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fich im Oberhaufe an die Spite jener Mittelpartei, welche unter dem Namen der Pecliten
bekannt wırrde. Während er nun in ſtaatswirthſchaftlihen Fragen fich von feinen alten Freun-
den, den Conſervativen, losfagte und den Whigs beitrat, bekämpfte ex ſehr entſchieden die
auswärtige Politik Lord Palmerſton's und ſtimmte bei Gelegenheit ſeines Verfahrens in der
Pacifico-Affaire für das 17. Juni von Derby gegen ihn beantragte Tadelsvotum. Doch lehnte
er es nicht allein ab, in die im Febr. 1852 von Derby gebildete Negierung einzutreten, ſon-
dern übernahm nah dem Rücktritt deſſelben im Dec. ſelbſt die Leitung eines Coalitions-
Miniſteriums, in welchem Peeliten, Whigs und Radicale Plat fanden. Wenige Monate dar-
auf brach die orient. Kriſis aus, in der er anſangs eine vermittelnde Stellung einzunehmen,
Kufland zu ſhonen und Frankreich von aggreſſiven Schritten zurückzuhalten ſuchte. Seine
Bemühungen ſcheiterten jedoch an dem Starrſinn des Kaiſers Nikolaus, der Staatskunſt Lud=
wig Napoleon's und dem von dem brit. Geſandten in Konſtantinopel, Lord Stratſord, ange-
ſtachelten Widerſtand der Türken gegen die ihnen zugemuthete Nachgiebigkeit. Durch die
öffentliche Meinung, die fic mit Heftigkeit gegen die ruſſ. Anmaßung ausfprah, wurde A.
immer weiter getrieben, bis endlich die Kataſtrophe von Sinope ihn nöthigte, wider ſeinen
Willen den Krieg zu erklären. Die Lauheit, mit der dieſer geſührt wurde, und die man der
heimlichen Neigung A.'s für Rußland zuſchrieb, obgleich ſie" eine natürliche Folge der ver-
wieelten polit. Lage und der während eines langen Friedens in Vergeſſenheit gerathenen mili-
täriſhen Traditionen war, erregte ſchr bald eine Misſtimmung, die durch das Unglü der
engl. Armee in der Krim ihren Gipfel erreichte. Hierzu traten noch Zerwürfniffe mit Aufjell
und Palmerſton, welche ſ{hließlih die Sprengung des Miniſteriums bewirkten. Am 1, Febr.
1855 legte A. das Amtsftegel in die Hände der Königin nieder, die ihn zum Zeichen ihres
ungefehmälerten Vertrauens mit dem Hofenbandorden fhmücdte und auch ſpäter fowol in
Familien= als in Staatsangelegenheiten, wie in den beiden Minifterfrifen 1858 und 1859,
zu Nathe zog. Im Oberhauſe ſicherten ihm ſeine langjährige Erfahrung und fein ehrenhafter
Privatcharakter ebenfalls einen nicht unbedeutenden Einfluß. Der Kunſt und Wiſſenſchaft
blieb er bis an ſein Ende zugethan. Er ſtarb in London 14. Dec. 1860. Als fünſter Graf
von A. folgte ihm ſein älteſter Sohn, George John James, Lord Haddo, geb. 28. Sept.
1816, früher Parlamentsmitglied für Aberdeenſhire.
Abergavenny (ſpr. Aebergenni; Gobannium), Stadt in der engl. Grafſhaft Monmouth,
31/, geogr. M. weſtlich von Monmouth, am Ust und Gavenny ſowie an der Eiſenbahn nach
dem ſüdl. Wales, inmitten grüner, von ke> emporſtrebenden Hügeln eingefaßten Wieſen gelegen,
hat cin ſo friſches, freundliches Anſehen, daß ſie für ihr hohes Alter das Zeugniß einer Burg=-
ruine und einiger Neſte ihrer ehemaligen feſten Mauern bedarf. A. beſit eine ſtattliche Brüde
über den Usk von 15 Bogen, intereſſante Denkmäler in der Marienkirche, und Eiſenwerke,
welche nebſt Flanellweberei den Haupterwerb der 6000 E. ausmachen.
Aberglaube (Ueberglaube, Beiglaube, superstitio) iſt niht der Geſammtinhalt des heid-
niſchen Glaubens, der als falſcher Glaube, als ein Wahn erkannt worden ift, ſondern das
Feſthalten heidniſher Gebräuche, Meinungen und Vorſtellungen, denen mit einem mal zu ent=
ſagen dem neubekehrten Chriſten, obſchon er die heidniſhen Götter verachtete, um ſo ſchwerer
wurde, da der Hang nah dem Wunderbaren und Ueberſinnlichen in der menſchlihen Natur
tief begründet iſt und das Chriſtenthum ihm überdies auh wieder mit einer neuen Wunder-
fülle entgegentrat. Jn den Lü>en, die dieſes gelaſſen hatte, oder wo deſſen Geiſt von dem
rohen Gemüthe noh unverſtanden blieb, da griff ergänzend ſofort der A. plat, den man in
einen activen und paſſiven theilen kann. Der erſtere (augurium, sortilegium) wird durch
beſondere Vorrichtungen, durch. Gebete, Befpredungen, Beihwörungsformeln, Zaubermittel
u. dgl. abſichtlich hervorgeloct; der lettere dringt ohne des Menſchen Zuthun als ein günſtiges
oder ungünſtiges Zeichen höherer Hand, als Vorahnung, Vorzeichen (omen) u. dgl, auf ihn
cin und beſtimmt ſeine Handlungen. Daher iſt dieſer paſſive A., deſſen Schädlichkeit eigent=
lich nur in der menſchlichen Selbſtqual beruht, vom Chriſtenthume ſ{hwerer zu beſeitigen als
der mit heidniſchen Gebräuchen vermiſchte, minder harmloſe active A., welcher mehr durc
das Licht der Aufklärung, beſonders durch eine genauere Erkenntniß der. Natur und ihrer
Kräfte, an Macht und Ausdehnung verloren hat. Das eigentliche Gebiet des A. iſt im engern
und gewöhnlichen Sinne das religiöſe, und hier zeigt er ſich zunächſt als eine evbliche Krank=
heit, deren Anfang in den meiſten Fällen im heidniſchen Alterthume zu ſuchen iſ; doh darf
dabei nicht überſchen werden, wie nah Verſchiedenheit der Zeiten und Völler dieſelben Ge=
bräuche veränderte Beziehungen und Deutungen erhielten, wie z.B, die weiſen Frauen unſerer
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