Aiguillon (Herzog von) Ailantus
Reſte cines alten, feſten Schloſſes mit gewaltigen Mauern und Thürmen, und ein neueres, im
ital, Stil erbautes Schloß der Herzoge von Aiguillon. A. ward 1345 —46 von Johann dem
Guten, dem Sohne König Philipp's VL, 14 Monate lang belagert und von den Engländern
vertheidigt. Hierbei ſollen in Frankreich zuerſt Kanonen in Anwendung gefommen fein.
Aiguillon, ein franz. Herzogstitel, der von dem Schloß und der Stadt dieſes Namens
im Depart. Lot-Garonne hergenommen iſt. Der Cardinal Richelieu kaufte die Beſizung 1638
für ſeine Nichte Marie Madelaine de Vignerod, die Witwe Antoine's de Roure de Combalet,
Tochter René's de Vignerod und der Françoiſe Dupleſſis, der Schweſter des Cardinals. Von
der Nichte Nichelieu's, einer hochſinnigen Frau, die das Vertrauen des Oheims in hohem Grade
beſaß und 1675 ſtarb, gelangte Befistfum und Titel auf deren Sohn Armand Vignerod
Dupleſſis Richelieu, Herzog von A. Derſelbe wurde 1720 geboren und zog früh die Neigung
der Geliebten Ludwig's XV., der Herzogin von Châteauroux, auf ſich, weshalb ihn der König
zur Armee abſchi>te, Bei Château - Dauphin 1742 verwundet, wurde er Gouverneur des
Elſaß und befehligte dann in der Bretagne. Hier ſhlugen 1758 bei St, = Caſt ſeine Trup-
pen ein Corps gelandeter Engländer zurü>. A. hatte ſich während des Kampfes in einer
Mühle verſte>t, weshalb der Generalprocurator des bretagner Parlaments von ihm fagte: ex
habe fich weniger mit Ruhm als mit Mehl bededt, Ein ärgerlicher Streit, in den ex mit dem-=
ſelben Parlament gerieth, drohte ihm gefährlih zu werden, wenn ihn nicht der Herzog von
Choiſeul aus Großmuth geſchont und die Dubarri gefchütt hätte. Durch der leßtern Einfluß
wurde ex nah des Miniſters Choiſeul Sturz deſſen Nachfolger, und ihm ward hauptſächlich
die Schwäche und Unfähigkeit der franz, auswärtigen Politik zur Laſt gelegt, die nunmehr und
namentlich bei der Theilung Polens hervortrat. Bei der Thronbeſteigung Ludwig's XVI.
wurde er 1774 durd) den Grafen Vergennes erſetzt. Die Königin Marie Antoinette: haßte
A,, weil er gegen ein Bündniß mit Defterreih war, und veranlaßte ſeine Verweiſung vom
Hofe. Als unfähiger- und demoraliſirter Charakter verachtet und vergeſſen, ſtarb er 1782, —
Sein Sohn Armand, Herzog von A., geb. um 1750, war 1789 Abgeordneter des Adels
von Agen bei den Generalſtaaten, erklärte fich für den dritten Stand und verzichtete unter den
erſten auf alle Vorrechte, 1792 befehligte ex nah Cuſtine kurze Zeit am Rheine, mußte aber,
weil ex in einem Briefe fich gegen die Nationalverſammlung ausgelaſſen, die Flucht ergreifen.
Er ging nah London, dann nah Hamburg, wo er 4, Mai 1800 ſtarb.
Aigun, chineſiſh Hei-lun-tſian, mandſhuriſh Sachalin-nla-<oton, eine chineſ.
Stadt und Handels = und Stromflottenſtation in der Mandſchurei, am rechten Ufer des nahe
oberhalb, bei Blagoweſiſchenſk, der Hauptſtadt des ruſſ. Amurlandes, durch die Seja - oder
Dſejamündung verſtärkten Amur gelegen. Der mit Paliſſaden umgebene Plat hat eine Cita-
delle, Die Stadt beſteht indeß aus ſymmetriſch geordneten Erdhütten und ſoll 10—15000 E.
zählen, A, iſt der Sitz eines Gouverneurs und der Admiralität der hinef. Amurflotille, die
hier einen Hafen hat. Die Feſtungswerke wurden ſchon im 15. Jahrh. an der Dſejamündung
ſelbſt angelegt und 1675 neu hergeſtellt. 1685 wurden ſie 5%, M. weiter abwärts an ihre
jeßige Stelle verlegt und nebſt der neuerrihteten Amurprovinz von den Chineſen Hei -lun-
tſian genannt, A. war urſprünglich Verbrechercolonie und ſollte zugleich den ruff. AÄnſiede-
lungen am Amur (\. Albaſin) das Gegengewicht halten. Am 28, Mai 1858 ſ{<loß zu A.
der ruff. General Murawjew mit dem chinef. Civilgouvernenr Tfian= Tfian den Grenztractat
ab, durh welchen Nußland in den rechtlichen Beſitz des linken Ufers am obern und mittlern,
und beider Ufer am untern Amur gelangte,
Ailantus nannte Desfontaines eine aftat. Baumgattung aus der Abtheilung der Dikotyle-
donen und der Familie der Kanthoryleen, weil diefelbe bei den Bewohnern der Moluffen den
Namen Ailanto führt. Die am längſten bekannte Art diefer durch große, gegenftändige, ge-
fiederte Blätter ausgezeichneten Gattung ift der 1751 aus China nad) Europa gebrachte A.
glandulosa. Derſelbe verträgt unſer Klima gut und iſ daher zu einem beliebten Zierbaum
geworden, den man Götterbaum zu nennen pflegt. Der Baum ift eine ſehr raſhwüdchſige
Holzart, die fich durh Samen und Sezreiſer leicht vermehren läßt, bis 60 F. Höhe erreicht,
eine dichtbelaubte, umfangreiche Krone hat und weiße, in großen Rispen ſtehende, unangenehm
duftende Blüten ſowie klumpenweis gruppirte, cinfamige Flügelfrüchte trägt. Die Rinde ent-
hält einen harzigen Saft, welcher an der Luft fchnell eintrodnet. Das oft grünlichgeaderte
Holz nimmt eine fehöne Politur an. Man hat in neuefter Zeit entde>t, daß in China eine
Naupe, welche vorzügliche Seide produeirt, von den Blättern des Götterbaums Lebt (die Raupe
des Nilantusfoinners, Bombyx cynthia), und es iſt bereits gelungen, dieſes Inſekt in Europa,
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