556 Alpen (Gebirge)
Alpen 13 der größten und 107 fecundäre Gletſcher herab, vom Monte-Roſa 135, von denen
15 primäre, 62 ſecundäre erſter und 58 zweiter Klaſſe.
Nach ihrer geognoſtiſhen Zuſammenſeßung unterſcheidet man in den Alpen eine Mittel=
zone und Nebenzonen. Die Mittelzone iſt, beſonders im mittlern Theile des Alpenſyſtems,
durh Spaltenthäler zerriſſen und beſteht meiſt aus dunkeln Schiefern, Sand - und Kalk
ſteinen, aus welchen ſi als Centralmaſſen mächtige Streifen von Gneis und Alpengranit
mit ſteiler, oft verticaler Structur zu den größten Höhen erheben, bede>t und umgeben von
ewigem Schnee und weitausgebreiteten Gletſchern. Dieſe Centralmaſſen ſind (nah Studer);
die des Montblanc, der Aiguilles-Rouges, des Wallis, des Gotthard, des Finſteraarhorn,
des Adulagebirgs, des Suretagebirgs, des Bernina, der Selvretta, des Oetthaler Ferners,
Zwei Zonen neptuniſcher Geſteine (wol au die nördl. und ſüdl. Kalkalpen genannt), mit in-
einandergreifender Plateau- und Kettengeſtaltung, begleiten auf beiden Seiten jene Mittelzone,
ſich nahe an dieſelbe anſchließend, aber doch getrennt davon durch die bedeutendſten Längen-
thäler des ganzen Syſtems. Die Geſteine in dieſen Nebenzonen ſind dunkel gefärbt und feſt
verwachſen, alten Thonſchiefern, Grauwáä>ken und Uebergangsgeſteinen ähnlich. Die Thäler
ſind meiſt Spaltenthäler, welche häufig die Schichtung ſhräg durhſhneiden. Die Gebirgs-
kämme ſind felſig geza>t, und der nate, dur<furhte Fels oder ſtets ſich erneuernde Trüm-
merhalden laſſen an vielen Abhängen nur eine kümmerliche Vegetation auffommen. Bei den
Weſtalpen findet ſich eine ſolche Nebenzone nur auf der Weſtſeite; vom Lago-Maggiore dagegen
nach D. hin entwi>eln ſih die Seitenzonen ſüdlich ebenſo wie nördlih von der Mittelzone.
Dieſe Seitenzonen endlich werden wiederum von einer Zone von Trümmerbildungen , der fo-
genaunten Molaſſe und Nagelflue begleitet, deren Maſſen aber noh weniger erhoben ſind als
die Kalkſtein- und Sandſteinalpen. Die Trümmerbildungen erſcheinen namentlich auf der
Weſtſeite der Weſtalpen, wo ſie bis an die Rhône reichen. Sie bilden die ganze ſogenannte
flahe Schweiz, d. h. das Land zwiſchen dem Jura und den Schweizer Alpen, und die ganze
oberbair. Hochebene, fowie fie auch von D. her aus den Ebenen Ungarns in die Thäler des
Alpenſyſtems hineinragen. Dagegen fehlen ſie auf der Südſeite. Die Mitte der ſüdl. Kalk:
zone iſt in Tirol auf charakteriſtiſhe Weiſe durch rothe und ſchwarze Porphyre durchbrochen,
welche hier ein geognoſtiſh und mineraliſch ganz beſonders individualiſirtes Gebiet innerhalb
des großen Alpenſyſtems gebildet haben. Während in den nördl. Kalkalpen auf weite Stre>en
eine Gleichförmigkeit im Gebirgsbau und ein Parallelismus in allen Gebirgsgliedern herrfcht,
zeigen die ſüdl, Kalkalpen geſchloſſene Plateaux und Centralerhebungen, zahlreich emporgedrun-
gene Eruptivgeſteine, individualiſirte und ſelbſtändige kleine Gebiete und einen reihen und
ſchnellen Wechſel der verſchiedenartigſten Ausbildung eines und deſſelben Formationsgliedes.
Man theilt das ganze Alpenſyſtem der Ueberſichtlichkeit halber in verſchieden benannte
Gruppen oder Regionen. Dies hat indeß ſeine Schwierigkeiten, weil dabei Namen von hiſtor.
Geltung in möglichſte Uebereinſtimmung gebracht werden müſſen mit den orographiſch ſowol
als geognoſtiſh gewiſſermaßen als Individuen hervortretenden Abtheilungen, deren Grenzen
aber freilich ineinanderfließen. Es ergeben ſich dieſe Abtheilungen etwa folgendermaßen :
I. Die Weſtalpen oder die Geſammtheit von Gebirgen, welche nördlich von Liguriſchen
Meere bis zu den Thälern der Arve und Dora Baltea ausgebreitet liegen. Dieſelben bede>en
etwa 1200 Q.-M., erfüllen das ſüdöſtl. Frankreich, Savoyen nebſt dem nordweſtl, Italien
und gliedern fich wieder in folgende ſieben Ketten und Gruppen:
1) Die Liguriſchen Alpen, welche ſih bei Savona an den Apennin anlehnen und
gewiſſermaßen die Fortſezung des Liguriſchen Apennin bilden. Während jedoch für letztern
der Sandſtein und die Serpentindurchbrüche charakteriſtiſch find, beginnt mit den Liguriſchen
Alpen ein fich weit nah W. hin erſtre>endes Jura- und Kreidegebiet, das von einem Gneis-
maſſiv durchbrochen iſt. Die Hauptkette ſtreicht vom 8174 F. hohen Monte -Gioje, in W.
von Ormea, weſtlich bis zur Cima-Mercantour, erhebt ſih im Mondolé bis 7515 F. und wird
am Colle di Tenda in ciner Höhe von 5526 F. von der Paßſtraße überſchritten, die von Coni
nach der Grafſchaſt Nizza führt.
2) Die Meeralpen, welche ſih weſtlih von den vorigen bis zum Tieflande der untern
Nhône ausdehnen und aus Zurabildungen und Molaſſe zuſammengeſeßzt ſind. Im W. des
Colle di Tenda liegt die 9540 F. hohe Cima dei Gelas; der niedrigſte Paß hat 7152 F. Höhe.
Den ſüdl. Theil dieſer Negion bilden die mit ſüdl. Vegetation bede>ten, 2— 3000 F. hohen
Montagnes Eiterel, welchen im ©. die aus Fryftallinifchen Gefteinmaffen beftehenden und eine
geſonderte Gruppe bildenden Montagnes des Maures vorgelagert ſind. Beſonders nah W. hin