418 Albernheit Alberoni
zu erlangen ſuchte, ſ<loß A. ſpäter Frieden und heirathete deſſen Tochter Alda. Ein kraft-
voller Herrſcher, ſchaltete A. über geiſtliche und weltlihe Dinge mit völlig freier Gewalt, Die
Päpſte, welche er na feinem Gefallen einſetzte, waren nur ohnmächtige Werkzeuge in feiner
Hand. Er ſtarb 954 nah 23jähriger Regierung. Sein Sohn Ottaviano erbte die weltliche
Herrſchaft über Nom, womit er zwei Jahre ſpäter, als Johann XII. zum Papſt erwählt, auh
die geiſtliche verband.
Albernheit nennt man im gewöhnlichen Leben entweder einen hohen Grad von Einfalt
und Dummheit, inſofern er beharrliche Eigenſchaft einer Perſon iſt, oder eine einzelne Aeuße-
rung oder Handlung, an welcher das Merkmal der Hebereilung, der Unbeſonnenheit, überhaupt
des Unverſtandes beſonders auffallend hervortritt. In der Klaſſifikation der Geiſteskrankheiten
oder Seelenſtörungen bezeichnet X. (Fatuitas) diejenige Form des Bfödfinns (d. 5. einer alfge-
meinen geiftigen Schwäche), wo nicht alle geiftigen Thätigfeiten gleichmäßig fehlen, ſondern
einige derſelben ſich immer noh, wenn auch auf unzwedmäßige und unverftändige Weife äußern,
Namentlich die Zufammenhanglofigfeit in dem Thun und Treiben der Albernen bringt die A,
in die Nähe der Narrheit oder Verwirrtheit.
Alberoni (Giulio), Cardinal und ſpan. Staatsminiſter unter Philipp V., der Sohn eines
armen Weingärtners, wurde 31. Mai 1664 zu Fiorenzuola unweit Piacenza geboren. Zu-
erſt Kirchendiener der Kathedrale zu Piacenza, gewann er die Gunſt Barni's, des Vicelegaten
von Ravenna, der ihm nach ſeiner Erhebung zum Biſchof von Piacenza behülflih war, in den
geiftlichen Stand zu treten. Später begleitete er als Erzieher den Sohn feines Gönners nad)
Rom, wo er Franzöſiſch lernte und während des Spaniſchen Erbfolgekriegs der Regierung von
Parma als Agent diente. Bei dieſer Gelegenheit wurde er auh demHerzoge von Vendôme bekannt,
der damals das franz. Heer in Italien befehligte. A. folgte demſelben 1706 nah Frankreich
und 1711 als Secretär nah Spanien an den Hof Philipp’s V. Hier lernte er die einflußreiche,
aber ränkevolle Fürſtin Orſini kennen, die den klugen und gewandten Mann für ihre Pläne
zu benutzen hoffte. Durch ihren Einfluß wurde A. Geſchäftsträger des Herzogs von Parma,
und vermittelte in dieſer Stellung die zweite Ehe Philipp's V. mit Eliſabeth Farneſe, Prin-
zeſſin von Parma, Während dieſe Wahl den Sturz der Fürſtin Orſini herbeiführte, errang
ſich A. hiermit eine einflußreiche Stellung bei Hofe und wurde ſowol der Rathgeber der Königin
als auch des Miniſters del Giudice, an deſſen Stelle er ſogar 1714 trat. Seine rührige und
aufgeklärte innere Politik, die freilich auh zu Gunſten der Autokratie vollends die Volksfrei-
heiten vernichtete, rief in Spanien neues Leben wach, und die Nation würde die Drangſale des
Erbfolgekriegs haben vergeſſen können, wenn niht A.'s kühne und maßloſe äußere Politik, die
alle Cabinete Europas in Bewegung brachte, dem Staate neue Opfer und Wirren zugezogen
hätte. Von Ehrgeiz getrieben , faßte er die Idee, die Monarchie Karl's V. und Philipp's I.
wiederherzuſtellen, und dieſe Abſichten wurden nur zu eiſrig unterſtüßt durch die habſüchtigen
Plane der Königin Eliſabeth, welche den Kindern ihrer Ehe, denen die ſpan. Krone nicht wer-
den konnte, auswärtige Throne verſchaffen wollte. A. ſuchte den ſpan. Einfluß nach dieſer
Richtung hin vor allem in Italien zur Geltung zu bringen. Da Oeſterreich dieſem entgegen-
trat, ward der Krieg beſchloſſen, von dem der ſpan. Hof ſich ſelbſt nicht zurüchalten ließ, als
Frankreich, England und Oeſterreich eine Allianz zur Aufrehthaltung der utrehter Friedens-
beſtimmungen ſ{<loſſen, der ſpäter auh no< Holland beitrat. Kurz vor Beginn der Feind-
jeltgfeiten wurde A. zum Cardinal und bald darauf auh zum Biſchof von Malaga erhoben.
Eine ſpan. Flotte ſette ſich im Aug. 1717 in den Beſitz der Inſel Sardinien, und 1718 er-
ſchien ein zweites ſpan, Geſchwader vor Palermo. Als fi) A. weigerte, die von den Berbiin-
deten vorgeſchlagenen Friedensbedingungen anzunehmen und ſeine zu Palermo und Meſſina
ausgeſchiſſten Truppen zurückzuziehen, wurde die ſpan. Seemacht 10. Aug. 1718 von der
engliſchen unter Byng beim Cap Paſſaro angegriffen und faſt gänzlich vernichtet. A's Ab-
ſicht, ſich jet zu einem Landkriege mit Karl XI. von Schweden und dem Zar Peter zu ver-
bünden, ſcheiterte ſhon an dem Tode des erſtern; ebenſo mißlang auh ſein Plan, am franz.
Hofe eine Verſchwörung anzuzetteln, um nah der Gefangennahme des Kegenten, des Herzogs
von Orleans, den König Philipp V. zum Vormund des jungen Ludwig XV. zu proclamiren. Eine
Kriegserklärung war die Folge davon. Ein dem ſpaniſchen weit überlegenes franz. Heer drang
Anfang 1719 über die Pyrenäen. Eine neue Flotte, welche X, zur Unterftügung des engl.
Kronprätendenten aus Cadix gegen die ſchott. Küſten ſchi>te, ging bis auf zwei Schiffe dur
einen Sturm bei Cap Finisterre verloren, während gleichzeitig ein engl. Geſhwader an den
Küſten Galiciens große Verwüftung anrichtete. Als nun ſo faſt ganz Europa zum Kampfe gegen