Afrika 265
laufen der Schiſſe, und das ganze Flachland wird auf 50—60 M. von der Mündung durch
die Wogen überſhwemmt. Der Fluß läßt hier einen ähnlichen befruchtenden Schlamm zurüc
wie der Nil. Beim Zambeſi und ſeinem obern Lauf, dem Liambye, iſt die Zeit des Hochwaſ-
ſers vom Febr. bis April, und das ganze Barotſethal wird dann zu einem See, aus welchen
die auf Hügeln erbauten Dörſer wie Inſeln hervorſchen. Im Juli wird der untere Zambeſi
jo ſeicht, daß der größte Theil ſeines Bettes tro>en liegt und er eine kurze Strede oberhalb
Tete zu Fuß paſſirt werden kann. Der Ngamiſee hat ſeinen höchſten Waſſerſtand im Zuni,
Juli und Aug., da ſein Beden von dem Teoge gefüllt wird, der von März bis Sept. flicßt.
Der Congo (Zaire) fchwiltt Anfang April an, was auf eine beträchtlich nördl. Lage einer
ſeiner Hauptquellen ſchließen läßt, Eine große Anzahl der afrif. Flußbetten enthält in der
trodenen Zeit kein Waſſer oder füllt ſih gar nur ſelten cinmal dur einen Regenguß. Der-
artige Negenbetten (Chor, Plural Cheran) trifft man nicht allein in der Sahara, der Kalahari
und ſonſt in den tro>enen Theilen des Continents, ſondern vielfah au innerhalb der Zone
der tropiſchen Regen, Die Thäler (Wadi) bilden da oft infolge des unter der Oberfläche ſich
verhaltenden Waſſers üppiggrüne Länder, die einen weſentlichen Charakterzug in der afrik.
Landſchaft abgeben. Sehr bedeutende Regenbetten derart ſind der Draa, Guir, Mia und
Ighergher in der nördl. Sahara, der Rahad und Dender im weſtl. Abyſſinien, der Noſob,
Große Fiſchfluß und Swakop in Großnamaqualand.
Klima. Das periodiſche An- und Abſchwellen der Gewäſſer hängt natürlich von den
meteorolog. Vorgängen ab. A. liegt mit vier Fünfteln ſeines Areals in der heißen Zone; nur
ein größeres Stüd im N. und ein kleineres im ©. befinden fich in dem fogenannten fubtropi=
[hen Gürtel der gemäßigten Zone. Es wird ihm daher ein ungeheneres Wärmequantum zu
Theil, und afrit, Hite iſt ſprihwörtlih geworden. Vielleicht das größte Wärmecentrum der
Erde liegt im öſtl. Sudan etwa unter 16° nördl. Br. (Chartum) und am Rothen Meer (Maſ=
jaua), wo eine mittlere Sommertemperatur von eima 26° R. herrſcht (in Oftindien nur 24°),
Hibegrade von 40° R. im April und Mai vor Beginn der Regenzeit nicht ſelten, 30— 32°
zur Mittagszeit fogar gewöhnlich ſind. Von dieſem Wärmecentrum gehen dann die übrigen
Temperaturkinien in concentriſchen Curven aus. Mäßige, dem Europäer zufagende Tempe-
ratur findet fi, außer auf den Hochländern, wie in Abyffinien, erft an der Nord- und Süd-
lüſte. In Aegypten z. B. beträgt die mittlere Zahrestemperatur zu Alexandrien 16°,2, zu
Kairo 17°,8, die des Juli dort 20°,4, hier 23°,9, die des Jan. dort 11° 1, hier 142565 Str
dieſem Klima erntet man in jedem Monat. In der Capftadt beträgt die mittlere Jahrestempe-
ratur 13°,9 R., die des Juli 10°, des Jan, 16°,35. Zn Pietermarigburg in Natal ift die des
Juni 9°, die des Jan. 16°; aber an der Küſte dieſer Colonie, in D’Urban, ſteigt die mittlere
Temperatur des Jan. ſchon auf 19°, die des Juli auf 12°. Die Südweſtküſte von A. ift
wentger warm, ſodaß die Palmenzone z. B. hier nur bis 16°, an der Südoſtküſte bis 31°
ſüdl, Br. hinauſgeht. Froſt beobachtet man auf der Ebene im N. no< zu Murſuk (26° nördl.
Br.), im S. mitten im Continent noh unter 15° ſüdl. Br. Ueberhaupt aber werden die Tem-
peraturunterſchiede um ſo bedeutender, ‘je mehr man ſich vom Aequator entfernt oder je Höher
man bon dem Meeresniveau auſſteigt. In Murfuf z.B, wurden + 44°,8 und — 2° R. als
Maximum und Minimum beobahtet.
Der größte Theil des Continents (etwa von 30° nördl. bis 28° ſüdl, Br.) ſteht, wie Mühry
nachgewieſen hat, unter der Herrſchaft des Paſſat, mit ciner jährlichen, der Sonne folgenden
Fluctuation von N. nah S.; auch iſ zu erwarten, daß in der Mitte zwiſchen den Paſſaten
beider Hemiſphären der Calmengürtel in A. ſich darſtelle, aber ſein Gebiet iſ faſt no< nie
betreten. Das nordafrik, Paſſatgebiet wird dur eine von O, nah W. gerichtete Grenze
(16—18° nördl, Br.) in zwei ſehr contraſtirende flimatiſhe Hälften getheilt: in die ſterile
Wiiſte, die Sahara, im N., und in den fruchtbaren Sudan im S. Der über die Sahara
wehende Paſſat kommt dampf= und regenleer über Aſien und Arabien, während der Sudan
den aus dem Indiſchen Meer mit Waſſerdampf geſhwängerten Wind erhält. Wenn an der
Oſtſeite von A. das Meer weiter nah Norden reihte, dann würde auh unſtreitig der Paſſat
ſo weit nördlich Regen und Fruchtbarkeit bringen, und die Sahara könnte niht als Wüſte
exiſtiren, Dieſe größte Wüſte der Erde iſt ſteril und ohne Humus, nicht etwa weil ſie in ihrer
Totalität alter Meeresboden wäre mit Quarzdetritus, wie Dünenſand, und mit Seeſalz, auh
nicht weil etwa ein regenloſex Gürtel zwiſchen der tropiſchen und der fubtropifchen Zone die
Erdkugel umgäbe, ſondern die Sahara zeigt fich ebenfo fruchtbar wie der Sudan an allen den
Stellen, wo Waſſer vorhanden iſt, d, h. in den Oaſen, Ihr Boden enthält neben Sand auch