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Accent (grammatiſch) 125
Wege zurü>legen. Wirkt aber die treibende Kraft nicht blos momentan, wie beim Stoße, ſon-
dern längere Zeit andauernd, wie die Schwerkraft bei der Fallbewegung eines Körpers, jo
fügt die treibende Kraft in jedem neuen Momente zu dem urſprünglichen Impulſe einen neuen
hinzu, und infolge davon wird die Geſchwindigkeit des bewegten Körpers beſchleunigt, accelerirt.
Die treibende Kraft heißt dann die accelerirende Kraft, und die in jeder Secunde zuge-
wachſene Geſchwindigkeit iſt das Maß der Beſchleunigung oder die A. Je nachdem die trei=
bende Kraft während der ganzen Dauer der Bewegung ihre Stärke gleichmäßig beibehält oder
nicht, wird die A. eine gleichförmige oder ungleichförmige ſein. — A. des Mondes, Wie
zuerſt von Halley bemerkt wurde, wird ſchon ſeit mehrern Jahrtauſenden die Umlaufszeit des
Mondes um die Erde immer kürzer oder die Geſchwindigkeit deſſelben immer größer. Dieſe
Erſcheinung konnte man ſich lange nicht erklären. Endlich fand Laplace 1787 die währe Ur-
ſache dieſer A. des Mondes in der veränderlichen Excentricität der Erdbahn, welche ungefähr
ſeit 12000 v. Chr. im Abnehmen iſt. Seit dieſer Zeit rü>t der Mond der Erde immer näher,
und dieſes wird etwa bis 36900 n. Chr, dauern, wo die Excentricität der Erde wieder zu-
nehmen wird. Jedoch iſt dieſe Beſchleunigung eine jo geringe, daß die Umlaufszeit ſeit 2000
Zahren nux um Y, Sec. kürzer geworden ift und der Mond der Erde in eben dieſer Zeit ſih
nur um 180 F. genähert hat.— A. der Fixſterne nennt man den Unterſchied zwiſchen dem
Sterntage und dem mittlern Sonnentage, welcher ungefähr 3 Min. 56% Sec. Sternzeit be-
trägt, um welche der Sonnentag länger iſt.
Accent (in der Sprache). Die Dauer des Sprachlauts, ob kurz oder lang, mißt das Ge-
ſeß der Quantität (ſ. d.); der Ton oder A. iſt die den Laut begleitende Hebung oder Senkung
der Stimme. Hebung durch den Ton tft von der Dehnung einer Silbe in der Aussprache
wefentlich verſchieden, Beides, Hebung und Dehnung, kann zwar bei einer und derſelben
Silbe ſtattfinden, z. B. léges (die Geſetze), allein ebenſo gut kann der Ton. auf eine kurze
Silbe fallen, z. B. léges (du wirſt leſen). Der eigentliche A. beruht auf der Hebung der
Stimme, wozu die Senkung die Gegenſeite bildet; allein dieſer Gegenſaß ift verfchiedeney Ab-
ſtufungen fähig von dem bloßen Sinken bis zum völligen Weichen des Tons ( Tonloſigkeit).
Dieſe Hebung iſt in der Ausſprache das Mittel, die Vereinigung mehrerer Silben, des Stam-
mes mit ſeinen Abbeugungen, zu Einem Worte oder Begriffszeichen anzudeuten, und gleichwie
der Ton die einzelnen Silben eines Wortes beherrſcht, ſo geht er mit größerer Freiheit und Ab-
wechfelung durch ganze Süße hindurch, überall der Rede erſt Einheit, Farbe und Leben gebend.
Eine Silbe dur den Ton in der Ausſprache hervorheben, nannten die Römer acuere (ſchär-
fen, mit geſchärſtem Tone ausſprechen); eine ſolche Silbe hieß daher syllaba acuta, der Ton
derſelben, die Hebung, accentus acutus; das Zeichen deſſelben iſt (*). Das Gegentheil davon,
die unbetonte, geſenkte Silbe, hieß syllaba gravis, und dieſe Abweſenheit der Hebung, die Sen-
fung, accentus gravis (*). Von beiden ift noch zu unterſcheiden eine von Natur lange Silbe
mit dem accentus eircumflexus. Hier trat Hebung und Senkung des Tons in der Ausſprache
einer und derſelben Silbe ein (daher das Zeichen * oder”), die unferm Organe nachzuahmen
nicht gut möglich iſt; wir können in der Ausſprache mâlus (der Apfelbaum) und mälus (der
Schlechte) nicht mehr unterſcheiden. Die tiefern Geſeße, nah welchen in den einzelnen Wör-
tern beſtimmte Silben durch den Ton hervorgehoben werden, find bisjett noch nicht erforſcht.
Urſprünglich hob der A. wol den Vocal derjenigen Silbe hervor, durh welche ein Begriff
modificirt wurde, alſo die Suffixa oder Präfixa, wenn fie ſih mit einer Wurzel oder einem
aus einer Wurzel gebildeten Thema verbanden; doh wurde dies einfache Geſeß ſchon früher
durch mannichfache euphoniſche Einflüſſe vielfah verdunkelt.
Quantität und A. erſcheinen urſprünglich in den Sprachen der Vorzeit, in denen das Princip
ſinnlich höherer Vollendung vorherrſcht, wie im Griechiſchen und Lateiniſchen, innig verfchmol-
zen; die Quantität umfaßt gleichſam die poetiſche, der A. die proſaiſche Lebendigkeit der Sprache.
Allmählich geht die Quantität unter, und der A. gewinnt an Ausdehnung, bis er in den
neuern Sprachen faſt allein herrſcht und dadurch die Haupturſache vieler Veränderungen der
Sprache ſelbſt wird, indem er Flexions- und Bildungsendungen zu ſeiner Hebung heran- und
dadurch zuſammenzieht, in ſeinen Senkungen aber den wahren Laut der Buchſtaben beſchädigt
und verdunkelt, Auch in der deutſchen Sprache haben beide Elemente wol anfangs nebenein-
ander geherrſcht; es hat ſich ‘aber allmählich das Gefet gebildet, daß der Ton auf die Wurzel
fällt und auf ihr bei allen Beugungen und Zufammenfegungen ruhen bleibt. Doch gibt es