338 Aegypten (alte Cultur und Geſchichte)
bei Manethôs, zuerſt bei Tacitus wiederfindet. Beide Könige regierten zuſammen 117 %,,
der erſte über 50, der zweite über 66 J., wobei die Monumente die Angaben des Manethög
beftätigen. Unter den legtern fallen, wie Lepfins gegen die bisher üblichen Annahmen zu be-
weiſen geſucht hat, hauptſächlich die mofaifchen Ereigniſſe; nah feiner Meinung wurde der
Kanal, welcher vom öſtl. Nilarme nah Oſten geführt und ſpäter bis zum Rothen Meere ge-
leitet ward, unter Ramſes I. gegraben und dadurch die Anlage der neuen Städte Pithom und
Namſes veranlaßt, was wieder die harten Frondienſte der in dem zunächſtliegenden Goſen
anſäſſigen Iſraeliten herbeiführte. Aber erſt unter dem {hwachen Sohne des großen Ramſes,
Menephthes, dem Pherôs des Herodot, zogen die gedrüdten und wegen ihrer wachſenden An-
zahl zugleich gefürchteten ſemitiſhen Fremdlinge aus dem Lande, um 1314 v. Chr., wie der
Gründer des Jüdiſchen Kalenders, Hillel Hanaffi, angibt und aus ägypt. Ouellen gefchöpft
zu haben ſcheint.
Die Grenze der ägypt. Macht und Größe war erreicht. Es folgten auf Ramfes IL. mehrere
ſchwache Könige bis zum Ende der Dynaſtie, unter ihnen der Herodotiſche Proteus, unter wel=
chen die troifchen Begebenheiten gefett wurden. Die folgende 20. Dynaftie hatte noch einmal
einen König an ihrer Spitze, welcher an ſeine beiden großen Vorgänger erinnerte, Ramſes Ul.,
den Nampſinitos oder Nemphis der grieh. Schriftſteller. Ex führte, wie jene, ſiegreiche Heere
nah Aſien, überwand die Anwohner des Rothen Meeres in Seeſchlachten, baute ſtattliche
Tempel; aber ſeine Nachfolger verfielen immer mehr in Luxus und in Abhängigkeit von der
Prieſterariſtokratie des Landes, welche in der 21. Dynaſtie aus ihrer eigenen Mitte auch die
Könige auf den Thron erhoben zu haben ſcheint. Seit dieſer Zeit ſinkt auh der Glanz Thebens.
Unterägypt. Dynaſtien beſteigen den Thron; Memphis wird wieder zur erſten Reſidenz des
Landes erhoben. Wichtiger ift erft wieder das Haupt der 22. Dynaſtie, Seſonchis I., weil wir
ihn fowol aus der Bibel als durch die ägypt. Denkmäler als den Eroberer Paläſtinas und
Iernfalems fennen. Seine friegerifchen Thaten find noch jetst auf den Tempelwänden von
Karnak verzeichnet. Er hielt aber den Verfall des Reichs nicht auf, das mit dem Schluſſe der
24. Dynaſtie in die Hände des äthiop. Eroberers Sabakön oder Sebichos (ägypt. Schebek) fällt.
Dieſer bildet mit ſeinen beiden Nachfolgern die 25. Dynaſtie. Der letzte derſelben, Tarakos,
der Tirhaka der Bibel, kehrt freiwillig nah Aethiopien zurü> und wird daſelbſt der Gründer
blühender Dynaſtien, welche zum erſten mal ägypt. Kunſt und Civiliſation in Aethiopien ein-
heimiſh machen und zu einer gewiſſen Selbſtändigkeit erheben. Dieſe ſank daſelbſt zwar all-
mählich zu völliger Entartung herab, blieb aber doh noch bis in den Anfang unſerer Aera hin-
cin lebensfähig und ſchaffend. Auch dieſe Fremdherrſchaft ſcheint die nationale Kraft des Volks
noch einmal auſgewe>t und zu erhöhter Thätigkeit angeregt zu haben. Nach dem Abzuge der
Aethiopen trat zunächſt eine revolutionäre Epoche ein, die aus Herodot unter dem Namen der
Dodekarchie bekannt iſt. Den Aegyptern war aber von jeher eine monacchifche, durch Erblich-
feit geordnete Kegierung&fornr umentbehrlich gewefen. ©o fan auch diesmal bald das legitime
faitiſche Königshaus, welches die Nethiopen verdrängt hatten, in der Perſon des erſten Pſame-
tichos wieder auf den Thron. Unter ihm und ſeinen Nachfolgern, der 26. Dynaſtie, erhebt ſich
ſichtlich ein neuer, friſcher Geiſt im ägypt. Reiche. Dazu trug hauptſächlich die gänzlich veränderte
Haltung gegen das Ausland bei, welche von jezt an zu einem polit. Princip erhoben wurde.
Wie einſt die nordifche Eroberung des Landes die ägypt. Herrſcher dem Süden zugewendet
hatte, wo fte ihre Kraft wiederfanden, fo fehten die äthiop, Eroberung ihre Blide auf die Hilfe
gelenkt zu haben, die ſie bei den nordiſchen. Nachbarn, namentlich bei den aufftrebenden, ebenſo
flug vermittelnden und fremder Sitte fügſamen als waffenkräftigen Griechen finden konnten.
Mit Hülfe eherner Männer vom Meere her ſollte Pſametich, nah den Worten des Orakels,
die Dodekarchen überwinden. Joniſche und kariſche Krieger erfüllten dieſen Spruh. Zum Lohne
gab er ihnen Weder und geftattete iiberhaupt griech. Niederlaſſungen im Lande. Es zeigte fid
jogar bald die Nothwendigfeit, fich mit der wachjenden griech. Bevölkerung beffer zu verftändi-
gen; ügypt, Knaben lernten ihre Sprache, und es bildete fich die wichtige Klaffe der Interpreten.
Später räumte Amaſis den Griechen eine ganze Seeſtadt, Naukratis, ein, welche bald der wich-
tigſte Handelsplag wurde, Neichthiimer ftrömten von allen Seiten dem neueröffneten Markte
zu, und zu feiner Zeit, weder früher noch ſpäter, war dex allgemeine Wohlſtand in A. größer
und die Bevölkerung zahlreicher als gegen Ende dieſer Dynaſtie. Auch die Künſte nehmen noh
einmal einen neuen Aufſhwung. Manche neue Formen kommen auf, darunter in der Archi-
tektur das wichtige Element des wirklichen concentriſhen Steinbogens. Auch der Stil in den
bildlichen Darſtellungen wurde ein anderer nnd nahm ganz das Gepräge einer bewußten Nüc-
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