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Aegypten (alte Cultur und Geſchichte) 333
in 4 Zonen, in 36 Dekaden und in 360 Grade, die ſie am Aequator abzählten. Sie kannten
die Hauptplaneten und verfolgten ihre Bewegungen. Sie knüpften ſeit den früheſten Zeiten
ihre Zeitrehnung an die Geſtirne, verbanden die Bewegungen der Sonne und des Mondes
zu den mannicfaltigſten Perioden, legten im Gegenſatze zu denaſiat. Völkern zuerſt ihrer Jahres-
rechnung nur die Bewegung der Sonne zum Grunde, und behielten vom Mondumlaufe nur
die Zahl von 12 Monaten zu je 30 Tagen bei, denen ſie dann 5 Ergänzungstage zufügten.
So erhielten ſie ein Jahr von 365 Tagen, deſſen ſie fich im allgemeinen Kalender ohne Ein-
ſchaltung bedienten, wodurch es zu einem Wandeljahre wurde. Sie kannten aber auch das
genauere Jahr von 365%, Tagen und die vierjährige Schaltperiode, welche ſpäter Julius
Cäſar von ihnen entlehnte. Durch die Verbindung beider Jahre erhielten ſie die wichtige Sothis-
periode von 1460 julianiſchen oder 1461 Wandeljahren (4 >< 365/, = 1461). Sie kannten
endlich auh die noh genauere Länge des wahren tropiſchen Jahres durch fortgeſetzte Beobach-
tung der Sonnenwenden und deren Verſchiebung gegen den allgemeinen und gegen den ſothi-
ſchen Kalender, und lernten daraus die langſame Bewegung der Wende- und Nachtgleichen-
punkte, die Präceſſion, kennen, die ſie durch eine allerdings zu lange Periode von circa 36000
ſtatt von circa 26000 Jahren ausdrüten. Erſt von ihnen ging dieſe Kenntniß zu den Griechen
über, und vielleicht ſchon früher zu den Chaldäern. Hipparh war niht der Entdeder der
Präceſſion, ſondern faßte ſie nur richtiger auf, indem er ſie niht, wie jene, in den Aequator,
ſondern in die Ekliptik legte.
Der allgemeine Charakter der ägypt. Kunſt entſpricht ganz jener ausgeprägten Ordnung
und beſtimmten Regelmäßigkeit, in welcher ſich überhaupt das Leben des Volks bewegte. Dieſe
feſte Bahn, die den ägypt. Kunſtgebilden vorgezeichnet war, verleiht ihnen Klarheit, Sicher-
heit und Genauigkeit in der Ausführung, doch zugleich auch den Typus des Starren, Aeußer-
lichen, dem zwar der Ausdru> des Erhabenen nicht fehlt, aber die lebensvolle Innerlichkeit der
grieh. Kunſtſchöpfungen nothwendig abgehen muß. Unter den Künſten war es vorzüglich die
Baukunſt, welche die Aegypter früh zu einer jederzeit bewunderten Höhe ausbildeten. Die
Pyramiden von Memphis zeigen eine durch die neueſten Unterſuhungen immer deutlicher her-
vortretende, überaus hohe Meiſterſchaft in der Technik und die Löſung der verſchiedenartigſten
und ſ{hwierigſten Probleme im einzelnen. Gänzlich unhaltbar iſt die Doctrin, welche in der
einfachen Pyramidalform den Urſprung der Baukunſt überhaupt zu ſchen glaubte. Die gleich-
zeitigen Tempelgebäude liegen uns wenigſtens noch in ihren Grundriſſen und einigen Frag-
menten vor, und beweiſen ebenſo wie die zahlreichen Privatgräber jener Epoche, daß die Archi-
teftur ſchon damals zu einer großen Mannichfaltigkeit und Durchbildung ihrer Formen gelangt
war. Bereits ſeit jener Zeit des älteſten ägypt. Reichs finden wir die beiden Hauptrichtungen
des Felſenbaues und des freien Baues nebeneinander entwicelt, und die beiden Säulenord-
nungen, die ſie wenigſtens dem Begriffe nah charakteriſiren, nämlich die polygone oder canne-
lirte Säule ohne Capitäl, die aus dem Pfeiler hervorgeht, und die dem Holzbau entnommene
Säule mit Capitäl, welche urſprünglich ein Pflanzenbündel nahahmte, das unter den Kelchen
zuſammengebunden war und mit ſeinen Knospen oder offenen Blüten das Capitäl bildete.
Die Felſengräber von Benihaſſan, die noch in die 12. Manethoniſche Dynaſtie gehören, zeigen
beide Säulenordnungen bereits in ſehr {hönen und ſchlanken Verhältniſſen. Die cannelirten
Säulen galten lange Zeit für eine Nachahmung der griech. Säufen dorifcher Drdnung, wäh-
vend ihr jet anerfanntes Hohes Alter eine hifter., an fich fehr wahrjcheinliche Verbindung,
nur in umgekehrter Weiſe aufzufaſſen, erlauben würde. Zur großartigſten Entfaltung erhob
ſich aber die ägypt. Architektur erſt in der zweiten Hälfte der ägypt. Geſchichte unter den müch-
tigen Pharaonen der 18. —20. Dynaſtie. Die rieſigen Säulenhallen von Karnak mit ihren
ſehs Pylonen und ihren Widderſtraßen, die Prachtgebäude von Luxor, Kurna und Medinet-
Habu, und die Felſentempel von Abu-Simbel, Sebua, Derr u. a. beweiſen dies. In gleichem
Verhältniſſe entwi>elte ſih auch die Sculptur aus der ſorgfältigen und einfach angemeſſenen
Darſtellungsweiſe des alten Reichs zu den großartigen und reihen Compoſitionen von Land-
und Seeſchlachten, Triumphen, Feſtzügen, Opferceremonien- auf den Tempelwänden und in
den wunderbaren unterirdiſchen Hallen der thebaiſchen Königsgräber. Die Sicherheit und ftil-
volle Charakteriſtik der Zeichnung, die alle weſentlichen Eigenthümlichkeiten der mannihfaltig-
ſten Gegenſtände der belebten und unbelebten Natur in die einfachften aber ausdrudsvollften
Umriſſe zu legen wußte, ohne doch die beabſichtigte Unterordnung aller Darſtellungen unter die
architektoniſche Einheit und Regelmäßigkeit der Gebäude, die ſie ſhmüden ſollten, zu verletzen,
wurde hauptſächlich durch beſtimmte Geſebe der Proportionen erreicht, welche von ausgezeich-