Full text: A bis Arad (Band 1)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
Algerien (Colonie) 
häuten Zone ziehen ſich weite, dürre Ebenen, die nur in den Brunnen ſüßes Waſſer bieten. 
Dieſe Ebenen ſind theils mit langem, dürrem Halmgras (Halfa), theils mit Kräutern be- 
ftanden und umfaffen auch ausgedehnte Schott und Sebkha, Salzſümpfe, die im Sommer mit 
einer blendenden Salzde>e überzogen ſind. Nach letztern wird die ganze ſteppenartige Zone, 
deren Areal etwa 11 Mill. Hektaren beträgt, von den Eingeborenen die Schott oder die Sbakh 
genannt. Im ©. find dieſe ebenen Striche durch die Kette des Großen Atlas von der dritten 
Zone, der Sahara, geſchieden. Der Große Atlas ſteigt in ſeinem öſtl. Theile, dem Dſchebl- 
Aurés, deſſen höchſter Gipfel 7140 par. F. mißt, anſehnlih auf, ſinkt aber nah W. mehr und 
mehr herab. Nur der Dſchebl - Amur erhebt ſih hier noh bis gegen 5000 F. Der lang- „ 
geſtre>te Bergwall wird von langen, gewundenen Défilés (Bäb oder Thore, zuweilen von ſteilen 
Felswänden gebildet) durchzogen und iſ meiſt mit Wäldern von Pinus, Eichen, Hainbuchen, 
Eſchen, Cedern und Piſtazien bede>t. An ſeinem ſüdl, Fuße dehnen ſih die ſandigen und 
felfigen Streden der Sahara aus, in welcher nur einzelne Oaſen den Anbau geſtatten. Die 
ſehs ſüdlichſten Oaſen des auf 35 Mill. Hektaren geſchäßten franz. Theils der Sahara find 
von O. nah W.: das Wadi-Suf, das Wadi-Righ (Tuggurt), das Wadi-Temaſin, Waregla, 
die Oaſen der Beni-Mzab und der Ulad-Sidi-Scheikh. Unter den Gewäſſern, welche die Ge- 
birge entſenden, deren Betten aber im Sommer tro>en liegen, iſt der 60 M. lange Schelif 
das bedeutendſte. Außerdem ſind noch zu nennen: die 24 M. lange Seybouſe, welche bei Bona 
ins Meer fällt, der 18 M. lange Wad-el-Kebir oder Nummel, der Fluß von Bougie, welcher 
12 M. weit ein fruchtbares Thal durchfließt, der Harrah und der Mazafran, welche die 
Metidſcha bewäſſern und die 45 M, lange Tafna. Während dieſe Gewäſſer dem Mittelmeere 
zufließen, wenden ſich die vom Südabhange des Atlas kommenden in die Salzſümpfe oder ver- 
ſiegen im Sande. Unter den Salzſeen ſind die Sebkha-Melghir, der Schott-es-Saïdas (Salzſce 
von Mſilah), der Felrirſee, der Schott-eſh-Schergui und der Schott-el-Gharbi hervorzuheben. 
Das Klima von A. iſt warm, doch ſtellen ſih zu Zeiten Schnee und heftige Kälte in den 
Bergen ein. In der Stadt Algier beträgt die mittlere Jahrestemperatur 14,2°, die, höchſte 
25,5°, die niedrigſte 8,5° R, In Konſtantine zeigt die mittlere Jahrestemperatur 13,6°, die 
höchſte 32°, die niedrigſte 1,6° R. Dex Winter, von Sept. bis April, iſ nur Regenzeit, ab- 
wechfelnd,.mit heitern Tagen. Drei- oder viermal im Jahre weht aus der Wüſte her der Simun 
oder giftige Wind, Die Flora iſt nach den verſchiedenen Zonen verſchieden. Waldungen finden 
ſich im Tell wie im Großen Atlas in einer Ausdehnung von 1,200000 Hektaren. Die Zwerg- 
palme wuchert in der Weſthälfte des Tell, die wilde Artiſchoke im öſtl. Theile. Als Cultur- 
pflanzen werden Weizen, Gerſte und die übrigen Cerealien, ferner Taba>, Baumwolle, Ricinus, 
Krapp, Wein, Olive und Feigenbaum angebaut. Die Kräuter und Gräſer der Schott bieten 
zahlreichen Viehheerden Nahrung. In den Oaſen der Sahara iſt die Dattelpalme Hauptnah- 
rungspflanze. Die Gebirge des Tell wie des Großen Atlas bewohnen noh Löwen und Panther, 
wenn auch nur in geringer Anzahl. Häufiger ſind, beſonders im Süden, die Hyäne und der 
Schakal ſowie andere Raubthiere. Die Steppenlandfchaften werden von Gazellenheerden durh- 
ſtreift. Von Hausthieren züchtet man im Tell das Rind, das Schaf, Pferde, Eſel und Mauleſel. 
Doch ſind die Pferde und Schafe der Schott vorzüglicher als die des Tell. Manche Araber- 
ſtämme beſizen ungeheuere Viehheerden. Kamele hält man beſonders in der Sahara. Von Mi- 
neraljchägen befitt das Land hauptſächlich Eiſen, Kupfer und Blei. Bleiminen finden fich am 
Dſchebel -bu - Taleb, im S. von Setif, zu Kefum- Tebul bei La-Cale, in den Umgebungen 
von Tenes, Sebdan und im Uar-Scheriſh. Kupfer wird zu Tenes und Muzaïa, Antimon zu 
Nemours gefunden. Die ergiebigſten Eiſengruben liegen bei Bona. Von andern Mineralien 
hat der Onyxmarmor von Oran eine gewiſſe Berühmtheit erlangt, und am Dſchebl -Filſilla 
bricht man weißen, keyſtalliniſhen Marmor von vorzüglicher Qualität. Schweſel, Magneſia 
und Porzellanerde find an verſchiedenen Orten reichlih vorhanden. Salz ift überall verbreitet 
und wird theils aus den umfangreichen ſalzhaltigen Gewäſſern, theils aus den Steinſalzlagern 
von Milah, El-Kantara und Waregla gewonnen. 
Die Bevölkerung der Colonie A. wurde von den franz. Behörden für Anfang 1862 auf 
3,062124 Köpfe angegeben. Dieſelbe beſteht zum geringern Theil aus Europäern, die ſeit der 
Eroberung eingewandert ſind, der großen Mehrzahl nach aus den Eingeborenen. Leisteve ges 
hören vier verſchiedenen Raſſen an: der berberiſchen, arabiſchen, türkiſchen und iſraelitiſchen. 
Obgleich A. ſeit dem 15. Jahrh. im Beſiß von Türken geweſen, fo war die Zahl derſelben 
doch nie bedeutend und iſt unter der franz. Herrſchaft allmählich bis auf etwa 1000 Köpfe 
zuſammengeſhmolzen. Die Zahl der Juden ward 1851 auf 21048, Anfang 1862 auf 28097 
  
  
	        
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