798 Anſchlag (Muſik) Auſchüz |
in Pompeji, Die Deutſchen, Schweizer und Franzoſen bedienten ſich zu öffentlichen Bekannt=
machungen bis gegen das Ende des-Mittelalters beſonderer Ausrufer (crieurs), welche hier und
da noch jezt vorkommen. Am früheſten entwi>elte ſih das neuere Affichenweſen in Frankreich,
wo ſhon 1407 und 1417 Fünigl. Patente gegen das Anheften von aufrührerifchen Plafaten
und Pasquillen ergingen, und ein Edict Franz’ L von 1539 die Bekanntmachung der Or-
donnanzen durch, Anſchläge einführte. Mit der vermehrten Benutzung dieſes Mittels der Ver-
öffentlihung und zugleich der Ausbildung des Syſtems polizeilicher Veberwachung wuchs auch
die Aufmerkſamkeit, welche die Regierungen dem Gegenſtande widmeten, und es bildete ſich
allmählich ein eigenes, auh nah Deutſchland übergegangenes Affichenreht aus. Daſſelbe
ſoll ungehörige oder gar gefährliche Anſchläge verhindern und amtliche Bekanntmachungen
vor Vernichtung und Verunglimpfung ſchützen. Mittel zu jenem Zwee ſind: vorherige Cenſur
jedes privaten Anſchlags durch die Polizeibehörde (in Frankreich den Maire); die Verpflichtung
beſonderer Zettelträger: (zuerſt für Paris 1722), welche nur amtlich genehmigte Anſchläge an-
heften und eigenmächtige Bekanntmachungen beſeitigen dürfen; die Vorſchrift, daß auf jedem
Anſchlage der Name und Wohnort des Druckers genannt werde; die Vernichtung von vechts-
widrigen Anſchlägen, die Verhängung von Strafen wegen Webertretung der einfchlagenden
polizeilichen Anordnungen, und ſtrafrichterliches Einſchreiten gegen die Urheber ſolcher Plakate,
in denen der Thatbeſtand von Injurien, Pasquillen, Majeſtätsbeleidigungen, Derlegungen der
öffentlichen Sittlichkeit, Aufforderungen zu Ungehorſam und Aufruhr u. f. w. enthalten ift.
Die Verlepung amtlicher Bekanntmachungen wird in Deutſchland härter als nad) franz. Rechte,
meiſtens mit Gefängmß bis zu mehrern Monaten oder fehwerer Geldbuße geahndet. Zn Frauk-
rei ſind übrigens private Anſchläge ſtempelpflichtig.
Anſchlag bezeichnet in der Muſik die Art, wie die Taſten der Taſteninſtrumente und durch
dieſe die Hämmer in Bewegung geſeßt werden, um die beftmögliche Schwingung der Saiten
und dadurch den rundeſten, vollſten und jeder Abſtufung fähigen Klang zu erzeugen. Erfor-
derniſſe eines. kunſtgerechten A. ſind Leichtigkeit, Gleichheit, Mannichfaltigkeit. Die einzige Be-
dingung ihrer Erlangung iſt, daß der A. zunächſt und hauptſächlih von den Fingern, im
erforderlichen Falle vom Handgelenke, nie vom Arme ausgehe, wie dies die ältere Schule im
Detavenfpiel und bei Nccorden Lehrte, Löſung der Handgelenke und möglichſte Ausgleichung
der Kraft und Beweglichkeit der einzelnen Finger wird daher das vor allem zu erſtrebende Ziel
ſein, Noch braucht man den Ausdru> A. , wenn man den Grad der Leichtigkeit, mit welcher
ſich die Taſten niederdrücen Laffen, bezeichnen will: Leichter und fchiwerer A.
Anſchütz, cine deutſche Schauſpielerfamilie, deren Auf befonders Heinrich A. begründete.
Derſelbe wurde 8. Febr. 1785 zu Luau geboren, erhielt ſeine erſte Bildung auf der Fürften-
ſchule zu Grimma und bezog 1804 die Univerſität Leipzig. Der freundſchaftlihe Umgang
ſeinerAeltern mit dem Schauſpieler Chriſt ſowie die Gaſtvorſtellungen Iffland’s und Wolff’s
in Leipzig we>ten zuerſt die Ahnung: des in ihm {lummernden dramatiſchen Talents und
die-Neigung, ſich für ‘die Bühne auszubilden, die er- zuerſt 1807 in Nürnberg betrat. Als
1811 die Händel-Schüß die Direction des Königsberger Theaters übernahm, wurde er für
diefes engagirt. Bon Königsberg ging er 1812 nad) Danzig. Hier erlitt er den Unfall, bei
der Annäherung der Ruſſen dur<h das Sperren der Feſtung ausgefchloffen zu werden, ſodaß
er ſich genöthigt ſah, während der Belagerung in Königsberg Gaſtrollen zu geben. Von
1814—21 war er eine Zierde des Theaters in Breslau. Sodann erhielt er einen ſeinem
Talente angemeſſenen Wirkungskreis am Hofburgtheater in Wien, wo er zugleich auh als
Regiſſeur thätig war. Früher als Darſteller von Heldenrollen in Deutſchland einer der erſten
in ſeinem Fache, ſtellte er ſpäter mit gleichem Erfolge Heldenväter und Charaktervollen dar.
Tiefe und zugleich Wahrheit der Auffaſſung, die überhaupt der trefflichen Schauſpielerſchule,
welcher A, ſeinen Principien nah angehört, oberſtes Geſe war, zeichneten ſeine Darſtellungen
vorzüglich aus. Seine Geſtalt wax ihm günſtig, ſein Organ, früher von großer Wirkung,
blieb es auh noh ſpäter in rührenden und ergreiſenden Partien. 1857 feierte U. f ein 50jähriges
Schauſpielerjubiläum und wurde bei dieſer Gelegenheit vom Kaiſer mit dem Ritterkreuz des
Franz-Joſeph-Ordens decorirt. Seine erſte Gattin, Joſephine A., geb, Kette, von der er ſich
ſcheiden ließ, war ihrer Zeit in Breslau und Königsberg eine beliebte Sängerin. Seine zweite,
Emilie A., geb. Butenopp, welche-bei der Truppe ihres Vaters in Schleſien thre Laufbahn
begann, und die er während ihrer Anſtellung am breslauer Theater kennen lernte und hei-
rathete, wurde ebenfalls ein beliebtes Mitglied am Hofburgtheater in Wien, Auf einer 1837
mit ihrem Gatten unternommenen Kunſtreiſe erfuhr ſie überall große: Anerkennung. Auguſte