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DIE ST. NIKOLAIKIRCHE
VOLLENDUNG 1843 — 1849
Friedrich Wilhelm IV. sah nach dem Tode seines Va-
ters im Jahre 1840 und seines Freundes Schinkel im fol-
genden Jahre den Plan eines Kuppelbaus nicht nur als
eigene Angelegenheit, sondern auch als ein Vermächtnis
des Meisters an, und er entschloß sich, den Bau ganz im
Sinne Schinkels unter Zugrundelegung des Plans von
1829 ausführen zu lassen. Es ist daher notwendig, daß
man von dem Gewollten und Erreichten immer im Hin-
blick auf die Grundgedanken Schinkels sich ein deut-
liches Bild zu machen versucht. Vor allem wird man
einen Einblick in den Grad der Pietät gewinnen, mit
dem König Friedrich Wilhelm IV. an die Durchführung
der Baupläne heranging; denn es lag ja nahe für ihn, an
die Stelle der Lösung Schinkels eine eigene, den persön-
lichen Lieblingsneigungen entsprechende zu setzen.
Zwei andere Kuppelformen stehen hinter den Ent-
würfen des Kronprinzen. Die gedrungenere des Domes
von Florenz und die schlankere des Pariser Pantheons.
In allen seinen Entwürfen aus der kronprinzlichen Zeit
kehren sie in mannigfachen Abwandlungen wieder.
Schon beim Unterbau hatte der damalige Kronprinz,
vielleicht in Rücksicht auf den sparsamen Vater, auf die
reichere Lösung im Stile des Pariser Pantheons verzich-
tet und dem Schinkelschen Plan, der ja im letzten
Grunde, wie wir gesehen haben, auf Gilly fußt, Raum
gegeben. Beim Kuppelentwurf hatte er, wie wir ver-
muten dürfen, sein Eigenes in der überhöhten Kuppel-
linie hinzugegeben, aber doch den gedrungeneren Kup-
pelaufsatz Schinkels im ganzen in dessen Formen gelten
lassen. Die Frage ist, ob er in den endgültigen Bauplan
von 1829 nicht nun noch weitere Eigenheiten seiner Auf-
fassung einfließen ließ.
Die einleitende Kabinettsorder für die weiteren Bau-
unternehmungen läßt nicht auf ein änderndes Eingreifen
schließen. Sie ist, vom 1. Mai 1843 datiert, an den
Staatsminister von Eichhorn gerichtet (Akten des Ge-
heimen Zivil-Kabinetts): «Ich eröffne Ihnen hiermit,
daß ich den Ausbau der Potsdamer Stadtpfarrkirche zu
St. Nikolai nach dem ursprünglichen Plane Schinkels
beschlossen habe. Sie haben hierauf sofort das Weitere
zu erlassen. Der Bau geschieht unter spezieller Leitung
des Baurats Persius, und es wird zur Konstruktion der
Kuppel der Gebrauch der aus Infusorienerde gebrannten
Ziegel empfohlen. Zu den Kosten dieses Baus habe ich
50000 Taler bestimmt, welche in jährlicher Zahlung von
12500 Talern durch den Minister Rother gezahlt werden
sollen. »
Der Plan liegt aber weiter zurück, und die ersten
Verhandlungen müssen Ende 1842 und Anfang 1843
zwischen dem König und Persius geführt worden sein;
denn dieser wurde bereits am 7. Februar 1843 vom Herr-
scher aufgefordert, die Anschläge einzureichen. Man
glaubte augenscheinlich, mit einer geringen Summe aus-
kommen zu können, eine Auffassung, die sich bald als
irrtümlich erweisen mußte.
Persius reichte am 20. Mai 1843 aus Potsdam einen
Immediatbericht an den König ein: « Bei Entwerfung
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der Bauzeichnungen und Kostenanschläge ist mein
Augenmerk besonders darauf gerichtet gewesen, solche
Konstruktionen in Anwendung zu bringen, die ohne die
Solidität des Baues zu beeinträchtigen, das Gewicht der
über den weitgespannten Tonnengewölben aufzufüh-
renden Massen möglichst verringern. 1) Zu diesem
Behufe ist angenommen worden, wie die 28 Säulen der
Kolonnade um die Kuppel statt von Werkstücken von
Gußzink in der Art ausgeführt werden sollen, daß die
architektonische Gestalt jeder Säule von einem hohlen
Zinkmantel gebildet wird, der einen gußeisernen Ständer
von ausreichender Stabilität zur Tragung des Gebälks
über den Säulen umhüllt. 2) Daß das Gebälk über den
Säulen zwar von Werkstücken ausgeführt werden soll,
die Teile der Architrave aber, welche über den Interko-
lumnien frei schweben, durch Aushöhlungen erleichtert
und der Fries und das Gesims darüber aus Platten zu-
sammengesetzt werden sollen. 3) daß zur Aufführung
des Kuppelgewölbes Infusoriensteine angewendet wer-
den sollen, deren Gewicht jedoch durch Beimischung
guter Ziegelerde nur etwa ein Drittel gegen die Schwere
gewöhnlicher Mauerziegel verringert werden soll, damit
eine ausreichende rückwirkende Festigkeit des Baumate-
rials erlangt werde und wobei angenommen worden ist,
daß vor der Anwendung dieser leichten Steine das Ver-
halten der benötigten Festigkeit zuvörderst durch sorg-
fältige Versuche festgestellt worden sei. 4) dürften sich
bei der Ausführung der Schutzkuppel in Gußeisen statt
in Holz, wie im Schinkelschen Entwurfe angenommen
worden ist, noch Vorteile hinsichts der Erleichterung
dieses Bauteils herausstellen, welche Konstruktion auch
dem monumentalen Charakter des Gebäudes mehr ent-
sprechen und womit dasselbe vollkommen feuersicher
herzustellen sein würde. (Die Konstruktion dieser
Schutzkuppel ist durch zwei ebenfalls beigefügte Zeich-
nungen veranschaulicht.) Nach einer annähernden Be-
rechnung würden die auf diese Weise zu verringernden
Gewichte der angeführten Bauteile eine Minderlast von
24000 Zentnern oder um ein Fünftel des ganzen Ge-
wichts der Kuppel im Vergleich zu den in dem Schinkel-
schen Plan angenommenen Konstruktionen herbeifüh-
ren, welche sonach den Tonnengewölben und dem Unter-
bau entzogen würden.
Bei den bedeutendsten Kuppelbauten älterer und
neuerer Zeit, namentlich bei der St. Sophia in Konstan-
tinopel, bei St. Paul in London und Ste. Genevieve zu
Paris ist das Bestreben der Baumeister vorzüglich auf
die vollkommenste Ökonomie hinsichtlich der Verwen-
dung des Materials gerichtet gewesen, und jeder hat
seine Aufgabe in eigentümlicher Weise zu lösen gewußt.
Dies Bestreben hat aber mehr zum Zwecke gehabt, dem
tragenden Unterbau Lasten zu entziehen, als die Auf-
führung des Kuppelbaus selbst dadurch zu begünstigen.
Wenn durch die Aufstellung dieser technischen Maß-
regeln von dem Schinkelschen Plane in mehrfacher Be-
ziehung hat abgewichen werden müssen, so habe ich mir
jedoch in keiner Beziehung erlaubt, von den darin vor-
geschriebenen architektonischen Formen und Verhält-