1. Eichhorn, Ansicht von Potsdam, Gemälde um 1850
SCHINKEL UND DIE STADT POTSDAM
Karl Friedrich Schinkel hat wohl zu keiner Stadt
Preußens, abgesehen von der Landeshauptstadt Berlin,
soviel unmittelbare und mittelbare Beziehungen gehabt
wie zu Potsdam, der zweiten Residenz der preußischen
Könige. Private und Staatsaufträge, Begutachtungen
und Vorschläge, sowie Entwürfe, seine Eigenschaft als
Mitglied der überwachenden Oberbaudeputation haben
sein Leben, ja, man könnte sagen, sein Schicksal mit der
baulichen Entwicklung Potsdams und seiner Umgebung
aufs engste verflochten. Die Erinnerung an sein Wirken
ist in der Stadt noch heute lebendig, und neben die
Namen der großen friderizianischen Baumeister, Knobels-
dorff und Gontard, tritt als einzig gleichberechtigter der
Name Schinkel. Die Kunst Friedrich Wilhelms IV.
und seiner Architekten, so eigene Leistungen sie auch
aufzuweisen hat, kann doch nur als eine Kunst der
Schinkelnachfolge bezeichnet werden. An Ursprüng-
lichkeit steht sie hinter dem Meister zurück. Bei dieser
Beurteilung darf natürlich der höchst anregende und
auch sachlich fördernde selbständige Einfluß Friedrich
Wilhelms IV. als Kronprinz nicht unterschätzt werden.
Er ist jedenfalls der geistvollste Schüler des Meisters
gewesen, und zwischen den Freunden hat ein einklang-
volles und fruchtbares Zusammenarbeiten, wie das vor
Die Aufgabe
der vorliegenden Arbeit bestimmt sich nun dahin, daß
allem Charlottenhof zeigt, stattgefunden.
die Tätigkeit Schinkels in Potsdam, und zwar nur in der
Stadt und ihrer nächsten Umgebung, zur Darstellung
zu bringen ist. Das Eigengut Schinkels muß von seiner
bloßen Mitwirkung oder nur Begutachtung geschieden
werden. In vielen Fällen wird sich zeigen, daß die volks-
tümliche Überlieferung mit ihren ziemlich willkürlichen
Zuweisungen an Schinkel richtig gestellt werden kann.
Die ersten flüchtigen Berührungen mit Potsdam
fallen in die Lehrjahre des Meisters um 1800, als er zum
Stabe der Mitarbeiter Friedrich Gillys in Berlin gehörte.
Indessen der Anfang künstlerischer Eigenbetätigung
des Meisters fällt erst in das Ende des zweiten Jahrzehnts
des neunzehnten Jahrhunderts und muß im Zusammen-
hang mit der großartigsten Schaffenszeit in seinem
Leben, mit den Schöpfungen in Berlin, gesehen werden.
Wenn wir den Plan zur Neuen Wache (1816) und ihre
Beendigung 1819 als Ausgangspunkt nehmen, so fällt
in diesen Zeitabschnitt die erste Betätigung Schinkels
auch für Potsdam. Die in der Umgebung König
Friedrich Wilhelms III. infolge eines Gesuches des
Potsdamer Magistrats auftauchende, für die Wieder-
herstellung der Nikolaikirche günstige Stimmung führte
den Meister dazu, sich nunmehr selbständig mit Pla-
nungen zu diesem Zweck zu beschäftigen. Ferner aber
wurde ihm seitens der Kasinogesellschaft in Potsdam
der Auftrag, den Entwurf für ein sroßes Gesellschafts-
lokal zu liefern; 1818 nahm Schinkel diesen Auftrag
in Angriff. Die Arbeit läuft etwa gleichzeitig mit den
Entwürfen zum Berliner Schauspielhause.
den
Höhepunkt der Berliner Tätigkeit Schinkels in den
zwanziger
Wenn man den Museumsbau in Berlin als
Jahren anzusehen hat, dann muß man
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