Es wäre nun aber einseitig, den Beitrag Preußens zur deutschen Geschichte lediglich auf
politisch-militärischem Gebiete zu suchen und zu übersehen, daß dieses Preußentum in wich-
tigen Abschnitten seiner Entwicklung es verstanden hat, einen besonderen kulturellen Aus-
druck seiner Art zu suchen und zu finden, daß es auf diesem kargen und auf weiten Gebieten
an Werken alter Kunst armen Boden eine Kunst eigener Prägung entwickelte. Potsdam ist
nicht nur der Ausdruck eines politisch-militärischen Willens, sondern auch eine deutsche
Kunststätte ganz eigener Art, und, eingeschlossen in das freilich zu schnell und stürmisch
angewachsene Häusermeer Groß-Berlins, legen viele hervorragende Bauten und Denkmäler
von dieser preußischen Kunst Zeugnis ab; es sind Zeugen, deren ungewöhnliche Volkstümlich-
keit zugleich die innere Einheit dieser Schöpfungen mit der Gesinnung der Bevölkerung dartut.
Aber, wenn wir vorhin darauf hinweisen konnten, daß Aktenerfassung und wissenschaftliche
Forschung längst dem preußischen Beitrag zur deutschen Geschichtsentwicklung einen un-
verrückbaren Platz angewiesen haben, so läßt sich das, so mannigfaltig auch das Schrifttum
über das preußische kulturelle Wirken ist, nicht im gleichen Maße von seinem Beitrag zur
deutschen Kunstgeschichte sagen. Hier gilt es also anzusetzen, so lange noch die Tradition
preußischen Kunstschaffens lebendig ist. Suchen wir den Höhepunkt dieses Kunstschaffens,
so verkörpert er sich zweifellos in dem Namen Schinkels. Es ist eine Aufgabe, die denen
gestellt ist, die das Ende der preußischen Mission durchleben, dafür Sorge zu tragen, daß ein
umfassendes Werk für alle Zukunft den Weg zu Leistung und Persönlichkeit des großen Bau-
meisters ebnet. So mußte es mir als dem letzten preußischen Minister, der für die staatliche,
einst von Schinkel geleitete Hochbauverwaltung zuständig ist, als eine Ehrenpflicht erscheinen,
die Akademie des Bauwesens instand zu setzen, in einem monumentalen Werke alles zu-
sammen zu tragen, was Schinkels Genie der Menschheit geschenkt hat.
Bei dem Erscheinen des ersten Bandes der großen Gesamtausgabe ist es mir ein Bedürfnis,
mit diesem Geleitwort auf die große geschichtliche Bedeutung des Werkes hinzuweisen. Wie
das Werk selbst, so sollen diese Worte nichts anderes sein als eine Huldigung an den großen
Sohn der Mark, dessen Leben Dienst an seinem Vaterlande, Dienst am deutschen Volke war.
Berlin, im Dezember 1938 !
AHA
Preußischer Staats- und Finanzminister
mg
—
Wczr re: