche die Gallenblase eine solche Veränderung erleidet, dass sie sich dem
Gefühle deutlich kund gibt, unter einem Titel subsumire, suche ich hiermit
vorzugsweise dem klinischen Bedürfnisse zu entsprechen, indem ich glaube
ein solches mehr als eine streng anatomische oder pathologische Einthei-
lung im Auge behalten zu müssen.
Man kann sich durch die Untersuchungen an Lebenden und an der
Leiche leicht davon überzeugen, dass der Gipfel der Gallenblase, wenn
er auch nicht selten den scharfen Leberrand überragt, doch wegen des
geringen Grades der Spannung ihrer Häute und wegen der unbedeutenden
Grösse des vorragenden Stückes, unter normalen Verhältnissen niemals
fühlbar ist. Doch gilt diess nur von dem normalen Lagerungsverhältnisse
der Leber, bei bedeutenden Dislocatiouen derselben, besonders durch sehr
massenreiche Pleuraexsudate wird die Lagerung der Leber manchmal so
bedeutend verändert, dass ein grosser Theil der untern Leberfläche, und
mit ihr auch die Gallenblase deutlich fühlbar wird, wie ich diess in ein-
zelnen seltenen Fällen beobachtete.
Geschwülste und Ausdehnungen der Gallenblase, so wie Verände-
rungen in der Consisienz ihrer Wandungen durch die dieselben deutlich
fühlbar werden, können bedingt sein: durch krebsige Entartung derselben,
Anfüllung derselben mit Gallensteinen, fibroide Verdickung und Verkal-
kung ihrer Wandungen, Ausdehnungen durch Galle oder durch albumi-
nöse, synovia ähnliche Flüssigkeit (Hydrops vesicae felleae). Die Grösse
dieser Geschwülste ist oft eine sehr bedeutende. Krebse der Gallenblase
erreichen nicht selten die Grösse einer Faust und weit darüber, Ausdehnun-
gen der Blase durch Galle können bis zur Grösse eines Kindskopfes gedeihen
(so hatte in einem von Benson mitgetheilten Falle dieselbe eine so enorme
Grösse erreicht, dass unter der falschen Voraussetzung eines Ascites die Punc-
tion gemacht und 2 Quart Galle entleert wurden). Die Form ist bei der
Ausdehnung durch Flüssigkeit stets eine oblonge, birnförmige, sich gegen
den Hilus verschmächtigende, die festen Geschwülste dagegen sind ge-
wöhnlich rundlich oder unregelmässig *).
$. 114. Bei einer an der uniern Fläche der Leber oder am Leber-
rande fühlbaren Geschwulst hat man sich vor Allem auf die bei der Echino-
coccusbildung näher angegebene Art zu überzeugen, ob die Geschwulst
mit der Leber überhaupt zusammenhänge oder nur in ihrer Nähe gelagert
sei, und im ersten Falle, ob sie von der Leber selbst oder von einem
benachbarten Organe ausgehe und mit jener bloss verwachsen sei, end-
lich ob die Geschwulst sowohl der Form als der Lagerung nach der
Gallenblase enispreche. — Hat die Leber ihre normale Lagerung und
Grösse, so unterliegt die Bestimmung. des Ortes, wo die Gallenblase liegen
*), Petit will in einem Falle ein zeitweises Verschwinden der Geschwulst, sowohl
spontan als durch Druck auf dieselbe, worauf stets reichliche Entleerung von Galle
durch den Darmkanal erfolgte, beobachtet haben. Diess ist jedoch nur dann
möglich, wenn das den Gallengang verstopfende Hinderniss früher beseitigt war.