Full text: A bis Arad (Band 1)

278 Aegäiſches Meer 
mehrere kleinere Be>en geſchieden, die im Alterthum eigene Namen hatten. der nördlichſte, 
weniger breite und minder inſelreiche Theil hieß das Thraciſche Meer, der ſüdlichſte zwiſcheu 
den Cykladen und Kreta, das Kretiſche, der ſüdöſtliche zwiſchen den Cykladen und dem Pelo- 
ponnes das Myrtoiſche, der ſüdöſtlichſte zwiſchen Kreta und Rhodos das Karpathiſche, und 
der von Rhodos bis Chios reichende Theil, das Gebiet der eigentlichen Sporaden, das Ikariſche 
Meer. Der Archipelagus, das Meer der Meere, wie man dieſen Namen hat deuten wollen, 
wiederholt in feiner vermittelnden Lage zwiſchen verſchiedenen Erdtheilen, in feiner reichen 
Küftenentroieelung und Infelbildung im kleinen die Verhältniſſe, welche das Mittelmeer im 
großen zeigt. Im Gegenſatz zu dem Adriatiſchen Meere (\. d.) iſt es ein Meer, dem die es be- 
grenzenden Halbinſeln ihre am meiſten gegliederten, bevölkerten und cultivirten, ihre commerziell 
und hiſtoriſch am meiſten hervortretenden Geſtade nicht abkehren, ſonderu zuwenden, Kein Meer 
der Erde hat fo merkwürdig und mannichfach geſtaltete und wechſelvolle Küſtenumriſſe, ſo viele 
vorſpringende Halbinſeln, Landzungen und Vorgebirge, ſo viele tief in das Land eindringende 
und dieſes dem Seeverkehr eröffnende Golfe, Buchten und Sunde; keines verhältnißmäßig ſo 
viele günſtig gereihte und gruppirte Inſeln. Kein Meer anch iſt der Schauplaß einer ſolchen 
Gefchichte, einer fo. mannichfachen und für alle Zeiten bedeutungsvollen Sulturentwidelung 
des menſchlichen Geiſtes geweſen wie das A. 
Die Geſtade ſind mit wenigen Ausnahmen gebirgig, ſteil, pittorest wie die Inſeln, auh 
wie dieſe vorherrſchend, ſelbſt im Norden und Oſten, von Griechen bewohnt, doch im ganzen 
{wach bevölkert. Die Weſtküſte, welche Griechenland, Theſſalien und dem ſüdweſtlihſten Theile 
Macedoniens angehört, iſt im Verhältniß zu ſeiner überaus günſtigen Gliederung nicht eben 
reich an bedeutenden Hafen- und Dandelöplägen. Die Rolle dec Verkehrsvermittelung fällt 
hier vielmehr den vorliegenden Inſeln zu, wie denn die blühendſte Handelsſtadt Griechenlands, 
der Knotenpunkt der Dampſſchiffahrt zwiſchen Europa und der Levante, nämlich Hermupolis, 
nicht dem Feſtlande, ſondern der Inſel Syra angehört. Bon dem Cap Mália oder S.-Angelo, 
dem wegen ſeiner Stürme und der Schwierigkeit der Umſegelung ſchon ſeit Homer's Zeit ver- 
rufenen Promontorium Malea, zieht die hohe, ſteile, mit Felsriffen und Scheren befetste Küſte, 
ohne eine andere nennenswerthe Stadt aufzuweiſen als Monembafta oder Napoli di Malvaſia, _ 
an 20 M. weit nordwärts bis an den Argoliſchen oder Golf von Nauplia. Jenfeit der mehr- 
fach eingebuchteten Halbinſel von Argolis, an deren Südküſte die Inſeln Hydra und Spezzia 
wichtige Handelshäfen haben, folgt, öſtlih von der Halbinſel Attika begrenzt, der Golf von 
Aegina, der Saroniſche Meerbuſen der Alten, mit mannichſach gegliedertem Küſtenſaum, guten 
Ankerplätzen, wie Nea-Epidavro, Kenchries (Oſthafen von Korinth), dem Piräeus oder Hafen 
von Athen, Kalamaki und den Inſelhäfen Aegina, Poros oder Kalauria, und Koluri oder 
Salamis. Oeſtlich vom Cap Colonna (Sunium), der Südſpibe Attikas, liegt das langgeſtre>te 
Felſeneiland Makroniſi (Helena) mit dem Hafen Mandri; 21, M. nördlicher Port Naphti 
(Breftä), der fehönfte Hafen Attikas und der einzig beträchtliche an dem langen Geſtade, das 
vom Cap Colonna nordweſtwärts, an der Bucht von Marathon und dem Küſtenpaß der Ther- 
mopylen vorüber, bis zum Golf von Zeitúni oder Lamia (Sinus Maliäcus) hinzieht. Dieſer 
Küſte von Attita, Böotien und Oft-Lofris gegenüber liegt die große Inſel Euböa lang hin- 
geſtre>t, mit der Hafen - und Hauptſtadt Chalfis oder Evripo an der engſten Stelle des Eu- 
böifchen Meeres, dem überbrücten Euripus. Von dieſem führt der Kanal von Talanti (Sinus 
Opuntius) zum Golf von Lamia, in welchen der Hellada (Spercheios) miindet, und von dieſem 
oſtwärts der Kanal von Tricheri in den gegen Norden in Theſſalien eindringenden Golf vor 
Wolo oder Jolkos (Sinus Pagasaeus), dem die hakenförmig umgebogene Halbinſel Iſthmia 
mit dem induſtriellen Handelsort Tricheri nur einen ſhmalen Eingang geſtattet. Von der 
Oſitſpite dieſer Halbinſel zicht an der Küſte Theſſaliens die prächtige Bergreihe des Pelion 
und Offa hin, welche durch die Thalſpalte des Salambria (Peneios), das berühmte Thal 
Tempe, von dem mächtigen Olympos getrennt wird. : 
Die Nordküſte oder das Geſtade von Macedonien und Thracien, einſt mit grieh. Kolonien 
dicht beſäet, hat jezt außer Salonichi keine bedeutende Seeſtadt. Im Oſten des Golfs von 
Salonichi (Sinus Thermaïcus), in welchen der Jndje-Karaſu oder Wiſtrißa (Haltakınon) und 
der ſciſfbare Wardar (Axios) mündet, tritt cine wunderbar reiche Entfaltung des Geſtades 
ein: die macedoniſche Halbinſel oder Chalcidice mit ihrem Dreizaf von Yandzungen, zwei 
Golfen und dem berühmten Berge Athos. Dahinter folgt der Meerbuſen von Conteſſa oder 
Néndina (Sinus Strymonicus) mit der Mündung des Struma (Steymon) und den Hafenplägen 
Conteſſa und Orphano. Weiterhin tritt das Pirnarigebirge, der einſt goldreiche Pangatos, an 
    
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
   
  
   
   
  
   
   
   
   
  
   
   
    
  
   
   
    
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