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und die ſüdweſtl, Ebene die Temperatur Nordafrikas beſitzt, werden die nördl. Hochländer von
\hneereihen Winterſtürmen heimgeſuht. Daher auch der mannichfaltige, noh lange nicht in
"vollem Maße in den Handelsverkehr eingetretene Productenreihthum des Landes. Bon Mi-
neralien ift im ganzen wenig bekannt, weil ihre Gewinnung geordnete Thätigkeit erfordert.
Der Hindu- Kuh hat bereits Eiſen und Blei in bemerkenswerthen Maſſen geliefert, und in
den weſtl. Gebirgen hat ſih außer Blei auh Schwefel gefunden. Eine Goldmine iſ neuer-
dings unweit Kandahar eröffnet worden; auh die Steinkohle iſt der Bevölkerung nicht mehr
unbekannt. Vegetabiliſche Producte der verſchiedenſten Arten finden fich, vom indischen Zuder-
rohr und der Dattelpalme bis zu den ein gemäßigteres Klima erfordernden europ. Getreide-
gattungen; außer den legtern gedeihen hier ebenſo gut die ſüdl. Cerealien Mais und Reis.
Die geſhüßten Thäler prangen von Tulpen und Roſen, und laſſen Orangen, Citronen, L-
monen, Granaten reifen neben Aepfeln, Aprikoſen, Pflaumen, Feigen und Wein. Von Nugz-
pflanzen werden gepflegt: Taba, der beſonders in Kandahar verarbeitet und ausgeführt wird,
Baumwolle, Hanf (zur Herſtellung berauſchender Mittel), Nhabarber, die Caſtorölvflanze und
Asa foetida. Dieſelben Gegenſäge ſtellen ſih im Thierreih dar. Neben Schakal, Hyäne,
Bär, Wolf, Fuchs, Löwe, Tiger und Leopard in den Bergklüften finden fich das Kamel, das
Schaf (deſſen zumeiſt rothbraune Wolle und verarbeitete Häute nah Indien gehen), das
Pferd (welches ebenfalls nad) Indien ausgeführt wird), eine befonders zum Lafttragen benutzte
Art des Zabu, viel Maulthiere, Eſel (der zahme ſowol als auh der weiße wilde). Die zahl-
reichen Falken werden zum Theil zur Jagd abgerichtet; Faſane, Lerchen u. f. w. kommen in
großer Menge vor. Von gefährlichen Thieren iſ beſonders eine ſehr große und ſehr giftige
Sforpionenart zu nennen.
Die Bevölkerung des Landes iſt nicht einheitliher Abſtammung. Die verſchiedenen Stämme
wechſeln öfter ihre Wohnſige, daher die ſhwankenden Angaben von 5—9 Mill, E. Die
Hauptmaſſe bilden die Afghanen, wie ſie nah perſ. Weiſe gewöhnlich heißen. In ihrem eige-
nen öſtl, Dialekt nennen ſi dieſelben Pukhtun, im weſtl. Puſchtun, und nach dieſen beiden
Dialekten zerfallen ſie auch in eine öſtl. und weſtl. Gruppe. Die öſtl. Afghanen heißen auh
Duranis. Die Maſſe der eigentli afghan. Bevölkerung wird auf mindeſtens 3 Mik. ange-
geben. Sie gehört zu dem iraniſchen Volksſtamme im weitern Sinne, hat jedoch in ihrem öſtl,
Theile ſtarke indiſche, im weſtl. \peeifiſh perſ. Beimiſchungen erfahren. Ihre eigene Ueber-
lieferung führt ihre Abſtammung ganz unbegründet auf die 10 Stämme Iſraels zurü>; die
Aehnlichkeit ihrer nationalen Geſichtsbildung mit der jüd. iſ jedoch eine nur oberflächliche.
Die verſchiedenen Stämme des Landes haben politiſch beſondere Vorrechte und Einrichtungen,
wahrſcheinlich je nachdem ſie ru>weiſe von dem nordöſtl. Hochlande eingewandert ſind. Unter
den öſtlichen zeichnen ſich beſonders der Stamm der Juſufzais und der Stamm der Ghildſchis
aus. Der im Weſten über die eigentlich afghan. Grenzen hinaus wohnende Stamm der Hezareh,
etwa 55000 Seelen, gehört nicht zu den eigentlichen Afghanen. Die Hezareh haben turaniſche
Abkunft, ſprechen eine Turkſprache und find, abweichend von ihren Herren, den Afghanen, wie
die Perſer ſchiitiſhe Moslems. Von den übrigen Stämmen, welche das Hochland bewohnen,
ſind beſonders die dur<h das ganze Gebiet zerſtreuten Tadſchiks ſowol als Reſte der ur-
ſprünglichen iraniſchen Bevölkerung (mit Sinn fir Aderbau) als auch durch ihre Zahl von
Yo Mill, Seelen bemerfenswerth. Sie ſind, wie die Afghanen, Sunniten, ſprechen aber einen
faſt rein perſ. Dialekt. Auch die den Hezareh benachbarten Eimak ſind ein Zweig der Tadſchik
und Sunniten, Türkiſche Abkunft haben hingegen die 200000 Seelen zählenden Kazzilbaſch,
Schiiten, welche hier ſeit Nadir -Schah feſten Fuß gefaßt. Im Oſten ſind von Indien aus
die ſogenannten Hindki und die Dſchat eingedrungen. Erſtere beſchäftigen ih beſonders in
den Städten mit Handel und haben ſih wahrſcheinlih von der Kriegerkaſte Oſtindiens abge-
zweigt. Die ſunnitiſhen Dſchats dagegen ſind ſchr arm, von unbekannter Herkunſt. Beide
Stämme zuſammen werden auf 600000 Seelen geſchäßt. Im Nordoſten wohnen, doch in
nicht ſehr beträchtlicher Zahl, Käfirs (f. d.), anderer Einwanderungen, wie die von Arme-
nern u. ſt. w., nicht zu gedenken. Ueber alle diefe Herrfcht nımerifch, wenn-aud) in vielfache
Stämme gegliedert, doh durch ein ziemlich einheitliches Nationalbewußtſein zuſammengehalten,
der Afghane, kräftig von Körper, trotig, ſtolz, aber im ganzen ein der Verſtellung und des
Trugs ſehr fähiger und zur Rachſucht geneigter nomadiſirender Räuber. In der Neligion
erſcheint die Zähigkeit ſeines Weſens als Bigoterie, und unter allen ſunnitiſhen Moslems iſt
er der wildeſte Feind des ſchiitiſchen Perſers. In dem Verhältniß zur Frau beweiſt ex eine
Treue, wie fie fonft felten im Islam gefunden wird. Dem undisciplinirbaren Selbſtbewußtſein
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