340 Aegypten (neuere und neueſte Geſchichte)
Bis dahin war Alexandrien der Sit der Gelehrſamkeit und Mittelpunkt des Handels geweſen,
Nah der Eroberung flüchteten die Wiſſenſchaſten nach Konſtantinopel und dem grieh. Archipel,
während die Venetianer die Trümmer des arab. -indiſhen Handels mit dem Abendlande, des
damaligen Welthandels, an fich brachten und behielten, bis die Entde>ung des Seewegs um
Afrika dem Verkehr über A. den Todesſtoß gab. Amru gründete nach der Eroberung die Stadt
Foſtat (ſüdlich vom heutigen Kairo), ſpäter Foſtat=Maſr, nah ſeinem Verfalle Maſr=el-Atik
(von den venet. Kaufleuten uneigentlih Alt-Kahivah) genannt. Auch eröffnete er wieder im
Intereſſe des Handels den alten, ſhon von den Pharaonen, ſodann von den Ptolemüäern er-
bauten Kanal vom Nil zum Rothen Meere. Die Verwaltung des Landes beließ er in der
Weiſe, wie ſie zur Römerzeit geweſen. Nur wechſelten zum Schaden des Landes die Gou-
verneure allzu häufig, ſodaß A. während der Herrſchaſt der Omajjaden, alſo etwa während eines
Jahrhunderts, Hunderte derſelben gehabt hat. Unter den Abbaſſiden geſtalteten ſich die Verhält-
niſſe niht anders. 872 wurde Achmed ben -Tulun, ein Mann aus der Garde turkmaniſcher
Sklaven, welche der Khalif Maimun geſchaſfen, nah A. geſchi>t, um ſeinem Schwiegervater,
dem Gouverneur Babbak, zur Seite zu ſtehen. Dieſer Achmed befeſtigte Foſtat, eröffnete den
Kanal von Alexandrien, {huf eine Armee Eingeborener und ließ ſih niht wieder abberufen,
wie es ſeinen Vorgängern geſhehen. Nach 17jähriger Kegierung hinterließ er das Land feinem
Sohne. Als aber nah 22 Jahren ſeine Nachkommenſchaft erloſch, bemächtigte ſih 934 ein
Emporkömmling, Iskid, des Landes. Nach ihm ergriff ein {hwarzer Sklave, Kafur, die
Regierung. Sodann machte ſih 969 der Khalif Moizz-eddinn Zllah, aus dem Geſchlechte der
Fatimiden, durch ſeinen Feldherrn Djauhar zum Herrn des Landes. Letzterer traf Verbeſſerungen
in der Verwaltung und gründete 970 eine neue Stadt, die er Maſr-el-Kahirah (die Siegreiche)
nannte, das heutige Kairo. Dem Moizz folgte der Sohn El-Azz ben-ZUah ; dieſem Hakim der
Narx, welcher ſih als Prophet verehren ließ, muthwillig halb Kairo niederbrannte, während
ſeine Soldaten die andere Hälfte plünderten, und endlich ermordet ward. Unter ſeinen Nach-
folgern ſtritten die türk. und die äthiop. Miliz miteinander um den Vorrang, bis die letztere
vernichtet wurde. A. verſank in den elendeſten Zuſtand. Der letzte der Fatimiden, Addad,
mußte den bis vor die Thore Kairos gelangten Kreuzfahrern unter Guido von Luſignan eine
Million Zecchinen zahlen. Addad erflehte die Hülfe Nureddin's, des mächtigen Herrſchers von
Aleppo in Syrien, der cine bedeutende Armee, in derſelben aber einen Mann ſandte, welcher
fich bald der Gewalt zu bemächtigen verſtand. Es war dies Salaheddin oder Saladin, ein
Kurde von Geburt, der Schre>ken der Kreuzfahrer, der den kranken Khalifen Addad 1171 er-
mordete und A. in Beſiß nahm. Derſelbe erklärte ſi für unabhängig und gründete (als Sohn
Eyub's) die Dynaſtie der Eyubiden. Nun wurde in A. die Glaubenseinheit wiederhergeſtellt.
Darauf nahm Saladin den Kreuzfahrern die ſyriſchen Orte und vereinigte Syrien mit ſeiner
Krone ſowie einen Theil Meſopotamiens und Arabiens. Nach Saladin's Tode theilten deſ-
fen drei Söhne das Reich. A. fiel an Malef-el-Afyr, dem Malek =el- Adel, Seyfeddin und
Malefsel-Hamel folgten. Unter leßterm erſchienen die Kreuzfahrer vor Damiette und nahmen
es ein, 1230 faufte einer diefer Eyubiden 18000 junge Mingrelier und Abchafen (aljo Eir=
caſſier), welche die mongol. Feldherren aus ihrer Heimat auf die Sflavenmürkte getrieben
hatten. Er bildete aus denſelben eine Miliz, die unter dem Namen der Mamluken (\. d.) für A.
verhängnißvoll wurde. Unter der Regierung des Malek =el- Salek landete Ludwig der Heilige
1248 an der Nilmündung mit 40000 Kriegern. In einer blutigen Schlacht fiel El -Salek;
ihm folgte ſein Sohn Turan-Schah. In einer zweiten Schlacht wurde Ludwig mit 20000
Shriſten gefangen, während kurze Zeit darauf (1250) Turan-Schah bei einem Feſtmahle von
dem Anführer der Mamluken ermordet ward. Mit ihm erloſch die Dynaſtie der Eyubiden.
Darauf begann die grauenvolle Herrſchaft der Mamluken unter ſelbſtgewählten Sultanen.
Unter Mord und Gewaltthat folgten in 263 Jahren einander 47 Tyrannen. 17 derſelben
wurden ermordet, ebenſo viele verjagt, viele regierten nux einige Monate. Es war ein beſtän-
diges Streiten unruhiger Emirs um die Gewalt, und faſt immer nahmen die Emporkömmlinge
ein blutiges Ende, In dieſer Zeit litt das Land zugleich unfaglich durch Ausbrüche der Peft
und Hungersnöthe und gelangte auf den Gipfel des Elends. Selim I., der Sultan der Os-
manen, welcher ein Mamlukenheer herbeigerufen, das ihm gegen Perſien Hülfe leiſten ſollte,
machte daſſelbe bei Aleppo nieder und ging mit ſeiner Armee nah A., wo er unweit Kairo
23. Jan, 1517 ein zweites Heer der Mamluken ſ{hlug und darauf die Stadt mit Feuer und
Schwert verwüſtete. Selim rottete indeß die Mamluken nicht aus, ſondern übergab die Verwal-
tung der Provinzen 24 derſelben, welche den Titel Beis erhielten und den zu Kairo reſidirenden