Speichelfluss. 71
in Bewegung setzt, wird der denkende Arzt, wenn er nach genauer Durch-
forschung des Organismus ein vielleicht unscheinbares enifernies Leiden mit
einem geringen therapeutischen Aufwande bekämpft, oft die schnellsten
und günstigsten Resultate erzielen. Nach dem was bei der Aetiologie der
‘Krankheit angegeben wurde, ist es kaum mehr nöthig darauf hinzuweisen,
dass man, wo die Untersuchung der Mundhöhle und der Speicheldrüsen
ein negalives Resultat liefert, seine Aufmerksamkeit vorzugsweise auf den
Zustand des übrigen Verdauungscanals, auf das Vorhandensein allgemei-
ner oder localer nervöser Störungen, beim weiblichen Geschlechte insbe-
sondere auf das Sexualsystem, das so oft der Ausgangspunkt nervöser
Erscheinungen wird, zu richten hat, und Störungen dieser Organe auf
entsprechende Weise behandeln wird.
8. 109. Wo durchaus keine ursächliche Begründung aufzufinden,
oder diese nicht zu entfernen ist, muss man ein ableitendes oder umstim-
mendes Verfahren einschlagen. Man sucht die übrigen Secrelionen, die
gewöhnlich vermindert sind, auf entsprechende Weise anzuregen. Man
verwendet in dieser Beziehung, nach Verschiedenheit der Umstände:
warme Bäder, Dampfbäder, Douchen, Frottirungen und spirituöse Einrei-
bungen, wirkt durch die leichteren Purgantia ableitend auf den Darmecanal,
befördert die Diurese durch reichliches Getränk und Diurelica. Nebstdem
wendet man Vesicatore, Senfleige am Nacken, in der Seitengegend des
Halses an. Dabei muss auf den Zustand des Organismus im Allgemeinen
Rücksicht genommen werden, und man wird nach einem, sich in der
Praxis oft trefflich bewährenden Grundsatze kräflige, sogenannte plethori-
sche Individuen mit kräftigen Purgirmitteln und Einschränkung der Diät
behandeln, während man anämische, eachectische Individuen einer robo-
rirenden Therapie unterzieht.
$. 110. Die locale Behandlung, die in jedem Falle nebst der allge-
meinen oder causalen anzuwenden ist, bleibt. fast für alle Fälle dieselbe.
Man sucht die übermässige Seerelion durch adstringirende und tonische
Mittel einzuschränken und benutzt dazu Gurgelwässer von Alaun, Plumk.
acet., schwefelsaurem Zink (Collyr. adstring, lut.) Decocte und Infusionen von
Salvia, Quereus, China, Ratanhia, Tormentilla u. s. w.
Unter den empyrischen Mitteln hat sich das von Tanquerel, Gra-
ves u.A. empfohlene Opium in grösseren Gaben den meisten Ruf erwor-
ben. Es seheint besonders in solchen Fällen nützlich, die auf Verände-
rung des Nerveneinflusses beruhen. Ausserdem sind noch die Magnesia,
das Wasser von Vichy, die Eisenpräparate, das Kauen von Zimmt, die
Electrieität angerathen worden. Wright empfiehlt bei saurer Beschaffen-
heit des Speichels reizende Mundwässer, tonische Mittel, Alkalien, warme
alkalische Bäder.
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Die Speichelsteine sind unregelmässige oder rundliche Conere-
mente von bräunlicher, gelblicher oder grauer Farbe, von der Grösse ei-
nes Hanfkorns bis zu der einer Haselnuss und selbst darüber, die sich in
den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen, besonders im Ductus Warto-
nianus, seltener im Stenon’schen Gange durch Präeipitation der festen
Bestandtheile des Speichels bilden. Sie bestehen meist aus phosphorsau-
rem und kohlensaurem Kalk, salzsaurem, milchsaurem und kohlensaurem
Kali und Natron, aus Piyalin, Albumin und Schleim. (Wright). — Sie
bedingen Verstopfung der betreffenden Canäle mit oft sehr beträchtlicher
Ausdehnung derselben, hindern das Kauen und die Bewegungen der Zunge,
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