180 Adam de la Hale Adam (Adolphe Charl.)
Das Werk wurde nach einer von Bartholin im Kloſter Soröe aufgefundenen Handſchrift zu-
erſt von Andr. Sever. Vellejus (Vedel) herausgegeben (Kopenh. 1579), am beſten jedoch, unter
Benußung anderer inzwiſchen bekannt gewordener Handſchriften, von Perß in den « Monu-
menta Germaniae historica » (Vd. 9). PVeßtere Necenſion hat Laurent ſeiner deutſchen Ueber=
tragung (Berl. 1850) zu Grunde gelegt. Werthvoll iſt auh A.'s Schrift: «De situ Daniae
et reliquarum quae trans Daniam sunt regionum natura» (Stodh. 1615; Leyden 1629).
Vgl. Asmuſſen, «De tontibus Adami Bremenzsis » (Kiel 1834).
Adam de la Hale, genannt le bossu d’Arras, Dichter und Componiſt (Trouvère) des
13. Jahrh., wurde um 1240 zu Arras geboren und in der Abtei Vauxelles bei Cambray
wiljenjchaftlich erzogen. Er trat fodann in den geiftlichen Stand, verließ aber denſelben wie-
der und vermählte fich. Später trennte er ſich von ſeiner Frau, wandte fich nach Paris und
Ihlop fich an Nobert IL, Grafen von Artois, mit welchen er fi) 1282 nach Neapel begab,
wo er um 1287 ſtarb. In den pariſer Bibliotheken finden ſi< no< eine Menge Chanſons
und Liederſpiele von ihm. Von großer Wichtigkeit für die Geſchichte der Muſik iſt die That-
ſache, daß er zuerſt auf freiere Weiſe mehrſtimmig zu ſchreiben verfuchte. Nach der Harmonie-
[ehre jener Zeit wagte man in mehrſtimmigen Sätzen keine andern Harmonien anzuwenden
als ununterbrochene Reihen von Quinten, Ouarten und Octaven, wie es Guido von Arezzo
und deſſen Nachfolger vorgeſchrieben. A. hält ſich zwar iin allgemeinen auch noch an diefe
Regeln, aber er untermiſcht ſie mit Gegenbewegungen und andern harmoniſchen Combinatio-
nen. Als beſondere Merkwürdigkeit ſeiner Motetten muß auch gelten, daß er in die Baßftimme
den Cantus firmus mit lat. Worten ſetzt, und darüber eine oder zwei andere Stimmen im
verzierten Contrapunkt, welche in franz. Worten chansons d’amour ſingen. Eins ſeiner bis
dahin unbekannten Werke: «Le jeu de Robin et de Marion», gewiß die älteſte fomiſhe Oper,
ward 1822 zum erſten mal in Paris von der Geſellſchaft der Bibliophilen herausgegeben.
In dieſem Stücke ſpielen 11 Perſonen; es iſt eingetheilt in Scenen, und der Dialog wird
unterbrochen durch Singſtücke. Proben von A.'s Setart finden ſich in Kieſewetter's «Geſchichte
der neuern Muſik» (2. Aufl. , Lpz. 1846).
Adam (Adolphe Charl.), beliebter franz. Componiſt, geb. 24. Juli 1803 zu Paris, trat
1817, nachdem er das Lycée Napoléon beſucht und einigen vorbereitenden Muſikunterricht er-
halten, ins Conſervatorium, wo Reicha in der Harmonielehre und im Contrapunkte, Boieldieu
in der Compoſition ſeine Lehrer wurden. Mit einem zweiten Compoſitionspreiſe gekrönt, ver-
ließ ex das Inſtitut und wurde ſpäter Accompagnateur am Gymnaſe-Theater, für welches er
verſchiedene Vaudevillemuſiken componirte. In derſelben Zeit fertigte er auh viele Phantaſien
und Variationen über Motive aus den damals beliebteſten Dpern. Sein erſtes Werk von
einiger Bedeutung war die einactige Oper «Pierre et Catherine », welhe 1829 aufgeführt
wurde und Erfolg hatte. Das Jahr darauf folgte die größere, «Danilowa», an die fich bis
1835 etwa ein Dußend größere und Kleinere Opern ſchloſſen, von denen «Le proserit» (1833)
und «Le châlet » (1834) wol die hervorragendſten find. Die rechte Begründung und De-
feſtigung fand A.'s Auf erft durch den «Postillon de Longjumeau», welhe Oper 1836 mit
ungemeinem Beifall aufgeführt und auch außerhalb Frankreichs viel verbreitet wurde. Ucber-
haupt iſt dieſelbe als ſeine beſte Production anzuſehen. In die Zeit von 1836 —46 fallen
10 Opern, darunter «Le fidèle berger » (1838), «Le brasseur de Preston » (1838), «La
reine d’un jour» (1839), «Le roi d’Yvetot» (1842), «Richard en Palestine» (1844), und
verſchiedene Ballets, unter denen beſonders «La jolie lille de Gand» (1839) und «Giselle»
(1841) nette Sachen enthalten. 1847 errichtete er felbft zu Paris das Théâtre National,
Hauptfächlich um jüngern Componiſten Gelegenheit zu geben, ihre Opern auf die Scene ge-
langen zu ſehen. Dem Unternehmen wurde aber ſhon 1848 durd) die Yebruarrevolution ein
Ende gemacht, und A. verlor ſein ganzes erſpartes Vermögen. Ein nur magerer Erſaß für
dieſen Verluſt wurde ihm durch die Ertheilung einer Compoſitionsprofeſſur am Conſervato=
rium. Neben dieſer Stellung bejchäftigte er fich auch eine Zeit lang mit muſikaliſcher Kritik
für verſchiedene pariſer Blätter.) Mit dem «Toréador » betrat A. 1849 wieder die Bühne
der komiſchen Oper, ließ noh 14 größere und kleinere Opern (darunter 1850 mit dem meiſten
Erfolg «Giralda, ou la nouvelle Psyché ») und verſchiedene Ballets (z. B. «Le Corsaire »,
« Orfa ») nachfolgen, -bis ex 3. Mai 1856 zu Paris ſtarb. Seit 1836 war er Ritter der
Ehrenlegion und ſeit 1844 Mitglied der Akademie. A.'s Talent iſt im ganzen ein ſehr liebens-
würdiges, und in vielen ſeiner Hervorbringungen entfaltet er Friſche und Feinheit. Daneben
läuft aber oft viel Oberflächliches und Triviales mit unter, und die Flüchtigkeit des Arbeitens
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