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10 Aalthierhen Aarau
ein arger Raubfiſch, der dem Boden nahſchleicht, gern Laich anderer Fiſche frißt und fich
leicht in Fiſchtrögen halten läßt. Man fängt ihn meiſt in Neven und Neuſen, weniger mit
der Grundangel. Im Mittelalter galt die Trüſche ihres weißen, zarten und doch feſten Flei-
ſches wegen für den beſten Fiſh der Schweizerſeen und wurde ſelbſt der Forelle vorgezogen.
Die große, zarte Leber wird an einigen Orten in ähnlicher Weiſe wie die Gänſeleber zu Paſte-
ten verarbeitet, welche hoch im Preiſe ſtehen und von Feinſhme>ern den Gänſelebern vor-
gezogen werden, troß der vielen Eingeweidewürmer, die ſih meiſt in der Leber einkapſeln und
als weiße, oft erbſengroße Punkte und Fle>en erſcheinen.
Aalthierhen nennt man kleine, freilebende Rundwürmchen, welche theils in ſtehenden und
fließenden Gewäſſern, theils aber namentlih gern in gärenden und modernden Subſtanzen
fortfommen, Der Körper ift meift waßzigsrund, durchſichtig, die innere Structur derjenigen
der Spulwiirmer ähnlich. Sie gebären meiſt lebendige Junge und pflanzen fich mit aufßer-
ordentlicher Fruchtbarkeit fort, ſodaß binnen kurzer Zeit Millionen fi) an den geeigneten
Orten erzeugen können. Hierher gehören die Ejfigälchen, welche befonders gern in der Eijfig-
mutter fich aufhalten und oft füljchlich als ein Zeichen der Schärfe des Ejfigs angefehen wer-
den, Ferner die Kleifterälchen, die in modernden Kleiſter, die Getreideälchen, welche in
verdorbenen Aehren bei feuchten Zahren und namentlich in dem Mutterkorne vorkommen.
Aar, Aare, einer der anſehnlichſten Flüſſe der Schweiz, nächſt Rhein und Rhône der
bedeutendſte, entſpringt in zwei verſchiedenen Quellen in den Aargletſhern des Berner Ober-
landes, ergießt ſih, dur< den Zufluß des geſ<hmolzenen Schnees und der Bergſeen reihlih
genährt, als ein ſchöner, Eryftallflarer Bergftrom in tollen Sprüngen durch das Oberhaslithal
und fällt bei der Sennhütte Hande> in verſchiedenen Fällen, von welchen der obere Handed-
fall, 225 F. hoh, einen der prachtvollſten Waſſerfälle Europas bildet, 4420 F. tief in das
Haslithal. Nachdem der Fluß dieſes Thal 10 St. weit durchſtrömt, tritt ex 2 St. unterhalb
Meiringen in den Brienzerſee, den er bei Interlaken verläßt, um 1 St. weit das ſogenannte
Bödeli, an Unterſeen vorbei, zu bewäſſern und dann ſeine Fluten in den Thunerſee zu ex-
gießen. Aus dieſem bei Thun wiederum austretend, fließt er in nordweſtl. Nichtung weiter
bis Bern, in deſſen Nähe er bei der Aarenge die wunderlihſten Krümmungen bildet, und
wendet ſih dann nah Weſten, von links her die Saane aufnehmend. Hierauf beugt der Fluß
nach Nordoſten um, von nun an am ſüdl. Abfall des Juragebirgs hinſtrömend, berührt, nahdem
ex noch von Weſten her die Zihl, den Abfluß des Bieler- und Neuenburgerſees empfangen, Solo-
thurn, nimmt kurz darauf rehts die Emme, ſpäter bei Aarburg die Wigger, unterhalb Aarau
die Suhr, bei Brugg die Reuß, Y, St. weiter abwärts die Limmat auf und mündet, nachdem
ex den Jura quer durchbrochen, bei Koblenz, gegenüber der bad. Stadt Waldshut, in den Rhein.
Obgleich der directe Abſtand der Quellen von der Mündung der À. nur 16 M. beträgt, ſo mißt
doch wegen der mannihfahen Krümmungen die Länge ihres Laufs gegen 40M. Schifſbar wird
der ziemlich reißende Strom, der an ſeiner Mündung breiter iſt als der Rhein, erſt von Unter-
ſeen aus, doh nur für Flöße und kleinere Schiffe, und ſelbſt für dieſe niht immer ohne Ge-
fahr. Die Gletſcher (Aargletſ<er), welche der A. ihren Urſprung geben, ſind der Ob.er-
aargletfcher, der das Thal zwiſchen dem Zinkenſtein, dem Rothhorn und der Grimſel füllt,
und dex Unteraargletſcher, der fi am Fuße des Finſteraarhorns und der Schre>hörner
herabzieht ; öſtlich weiter führt aus dem 6695 F. hohen Aarthal der Grimſelpaß nah dem
Khönethal. Die Aargletfcher werden jett häufig von dem Grimſelſpital aus beſucht. Auf
ihnen ftellte der Naturforscher Agaffiz feine Unterfuchungen über die Entftehung und Bedeutung
der Gletſcher an. — Den Namen À. führt auch ein Heiner Fluß im Fürſtenthum Walde,
an welchen Arolſen liegt und der in die Dille mündet. Zwei andere Flüſſe dieſes Namens,
in der preuß. Rheinprovinz"und im Naſſauiſchen, werden richtiger Ahr (\. d.) geſchrieben.
Aarau, Hauptſtadt des ſchweiz. Cantons Aargau, liegt in einer nördlich vom Jura be-
grenzten, an Wein, Korn und Wieſen reihen Gegend, an der hier ſehr reißenden Aar, über
welche ſeit 1850 eine Kettenbrücke führt, und iſt ein freundlicher und wohlgebauter Ort mit
5094 E. (darunter 918 Katholiken), breiten, reinlihen, des Nachts durh Gas erleuh-
teten Gaſſen und zahlreichen, durch treffliches Quellwaſſer geſpeiſten Brunnen. Die anſehn-
lichſten Bauwerke ſind das Negierungsgebäude mit dem benachbarten, gefehmadvoll erbauten
Saale des geſetzgebenden Großen Raths; eine anſehnliche Kaſerne, welche als cantonale und
eidgenöſſiſche Militärſchule benutzt wird; das Zeughaus; das an den alten Thurm Rore an-
gebaute ſtädtiſhe Nathhaus, in dem ſich auch der Sit des Obergerichts befindet. Verkehr und
Handel find ſehr belebt. Die anſehnliche Fabrikthätigkeit erſtre>t ſih beſonders auf Seiden-