118 Abyſſinien
in klimatiſcher Beziehung drei Regionen: 1) die Kollas, die zwiſchen 3000 und 4800 F.
hoch liegenden Gebiete, mit einer Temperatur von 20—28° Wärme und prächtiger tropiſcher
Vegetation; 2) die Waïna - Degas oder die 4800— 9000 F. hoch liegenden Gegenden (wie
das ganze mittlere Takazzebaſſin), vorzugsweiſe die Mittelpunkte-der Cultur und die volkxeich-
ſten Städte umſchließend, mit einer Temperatur zwiſchen 11 und 211°; 3) die Degas, die
weiten, wenig mit Wald bede>ten Hochlandſchaften mit einer Erhebung von 9000—13800F-,
in denen am Tage das Thermometer gewöhnlich 7—8° zeigt, auf den höchſten Punkten aber
nicht ſelten unter den Gefrierpunkt fällt. Die Regenzeit dauert in den tiefern Gegenden von
April bis Sept., auf den Hochebenen von Zulti bis Oct. In den ſüdl. Landſchaſten gibt es
zwei Regenzeiten, vom Juni bis Sept. und im Jan, oder Febr. In den Degas findet man
zu dieſer Zeit überall Schnee auf den Gipfeln und Eis auf den Bächen. Die Schneelinie
erhebt ſih bis 13200 F.; auf allen höhern Gipfeln, wie z. B. dem Detſchem im Samen-
gebirge, liegt der Schnee beſtändig. Ganz andere Temperaturverhältniſſe haben dagegen die
Kollas, die Samhara und das Adálland. In dieſen Gegenden herrſcht den großen Theil des
Zahres eine glühende Hite, die fich in den engen Flußthälern faſt bis zum Erſti>en ſteigert.
In der Samhara iſ dazu die Atmoſphäre meiſt im höchſten Grade tro>en, in den Kollas da-
gegen ſehr feucht, In den tiefen, heißen Thälern des Mareb und Takazze im Nordweſten
des Landes gehen Europäer bei längerm Aufenthalte unfehlbar unter; ſelbſt für die Bewohner
des Hochlandes iſt der dortige Aufenthalt gefährlich. Auch Maſſaua gehört zu den ungeſun-
deſten Punkten ganz Afrikas.
Wie im Klima, fo macht fi) natitelich auch in Bezug auf das Pflanzen - und Thierreic)
der Gegenſatz von Hochland und Niederung geltend. Im allgemeinen jedoch erfreut ſih das
Land einer großen Fruchtbarkeit. Während die Flora in den höhern Gegenden, wie z. B.
in Schoa, bereits ſubalpiniſh iſ und in den höchſten Theilen von Laſta fich nur auf heide-
artige Gewächſe und Lichenen beſchränkt, trägt ſie in den heißen Thälern des Mareb und Ta-
fazze ſowie in den Niederungen ganz tropiſchen Charakter und zeigt die üppigſte Entwidelung
in Individuen wie Arten. Namentlich finden fich in dieſen Gebieten die dichteſten Urwälder,
mit Bäumen von rieſigſtem Wuchſe. Hier gedeihen vorzugsweiſe Adanſonien, Ebenholz, der
Meffabalſambaum, der Gummiharzbaum, der Papierbaum u. |. w., von Fruchtbäumen die
Banane und die Dattelpalme. Außer einer Menge von Medicinalpflanzen findet man Baum-
wolle, wilden Indigo, die Dhurra und Daguſſa (aus deren Körnern ein beliebtes Getränk
bereitet wird), Safran, Zuderrohr u. f. w. Die großen Berggelände des Südens in Enarea,
Kafa und Gurâgue find mit ausgedehnten Waldungen wildwacſenden Kaſfees (der von Kafa
ſeinen Namen hat) bede>t. In den höhern Gegenden werden die Gräſer Europas, die Ge-
treidearten und Hülſenfrüchte, der Weinſto>, die Drange und Citrone, die Pfirſich und die
Aprikoſe erbaut. Die kleinern Wälder der niedern und mittlern Hochlandsregionen beſtehen
zum großen Theil aus der ſ{hönen Moira oder dem wilden Oelbaumez; häufig finden fich
jedoch auch Nadelhölzer, meiſt von der Gattung Juniperus, die candelabexrförmige, prächtige
Euphorbienart Kolkwal, der Gurunußbaum und allenthalben Cedern, meiſt von ausgezeichneter
‚ Entwidelung. Außerdem kommen Sykomoren in verſchiedenen Arten, der Koſſobaum und der
hohe Zegba (Podocarpus) vor; an den Flüſſen wächſt das Bambusrohr. Die Wieſen und
Weiden bieten zahlreiche Arten von Gramineen und Leguminoſen ſowie verſchiedene ſehr nahr-
hafte Kleearten als Futterkräuter. In den höchſten Gegenden des Landes endlich, wo faſt nur
Gerſte und Hafer cultivirt werden, findet fich dev Kofjobaum, der bis gegen 11000 F. anſteigt,
und die ſtaudenartige Gibura. Auch die Thierwelt A.s iſt ungemein reih und zeigt in den
niedern, heißen Strichen, gleich der Pflanzenwelt, viel Gemeinſames mit der Fauna Senegam-
biens. Auf den fetten Weiden des Hochlandes ziehen ungeheuere Heerden von Ochſen (darunter
das Sangarind mit koloſſalen Hörnern), Ziegen und Schafen (mit langen Haaren, beſonders
in Begemeder) frei umher. Vorzügliche Pferde findet man auf den Hochebenen von Begemeder
und Laſta. Antilopen in verſchiedenen Arten ſind ſehr zahlreich. Kameele werden nur in der
Samhara und dem Lande der Adâl gezüchtet. In den Niederungen hauſen wilde Elefanten,
Rhinoceroſſe und Hippopotamen, das Wildſchwein und Raubthiere aller Art. Von letztern ſteigt
die Hyäne, eine wahre Plage des Landes, bis auf die Hochebenen. Löwen und Panther [eben
in der Samhara. Allerwärts finden ſih Schakals, Leoparden, Luchſe, Bären, wilde Kaßen
und Füchſe, in Südabyſſinien auch die für den Handel wichtige Zibethkaze. Krokodile, große
Sglangen und anderes Ungeziefer bergen die Sumpflandſchaften der Niederungen. Heu-
ſhre>en werden oft zur Landplage, und der Stich der Tſaltſalfliege wirkt in der Regenzeit
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