Full text: A bis Arad (Band 1)

       
     
    
    
    
   
    
   
  
   
    
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
     
  
  
808 -- Anteros 
ſpringenden Küſtenfluſſe Guadalhorce gelegen, in einſamer Gegend auf einer kleinen Hochebene 
am Fuße eines Hügels erbaut, auf welchem die weitläufigen Trümmer eines mauriſchen Caſtells 
ſtehen. Die Stadt zählt 27200 E,, hat die fchöne goth. Kirche der Jungfrau in dem Caſtell, 
6 Pfarrkirchen, 7 Nonnen- und 11 ehemalige Mönchsklöſter, ſtattlihe Häuſer, von denen die 
ältern (in der obern Stadt) meift mit Wappenfchildern verziert find. Die Stadt unterhält 
große Flanell- und Papierfabriken, viele Gerbereien, Seidenwebereien und Seifenfabrifen und 
treibt etwas Handel mit Südfrichten, Oel, Orſeille u. f. w. Das Guadalhorcethal iſt hier 
von einer prächtigen Vega (Thalflur) eingenommen und mit Caſerios (Meierhöfe) beſäet. In 
der Umgegend werden gute Bauſteine, namentlich bunter Marmor, gebrochen. A. wurde 712 
von den Arabern beſetzt und denſelben 1410 von dem Iufanten Ferdinand, ſpäterm Könige 
von Aragonien, wieder entriſſen. Das Gebiet der Stadt, das auf 8 Q.-M. das obere Guadal- 
horcethal umfaßt, war ſeit jenen Zeiten von der übrigen Provinz getrennt und genoß manche 
Vorrechte. Die Bevölkerung von A. beſteht größentheils aus Hidalgos (\. d.), unter denen 
noch ‘neuerdings die-Blutrache Sitte war. Auf dem erwähnten Gebiete liegt im NW. von A. 
die Villa Archidona mit 7410 E,, röm. Alterthümern und großen Marmorbrüchen in oliven- 
reicher Gegend, und im W. der Badeort Fuente de la Piedra, am Ufer eines von Oliven- 
pflanzungen umringten Sees, mit Mineralquellen von 14° R., deren Waſſer ſich ſehr heilſam 
gegen Steinbeſhwerden erwieſen hat. 
Anteros Heißt in der fpätern griech. Mythologie der Gott der Gegenliebe. Die Mythe 
nämlich erzählt, daß Eros (ſ. d.), der Gott der Liebe, niht eher -geweſen ſei, bis ihm feine 
Mutter Aphrodite vom Ares in dem A. einen Bruder geboren habe. Der Sinn iſt unſtreitig : 
Liebe gedeihet nicht ohne Gegenliebe. Daher ſette man beiden oft zugleih Altäre und ſtellte 
ſie dar, wie ſie miteinander um einen Palmzweig oder Schmetterling ſtreiten. Nach Böttiger 
iſt die Vorſtellung, A. ſei die perſonificirte Gegenliebe, niht antik, ſondern modern; denn den 
Begriff von Liebe und Gegenliebe ſtelle die alte Kunſt ſtets durh die Gruppe des Amor und 
der Pſyche dar, und der wahre A. räche und beſtrafe nux den Eros. 
Anthemis nannte Linné eine Pflanzengattung aus ſeiner 19. Klaſſe und der Familie der 
Compoſiten, deren in Deutſchland vorkommende Arten ebenſo wie die Arten verſchiedener 
anderer verwandter Compoſitengattungeu (Matricaria, Pyrethrum u. a.) vom Volke Kamillen 
(f. d.) genannt werden, von den deutfchen Botanikern dagegen, in Anbetracht, daß die eigent- 
liche officinelle Kamille einer andern Gattung angehört, Afterfamillen genannt worden 
find. Der wejentliche Charakter der Afterkamille beſteht darin, ‘daß der convexe oder fegel- 
fürmige Sruchtboden der Blütenförbchen nicht hohl (wie bei Matricaria) und auf feiner Ober- 
fläche zwijchen den Blüten mit Spreublättchen befegt iſt. Die Afenen find ungeflitgelt, abgeftugt 
und entweder mit einem tro>enhäutigen Krönchen verſehen oder ohne ſolches. Die zahlreichen 
Arten dieſer Gattung, welche der Mehrzahl nach in Europa, beſonders dem ſüdlichen, heimisch 
ſind, laſſen ſich nah der Farbe der Strahl= und Scheibenblüten in ſolche mit weißem oder 
rothem Strahl und anders gefärbter Scheibe und ſolche mit gelbem Strahl und meiſt auch 
gelber Scheibe eintheilen. Zu den erſtern gehört die A>erkamille, A. arvensis L., ein 
überaus gemeines und läſtiges Unkraut, welches allenthalben auf bebautem und ſandigem Bo- 
den, auf Schutt, an Wegen, Dämmen, Gräben u. f. w. wächft, niedergeftredte und aufftei- 
gende, äftige Stengel, mehrfach fiederfchnittige, gräulich behaarte Blätter und einzelnſtehende, 
ziemlich große Blütenförbehen mit gelber Scheibe und flach ausgebreitetem, weißem Strahl beſit. 
Bon der echten Kamille (Feldkamille) unterſcheidet ſie ſich außerdem auh noh dur< ihre Ge- 
ruloſigkeit. Ferner gehören zur erſten Gruppe A. Cotula L., die Hundskamille, ebenfalls 
eine Unkrautpflanze, mit kahlen, doppelt-fiedertheiligen Blättern und doldentraubig angeordne- 
ten Blütenkörbchen, ſonſt der vorigen ſehr ähnlich, aber unangenehm riechend, und A. nobilis L., 
die Römiſche Kamille, eine ſüdeuropäiſche, in Sachſen, Thüringen und andern Orten als 
Arznei- und Ziergewächs mit gefüllten Blütenkörbchen gebaute Art, welche einen niederge- 
ſtre>ten, äſtigen, reichbeblätterten Stengel, feinzertheilte, doppelt-fiederſpaltige, kahle Blätter 
und langgeſtielte, einzelne, endſtändige Blütenkörbchen mit weißem Strahl und gelber Scheibe 
beſit. Ihre angenehm aromatisch duftenden Blüten ſind unter dem Namen Flores Chamo- 
millae romanae officinell und werden, ähnlich wie diejenigen der Feldkamille, zu Thee, tro>enen 
Umſchlägen gegen Kolik, Verdauungsbeſhwerden und als entzündungswidriges Mittel benutt, 
wirken aber viel reizender ‘als diejenigen der Feldkamille. Sie enthalten außer Fett, Wachs, 
Bitterſtoff, Eiweiß, Gummi u. a. ein ätherifches Del, welches je nach dem Standort bald 
blau, bald grünlich-weiß, bald bräunlich-gelb gefärbt erfcheint. Zur zweiten Gruppe gehört 
Anthemis 
  
  
    
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