230 Adria Adxiau (Ioh. Valent.)
Die A. ſind dur das Bedürfniß hervorgerufen und haben den Zwe, den geſchäftlichen Ber-
kehr der verſchiedenen Berufsklaffen theils unter ſich, theils mit andern zu fördern. Mit dem
raſhen Aufſhwunge, welchen in neuerer Zeit das geſammte Verkehrs - und Gewerbsleben
namentlich auh in Deutſchland genommen hat, find die A. nicht nur zu einem eigenen Zweige
der literariſchen Production angewachſen, ſondern ſie haben auh, um den verſchiedenſten In-
tereſſen und Anſprüchen zu genügen, nah Inhalt und Einrichtung zwe>gemäße Verbeſſerungen
erfahren. So haben ſich die Staatsadreßbücher, wenigſtens in mehrern deutſchen Staaten, wie
3.8. in Sachien ſeit 1863, zu wirklichen Staatshandbüchern umgewandelt, die niht mehr
bloße Perſonalverzeichniſſe enthalten, ſondern auch eine Fülle zuverläſſigen ſtatiſt. Materials
und vielfach erwünſchte Notizen über Gegenſtände der Adminiſtration bieten. Während früher
nur die größten deutſhen Städte ihre regelmäßig erſcheinenden A. beſaßen, hat ſeit einigen
Jahrzehnten jede nur einigermaßen umfangreiche oder dur) Handel und Induſtrie belebte
Stadt ihr A. oder ihren Wohnungsanzeiger, der häufig im Auftrage der ſtädtiſchen Behörden
ſelbſt oder wenigſtens mit deren Unterſtüßung erſcheint. Ein großer Theil dieſer ſtädtiſchen
A. begnügt ſich ebenfalls niht mehr mit einem bloßen Verzeichniß der ſelbſtändigen oder ge-
werbtreibenden Einwohner, ſondern ſtellt dieſelben auh nach den verſchiedenen Berufs = und
Erwerbszweigen zuſammen, gibt Ueberſichten über die Bewohner ſämmtlicher Häuſer und ent-
hält die verfchiedenartigften Beigaben über die topogr., ftatift. und adminiftrativen Verhältniſſe
der Stadt. Im jüngfter Zeit hat namentlich das Handelsintereſſe eine Anzahl von A. hervor-
gerufen, die vorzugsweife nur dieſem zu dienen beſtimmt ſind. Dahin gehören Unternehmungen
wie das leipziger « Meßadreßbuch », das « Adreßbuch des deutſchen Großhandels » u. |. w.
Eigenthümlich in ſeiner Art iſt das ſeit 1838 von O. Schulz in Leipzig herausgegebene «Adreß-
buch des deutſchen Buchhandels ». — Adreßcomptoirs ſind Anſtalten, die ſfih mit der
Vermittelung der Nachfragen und der Angebote in Betreff gewiſſer perſönlicher Verhältniſſe,
z. B. der Annahme von Dienſtboten, des Engagements von Hauslehrern, Gouvernauten,
Handlungsdienern u. ſt. w., ſelbſt der Heirathen, dann auch gewöhnlich mit Nachweifung von
Wohnungen, Abmiethern u. dgl. bejchäftigen und dafür entweder von beiden Theilen oder von
dem Theil eine Gebühr ziehen, dem durch die Nachweiſung der größere Dienſt geſchieht.
Adria, Hadria, im Alterthum eine Stadt in Oberitalien, welche an der Küſte des nah
ihr benannten Adriatiſchen Meeres zwiſchen den Mündungen des Padus (Po) und der Atheſis
(Etſch) an einer der Fossae Philistinae lag, von den Etruskern gegründet war, aber um 384
v. Chr. von Korinth aus coloniſirt und 213 v. Chr. von den Römern erobert wurde. Kaiſer
Hadrian, deſſen Familie aus A. ſtammte, nahm von ihr den Namen an. Zur Zeit der Römer
war X, ein vielbefuchter Sechafen und Flottenſtation, überhaupt eine der bedeutendſten Städte
Oberitaliens. — Die gegenwärtige Stadt A., auf den Trümmern der alten erbaut und zur
Provinz Rovigo des Lombardiſch - Venetianiſchen Königreichs gehörig, liegt (da fich hier die
Küſte ſeit dem Alterthum bedeutend gehoben) 3 M. vom Meere, am Canale-Bianco, hat
12803 E. und iſ Sig eines Biſchoſs. Unter den öffentlichen Gebäuden ſind die Kathedrale und
das ſchöne Rathhaus hervorzuheben. Auch beſteht daſelbſt ein biſchöfl. Gymnaſium mit ſehs
Klaſſen. Die geringe Induſtrie erſtre>t ſih auf Fabrikation von Steingut und Leder, der
Handel auf Getreide, Pſerde, Maftvieh, Fiſche und Erdgeſchirr. Der in der Umgebung ge-
wonnene Wein war ehemals berühmt, iſt aber jezt niht mehr geſchätzt. In der Stadt ſelbſt
wie in der Nachbarſchaft werden viele Alterthümer aus der etrusf. und röm. Zeit gefunden.
Adrian, Päpſte, j. Hadrian.
Adriau (Zoh. Valent.), deutſcher Sprachforſcher und Literaturhiſtoriker, geb. 17. Sept.
1793 zu Klingenberg am Main, beſuchte die Schulen zu Miltenberg, Aſchaffenburg und dann
die in dem letztgenannten Orte errichtete Karlsuniverſität. 1813 und 1814 nahm er als Frei-
williger theil an dem Feldzuge gegen Frankreich und ging dann, nach feiner Rüdfehr, auf die
Univerſität zu Würzburg. Später lebte er theils in der franz. Schweiz, theils in ſeiner Vater-
ſtadt. Nachdem er einige Jahre als Lehrer gewirkt, reiſte er 1819 nah Italien. 1820 über-
nahm er die Erziehung der Söhne des würtemb. Miniſters Grafen von Wintzingerode. Nach
Niederlegung dieſer Stelle ging er nad) Paris und England. Eine Frucht dieſer Reiſe waren
mehrere Mittheilungen in deutſchen Zeitſchriften und die « Bilder aus England » (2 Thle,,
Franff. 1827 — 28), denen ſehr gelungene «Skizzen aus England» (2 Thle,, ebend. 1830 —
33) folgten. Nach ſeiner Rü>kehr ward er 1823 Profeſſor der neuern Sprachen in Gießen,
1826 erhielt er den Auftrag, die gießener Univerfitätsbibliothef zu ordnen, und 1830 wurde
er Oberbibliothekar. Unter ſeinen Schriften ſind zu neunen: «Provenzaliſhe Grammatik und
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