Full text: Potsdam ([Band 1])

DIE ST. NIKOLAIKIRCHE 
lösung, über die zwischen Schinkel, dem Könige, dem 
Kronprinzen und dessen künstlerischem Beirat Alois Hirt 
verhandelt wurde. 
Unterbau im Achteck mit vier Vorlagen, Emporen, 
Die erste Zeichnung zeigt einen 
Trommel und Kuppel. Römische Kämpferbogen an 
Fenstern und Toren geben dem Bau das Gepräge, auf 
dem Scheitel der Kuppel steht ein Engel, der ein großes 
Kreuz hält. 
sechzehn Pfeiler; die ganze Anlage ist ähnlich der ersten, 
Die zweite Zeichnung gibt im Grundriß 
aber mit zweistöckiger Kuppeltrommel, wie wir ihr in 
einer Zeichnung des Kronprinzen begegnen werden. 
Auf dem zweiten Blatt steht mit Beziehung auf den 
nicht erhaltenen Entwurf im Zwölfeck folgende Be- 
merkung Schinkels: 
«Da wegen der Ausbaue in Kreuzform dem unteren 
Kirchenraum seitwärts kein Licht geschaffen werden kann, 
so ist bei dem Zwölfeck unter den anliegenden Projekten 
von oben her am meisten Licht zu schaffen, weil dessen 
Verhältnisse einen zwiefachen Rang von Lichtöffnungen 
im Tambour unter der Kuppel gestatten. Die Konstruk- 
tion dieses Entwurfs ist am wenigsten schwierig, weil die 
überwölbten Räume die geringsie Spannweite haben.» 
Unter dem Plan IV (sechzehn Pfeiler) findet sich 
folgende Notiz: 
«Seine Königliche Hoheit der Kronprinz haben diesem 
Entwurfe Sechzehnecks Vorzug gegeben. 
Schinkel.» 
Hirt hat darunter geschrieben: ‚Ich würde das 
Zwölfeck vorziehen‘, hat dann aber das ‚Zwölf“ in 
eines den 
„Sechzehn‘ verbessert. 
Schinkel hat den Entwurf mit zwölf Pfeilern, Trom- 
mel mit Kämpferbogenfenstern, aber in einstöckiger 
Form, und Kuppel später 1828 im Entwurf IV für die 
Kirchen in der Oranienburger Vorstadt zu Berlin noch 
einmal aufleben lassen, er hat aber wie die anderen 
Der 
Kronprinz muß bei einer erneuten Vorlage von Kuppel- 
dieses Jahres keine Verwirklichung gefunden. 
plänen des Meisters den Plan mit dem Sechzehneck zu- 
gunsten des Entwurfs mit dem Zwölfeck zurückgestellt 
haben. Davon gibt der weitere Verlauf der Verhandlun- 
gen Nachricht.» 
Schinkel schreibt am 26. März 1826 an Albrecht: 
«Euerer Hochwohlgeboren beehre ich mich auf die ge- 
neigte Anfrage vom 24. März in betreff der Nikolaikirche zu 
Potsdam ganz ergebenst zu erwidern, daß Seine Königliche 
Hoheit der Kronprinz und der Hofrat Hirt dem Bau der 
Kirche im Zwölfeck wegen seiner leichteren Konstruktion, 
seiner äußeren und inneren Verhältnisse und wegen der 
besseren inneren Beleuchtung unbedingt den Vorzug ge- 
geben haben. Sollten also auch die vier Vorbauten in 
Kreuzform wegen des größeren Kostenaufwandes von 
Seiner Majestät nicht beliebt werden, so würde das Zwölf- 
eck auch ohne diese Vorbauten oder nur mit einem Vorbau 
gegen das Schloß zu oder auch mit einem vorderen und 
hinteren Ausbau, wie solches beliebt würde, zur Aus- 
führung kommen können. Hierbei würden dann nur die 
Chortreppen eine andere Disposition bekommen. Übrigens 
sprachen sich sowohl Seine Königliche Hoheit als Herr 
Hofrat Hirt dahin aus, daß unter allen Umständen ein 
vortreiendes Portal an der Vorderseite gegen das Schloß 
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5. Vorderansicht des Zweiturm-Entwurfs. 
Bleistiftzeichnung von Schinkel, 1826 
zu dem Gebäude wohl tun würde, daß aber bei den ange- 
gebenen Verhälinissen die vier Vorbaue einen noch 
reicheren und vollständigeren Eindruck machen würden. 
Seine Königliche Hoheit der Kronprinz äußerten noch, daß 
für eine reiche Architektur in den Details der Vorbauten 
besonders etwas getan werden müßte, welches dann bei den 
detaillierten Zeichnungen berücksichtigt werden kann. 
Hiernach liegt also mein zu Anfang vorgeschlagenes 
Vieleck in diesem Entwurfe mit drinnen, und es hängt nur 
von der Wahl Seiner Majestät ab, ob ein, zwei oder vier 
Vorbaue damit in Verbindung gebracht werden sollen. 
Mein erst vorgeschlagenes Vieleck war in seiner Haupt- 
form ein Zehneck, bei dem ferneren Projektieren fand ich 
im Zwölfeck noch mehr Vorteile, im Ganzen ist aber das 
Prinzip der Architektur in beiden Arten gleich durch- 
geführt, und insofern hätte sich durch die Ausführung des 
Zwölfecks gegen meinen ersten Vorschlag im Wesentlichen 
nichts geändert. » 
Der König muß inzwischen von den Plänen für den 
Kuppelbau Kenntnis erhalten haben, jedenfalls sind ihm 
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