Full text: Potsdam ([Band 1])

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22. Die Türme der Kirche zu Upsala. 
Steindruck um 1820 (Ausschnitt) 
dem Anschlage C nach meinem alleruntertänigsten Be- 
richte noch 36000 Taler ohne die Türme hinzugerechnet 
werden müssen, die Summe mithin 258706 + 36000, also 
294706 Taler beträgt. Hierzu die Kosten für die Türme mit 
26799 Talern würden im ganzen für diesen Bau erfordert 
. ... 321505 Taler. Der erste Entwurf für zwei Türme, 
welcher Allerhöchsten Orts wegen der dünnen Formen 
mißfiel, konnte nur dadurch verbessert werden, daß die 
Türme im zweiten Entwurfe auf den breiten Kirchenbau 
projektiert wurden, und bei der zuletzt von Seiner Majestät 
selbst gezeichneten abgekürzten Kuppelform der Türme 
ist dieser breitere Kirchenplan um so notwendiger, wenn 
der Allerhöchste Wille erreicht werden soll, weil sonst kein 
Fundament für diese beiden Kuppeln da sein würde. Diese 
Bemerkung habe ich mir nur zur Erklärung der obigen An- 
gaben für die Summen in der Kabinettsorder erlaubt.» 
Aus allen diesen Berichten erhellt nun auf das deut- 
lichste, daß Schinkel im Einvernehmen mit dem be- 
freundeten Kronprinzen besonderen Wert auf den 
Kuppelentwurf aus künstlerischen und städtebaulichen 
Gründen legte und ihn am liebsten ausgeführt sehen 
wollte. Diesem Wunsche setzte der König seine eigene 
Willensmeinung, die sich auf eine Basilika richtete, aufs 
schärfste entgegen. Hatte er außerdem schon 1826 an 
eine zweitürmige Anlage gedacht, so holte er diesen 
Gedanken nunmehr wieder hervor und wollte ihn un- 
bedingt verwirklicht wissen. Es schien keinen Ausgleich 
zu geben, und dennoch gelang es dem diplomatischen 
Geschick der verbündeten Freunde, den Herrscher 
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schließlich fast ungewollt dahin zu bringen, ihrem end- 
gültigen Ziele Vorschub zu leisten. 
Die ausgesprochenen Empfehlungen des Kuppelbaus 
konnten, das wußte der Meister, nur eine sehr geringe 
Wirkung auf den hartnäckigen Gegner ausüben. Man 
mußte dem Könige also mittelbar beizukommen suchen, 
indem man an der Außenerscheinung der Kirche mög- 
Außerdem aber betonte der 
Architekt, daß man die Kuppel aufsetzen könne, wenn 
lichst nichts änderte. 
man in der inneren Einrichtung einige Änderungen 
anbringe, welche nur zur Erhöhung der Wirkung 
dienten, und daß man, wohl mit Rücksicht auf die 
Kosten, die Kuppel auch weglassen könne. Man suchte 
also auf alle Weise das Kuppelprojekt dem Herrscher 
annehmbar zu machen. Die Kirche des ersten Plans 
war nun eine Basilika mit Vorhalle und Apsis, im Inneren 
ein Langhaus mit gewölbter Decke und zwei Säulen- 
reihen zu je zehn Säulen in zwei Rängen übereinander, 
im ganzen zwanzig Säulen. Dadurch war die Einziehung 
von Emporen ermöglicht. Wie man aus dieser Grund- 
form mit « einigen Änderungen » den Unterbau für 
die Kuppel gewinnen wollte, ist nicht erfindlich. Wir 
haben hier eine diplomatische Wendung im Plaidoyer 
des Berichterstatters festzustellen, mit der er den König 
für den beigelegten Kuppelentwurf und seinen Unterbau 
günstig stimmen wollte; denn dieser sah ja vier mächtige 
Eckpfeiler mit Zwickeln und Kuppelring, sowie zwischen 
die Pfeiler eingezogene, säulengetragene Emporen vor. 
Es kam, wie es kommen mußte, der Herrscher verhielt 
sich ablehnend. 
Auch an den von Schinkel für den Basilikaentwurf 
geplanten zwei Türmen fand er keinen Gefallen (Abb. 20). 
Sie erinnerten, vom Kirchendach an viergeschossig auf 
dem Unterbau stehend, mit ihrem waagerechten Ab- 
schluß am oberen Ende an die Türme der Werder- 
Kirche zu Berlin. Dagegen verlangte er nunmehr für 
einen neuen Entwurf die Anlehnung an die Türme der 
Kathedrale zu Upsala. Schinkel konnte an dieser zum 
antiken Stil der Basilika nicht recht passenden, mehr 
barocken Lösung an sich nichts liegen, aber er erkannte 
sofort, daß man durch ein Eingehen auf diesen Plan 
wenigstens den Kuppelunterbau retten konnte. So 
benutzte er mit ungemein diplomatischem Geschick 
den Gedanken des Königs, auf den dieser jedenfalls 
sehr stolz war, als Hebel für die Durchsetzung einer für 
den Kuppelbau günstigen Lösung. Er machte sich den 
Gedanken anscheinend vollständig zu eigen, indem er 
in seiner Zeichnung D vom 18. Dezember 1829 zwei 
Türme als neuen Entwurf lieferte, die ganz den Wün- 
schen Friedrich Wilhelms entsprachen, aber mit Schin- 
kels eigener Kunstübung kaum etwas zu tun hatten. 
Diese « Upsala»-Türme sind bisher nicht bekannt ge- 
wesen, ein Entwurf dazu liegt im Preußischen Hoch- 
bauamt II zu Potsdam (Abb. 18). Erist nach Angabe des 
Meisters in verhältnismäßig großem Maßstabe gefertigt 
worden und war wohl bestimmt, aufden König besonderen 
Eindruck zu machen. Den hater denn auch nicht verfehlt. 
Indessen Schinkels wirkungsvolle Bauzeichnung ver- 
folgte im Grunde einen ganz anderen Endzweck als die 
Aufstellung der beiden Türme. Diese waren nämlich als
	        
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