Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
Entzündung der Pfortader. 641 
Form.  Anschwellung der Milz zeigt sich in der Regel, manchmal auch 
geringe Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle. In Folge der 
gestörten Circulation kömmt es auch bei dieser Form manchmal. wie Op- 
polzer, Schönlein, Waller und ich selbst beobachteten, zu Blutbre- 
chen und blutiger Diarrhoe. Eine vielleicht niemals fehlende Erscheinung 
ist das Fieber, das nicht selten eine bedeutende Intensität hat. Von be- 
sonderer diagnostischer Wichtigkeit sind die Schüttelfröste, die sich im 
Verlaufe der Krankheit in unregelmässigen, manchmal aber auch ziemlich 
regelmässigen Intervallen wiederholen und leicht zu einer Verwechslung 
mit anomaler Intermittensform Veranlassung geben könnten. So traten in 
einem von mir beobachteten Falle innerhalb 14 Tagen 10 heftige Schüttel- 
iröste ein, in deren Gefolge die Milz sich vergrösserte. Anderweilige Er- 
scheinungen von Seite der Verdauungs- und Respirationsorgane: Appe- 
üllosigkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Meteorismus, Dyspnoe hängen theils von 
dem Fieber, theils von Complieationen und Folgezustiänden ab und sind von 
geringerer diagnostischer Bedeutung. 
Die Dauer der Krankheit ist eine viel kürzere als bei der vorherge- 
henden Form, gewöhnlich ist sie auf einige Wochen beschränkt, der Ver- 
lauf ist häufig von sogenannten \yphösen Erscheinungen begleitet: hef- 
tiges Fieber, grosse Hinfälligkeit, trockene Haut, rasche: Abmagerung, nicht 
selten Delirien. Das tödtliche Ende erfolgt in soporösem Zustande, durch 
pyaemische Erscheinungen (besonders Eniz tzündungen der serösen und der 
Schleimhäute, Abscessbildung in innern Organen) oder durch Complicatio- 
nen und verschiedene Folgezustände. 
Die Unterscheidung dieser Form von der Hepatitis ist in der Regel, 
eben weil beide häufig von einander abhängig und gleichzeitig vorhan- 
den sind, kaum mög lich. Man berücksichtige jämenhak die aetiologi- 
schen Verhältnisse, sie-allein können in manchen Fällen grössere Wahr- 
scheinlichkeit für die Annahme der einen oder andern” bieten. ' Sind 
z. B. Gallensteine vorhanden, so deutet ‚der Complex der Erscheinungen 
mehr auf Leberentzündung als auf Pfortaderentzündung, sind Entzündun- 
gen innerhalb des Peritonaealsacks, Geschwülste an der untern Leberfläche 
nachgewiesen, so spricht die Wahrscheinlichkeit für leiziere, obwohl da- 
bei natürlich immerhin auch secundäre Abscesse in der Leber vorhanden 
sein köhnen. — Streng genommen ist daher weder vom anatomischen 
noch vom klinischen Standpunkt eine genaue Scheidung beider Krankhei- 
ten durchführbar, was übrigens in praelischer Beziehung um so weniger 
wichtig ist, als Prognose und Therapie für beide nicht verschieden sind. — 
Weniger verzeihlich ist eine Verwechslung mit Typhus oder Intermittens, 
obwohl sie nicht selten begangen wird. Bezüglich des ersteren sei man 
stets auf der Hut, sobald bei scheinbar typhösen Erscheinungen Schmerz- 
haftigkeit der Lebergegend, Schüttelfröste, gelbliche Färbung der Haut ein- 
tritt. Eine genaue Untersuchung der Leber und der übrigen Unterleibsor- 
gane wird dann in der Regel den Irrihum erkennen lassen. — Ebenso 
schützen die Erscheinungen von Seite der Leber und das zwischen den 
Paroxysmen fortdauernde Fieber mit den Symptomen eines tiefen Ergrif- 
fenseins des Organismus von einer Verwechslung mit Intermittens, wovon 
nur etwa die schweren in Sumpfgegenden südlicher Länder vorkommen- 
den anomalen Intermiltensformen, die sich aber durch ihre endemische 
Ausbreitung kund geben, eine Ausnahme machen. 
PROGNOSE UND}THERAPIE. 
$. 120. Die Prognose ist in beiden Formen der Pfortaderentzündung 
wohl steis eine lethale, wenigstens ist mir weder aus eigener, Bach frem- 
 
	        
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