Full text: A bis Arad (Band 1)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
  
  
  
676 Amurland 
Volke geflüchtet, holte Chabarow ruſſ. Verſtärkungen und zog mit dieſen 1651 raubend und 
verheerend den Amur hinab, ſodaß die Eingebornen zu verzweifeltem Widerſtand aufgeſtachelt 
wurden. Etwas oberhalb der Uſſurimündung überwinterte Chabarow und \<hlug 1652 ein 
überlegenes chinef. Heer zurüd. Er ging dann wieder den Amur aufwärts und gründete an 
der Mündung des Komar den Komarskoi-Oſtrog (511/,° nördl. Br.), der längere Zeit der 
Centralpunkt der ruſſ. Macht am Amur blieb. An Chabarow's Stelle erhielt ſodann Stepanow 
de Oberbefehl, der ebenfalls Raubzüge unternahm, aber 1658 mit den Seinen erſchlagen 
ward. Erſt 1665 erſchien der wegen eines Mordes flüchtige Koſa>e Tſchernigowski mit an- 
dern Flüchtlingen wieder am Amur und baute das zerſtörte Albaſin wieder auf. Derſelbe 
unterwarf ſih 1670 gegen Vergeſſen alles Geſchehenen den Wojwoden von Nertſchinsk, und 
nun zogen zahlreiche ruſſ. Coloniſten nah Albaſin, legten in deſſen Umgebung Dörfer an und 
trieben mit Erfolg A>erbau und Viehzucht. Dagegen aber gründeten die Chineſen Aigun 
(f. d.), zerſtörten die ruff. Oftroge an der Dfeja, dem Amgunj ur. f. w. und rü>ten 1685 vor 
Albafin, das fie nach der Uebergabe und dem freien Abzuge der Einwohner zerftörten. Bald 
jedoch kehrten die Ruſſen zurü>, bauten Albaſin wieder auf, ſ{hloſſen aber endlich, nachdem fie 
eine lange Belagerung ausgehalten, mit den Chineſen 27. Aug. 1689 den Friedensvertrag 
von Nertſchinsk, durch den eigentlich das ganze Amurland chineſiſch und den Ruſſen verſchloſ- 
ſen wurde. Wiewol ſeitdem alle Machthaber Oſtſibiriens an die Erwerbung des reichen Lan- 
des dachten, ſchritt doh erſt Graf Nikolai Murawjew (ſ. d.), ſeit 1848 Generalgouverneur 
von Oſtſibirien, mit Ernſt dazu und ſah ſeine Beſtrebungen mit vollſtändigem Erfolge gekrönt. 
Nuſſ. Kriegs\chiffe unterſuchten zunächſt 1849 die no faſt ganz unbekannte Tatariſche Meer- 
enge, 1850 den Amur-Liman, wo 1851 der Nikolaipoſten (Fort Nikolajewsk) gegründet wurde. 
1853 erſtanden dann die Forts Mariinsk (bei Kidſi am Amur), Alexandrowsk an der Caſtries- 
bai, Konſtantinowsk am Kaiſerhafen, Ilgin an der Weſt- und Marawiew an der Südküſte von 
Sachalin. Inzwiſchen organiſirte Murawjew in Daurien eine große Expedition, die mit etwa 
1000 Mann Infanterie und Koſa>en ſowie einigen Kanonen auf zahlreihen Flößen und etwa 
50 Booten, begleitet vom Dampfſchiff Argunj, 15. Mai 1854 von Schilkinskoi-Sawod, 
unterhalb Nertſchinsk, abging und 15. Juni Mariinsk erreichte. Hierdur<h wurde factiſch die 
ruſſ. Herrſchaft über den Amur gegründet. Als 1855 der Krieg zwiſchen Rußland und den 
Weſtmächten ſich auh im Großen Ocean fühlbar machte, und der St.-Peter-Paulshafen auf 
Kamtſchatka ‘auf die Dauer nicht haltbar erſchien, begaben ſih die Beamten Kamtſchatkas und 
die ruſſ. Kriegsſchiffe des Ochotskiſchen Meeres an den untern Amur, und ihre Ankunſt ſtei- 
gerte die begonnene Thätigkeit. Nikolajewsk wurde Siß der Marine, Mariinsk Centralpunkt 
der Landtruppen. Von Schilkinskoi -Sawod aus fanden zu dieſer Zeit noh drei aufeinander 
folgende Expeditionen den Amur abwärts ſtatt, welche etwa 3000 Soldaten und 500 Anſied- 
ler nebſt Geſchüßt, Rindvieh, Pferde, Lebensmittel, A>ergeräthſchaften u. |. w. in das Mün- 
dungsland des Amur ſchafften, wo nun Bauten, Befeſtigungen u. dgl. ungemein raſch fort- 
ſchritten, Die Chineſen legten dieſem Beginnen kein Hinderniß in den Weg, ſondern begnügten 
fi) mit der Aufzeichnung der vorüberfahrenden ruf. Boote. Durch kaiſerl. Befehl vom 31. 
Oct. 1856 wurde das bisherige Gebiet von Kamtſchatka durh das untere A. vergrößert und 
erhielt den Namen «Küſtengebiet von Oſtſibirien» und Nikolajewsk zum Hauptort und Sit 
des Gouverneurs. Die Zahl der Coloniſten wuchs ebenſo wie die ruſſ. Anſiedelungen, die 
alsbald von der Amurmündung bis zum Uſſuri hinauf reihten. Der Verkehr auf dem Haupt- 
ſtrom hob fich mehr und mehr. Endlich ward 1858 die officielle Vereinigung des A. mit dem 
ruſſ. Reiche ausgeſprohen. Schon 1857 war der Admiral Graf Putjatin aus Petersburg 
abgeſchi>t worden, um von China die Abtretung des Amur zu erlangen. Die Chineſen wollten 
jedoch anfünglich nichts von Unterhandlungen wiſſen, bis fie die Wendung ihres Kriegs mit 
den europ. Weftmächten gefügiger machte. Noch bevor im Juni 1858 die Verträge von Tien- 
tſin, die den Europäern das Himmliſche Reich eröffnen ſollten, zu Stande gekommen, fehloß 
Murawjew 28. Mai zu Aigun mit dem chineſ. Civilgouverneur einen Vertrag ab, wonach den 
Ruſſen das linke Ufer des obern und mittlern ſowie beide Ufer des untern Amur von der 
Mündung des Uſſuri an überlaſſen und dieſen außerdem freie Schiffahrt auf den rechten 
Nebenflüſſen des Amur geſtattet wurde. Dieſer Vertrag fand durch den Handelstractat, wel- 
hen Graf Putjatin 13. Juni ebenfalls zu Tien-tſin unterzeichnete, ſeine Beſtätigung. Schon 
21. Mai hatte Murawjew den Grundſtein zu einer neuen Stadt Blagoweſtſchensk (an der 
Vereinigung der Dfeja und des Amur) gelegt, und ſpäter beſhloß man die Anlegung von 
Sofjewsk nahe oberhalb Mariinsk. Durch kaiſerl. Befehl vom 20, Dec, 1858 wurde das neu- 
PR a OR E BE. GA: DCE DR R ES E UE RE 
     
RETTET EEE EL BERN (NAS 
  
	        
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