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41 Proc. in den Städten leben. Den öſtl, Theil nimmt ein vorherrſchend aus Trappgeſtein be-
ſtehendes Hügelland mit zerriſſenen, unregelmäßigen Formen ein, das «Bergland von A.»,
welches im Divis 1461, im Kno>layd 1573, im Troſtan bis zu 1690 F. auffteigt. Die Küſten
ſind hoh. An der Weſtſpite liegt die kleine Inſelgruppe der Skerries vor dem Hafen Port-
Nuſhz öſtlicher die gewaltige Maſſe von Baſaltpfeilern, «the Giant's Causeway» oder Rieſen-
. damm genannt; im NO. die größere Inſel Rathlin, von Fiſchern und Bauern bewohnt. Das
Inuere der Grafſchaſt iſt größtentheils eben; ſo namentlich im Gebiet des Lough (See) Neagh
mit dem Abfluß Bann und dem Zufluß Main. Von der ganzen Bodenfläche nehmen 46 Proc.
Weideland (meiſtens Moor), 8 Proc. Klee- und Grasfluren, 28 Proc. Korn=-, Gerſte-, Hafer-,
Kartoffel- und Flachsfelder, 1 Proc. Waldung, 8 Proc. Waſſer, 9 Proc. Häuſer und unpro-
ductiver Boden ein. Der Flachsbau iſ niht mehx ſo beträchtlich wie früher, der Viehſtand
bedeutend. Der Hauptinduſtriezweig iſ die Spinnerei und Weberei in Leinen; daneben wird
auh Baumwolle geſponnen und verwebt. Man zählt 47 Flachsfabriken mit 36092 Spindeln,
2854 mechan. Stühlen und 19026 Arbeitern; 3 Baumwollfabriken mit 639 Arbeitern, 3 Zute-
fabrifen mit 385 und 1 Seidenfabrif mit 23 Arbeitern. Der Mittelpunkt dieſer Induſtrie und
zugleich des Handels ift Belfaft (f. d.), die erſte Fabrikſtadt Irlands. Die Fiſcherei in den
beiden Bezirken Carricdfergus und Ballycaftle befchäftigt 877 Fiſcherboote und 2636 Fiſcher.
Auch werden eine Kohlengrube und wichtige Salzwerke bei Carrickfergus bearbeitet. Die Graf-
ſchaft iſt in neun Baronien eingetheilt und ſendet ſehs Mitglieder in das Unterhaus, zwei für
die Grafſchaft ſelbſt, zwei für Belfaſt und zwei für die Städte Carri>fergus und Lisburn.
Außer dieſen drei Städten ſind die wichtigſten Ballymena, Ballymoney, Ballycaſtle und Larne. —
Die Stadt A., jezt nicht mehr die Hauptſtadt der Grafſchaft, liegt 13 engl. M. im NO. von
Belfaft, mit dem fie durd eine Eiſenbahn verbunden, und nahe der Mündung des Six-Mile-
Water in den Lough Neagh. Der Ort, eine Marktſtadt mit 2131 E., hat ein Zucht- und ein
Arbeitshaus. Ehedem war A. ein bedeutender Plat, der vor der Union zwei Mitglieder in
das iriſhe Parlament ſandte und mancherlei Privilegien beſaß. Bei A. befindet ſich derjenige
der alten runden iriſchen Thürme, welcher am vollſtändigſten erhalten iſt. Zwei alte Schlöſſer
liegen in der Nähe: Shane-Caſtle, der alte Sit der O'Neil, und Antrim-Caftle, der Sit der
Skeffington, Viscounts von Maſſereene und Ferrard.
Antwerpen (franz. Anvers), früher die Hauptſtadt einer niederl. Provinz, die 1814 aus
dem vormaligen Marquiſat A. und der Herrſchaft Mecheln gebildet ward, während der franz.
Herrſchaft aber das Departement der beiden Nethen ausmachte. Sie ift jet die Hauptſtadt
der gleihnamigen belg. Provinz, die, im W. durch die Schelde von Oſtflandern getrennt,
im N. an Holland, im O. an Limburg, un ©. an Brabant grenzt, und eine fruchtbare Ebene,
ohne Berg und Thal, von 51,53 Q.-M. mit 458679 E. umfaßt. Die Stadt A. liegt am
rechten Ufer der hier gegen 2000 F. breiten Schelde, auf welcher die größten Schiffe mittels
acht Hauptkanälen und der unter Napoleon I. und König Leopold angelegten Baſſins bequem an
¡hre Kais gelangen können. A. hat 114669 E,, eine Akademie der Wiſſenſchaften, eine Maler-
und Vildhauerakademie (die Malerakademie von St. - Lukas wurde ſhon um die Mitte des
15. Jahrh. gegründet und gab eine Hauptſtüte der niederl. Kunſt ab), eine medic.-<irurgiſche
Schule, ein Seearſenal, ein Muſeum mit einem veichen Schag von Gemälden, beſonders von
Nubens, van Dyk, Meſſis, und einen zoolog. Garten, welcher in Mannichfaltigkeit der darin
gehaltenen Thiere dem pariſer wenig nachſteht. Ihre Fabriken und Manufacturen in Zuder,
Dleiweis, Ladınus, Stöden, baumwollenen Zeugen, Spiten, Spitenzwirn, Tapeten, Gold-
und Silbertreffen u. |. w. find ſehr anſehnlih. Ihre Nähfeide, Ihwarzen Seidenftoffe und
Dru>erſhwärze find berühmt; früher waren es auh ihr Sammt, Damaſt und Atlas. Die
drei großen Meſſen, welche ſonſt hier abgehalten wurden, ſind faſt zu zwei Volksfeſten herab-
geſunken und haben nicht einmal mehr die Bedeutung der Jahrmärkte für den Handel. Auch
hat die 1827 gegründete Disconto- und Zettelbanf 1848 ihre Zahlungen einſtellen müſſen.
Unter den vielen zum Theil prachtvollen Gebäuden ſind beſonders merkwürdig der 480 F.
lange Dom Unferer lieben Frauen, deſſen Gewölbe auf 125 Säulen ruht, mit dem 416 par. F.
hohen Thurme und mehrern Denkmälern. Auch befinden fich hier Nubens’ größte Meifter-
werke, die Krenzesabnahme und die Kreuzeserhöhung. Dann ift bemerfenswerth die Zaklobs-
ficche mit der Kapelle und dem Grabmal der Familie Rubens ; das Hanſeatiſche Haus (Haus
der Ooſterlinge, d. i. der Oſtſeeländer), die ehemalige Niederlage der Hanſa, 1564 erbaut,
unter Napoleon eine Marinekaſerne; das Rubens-Denkmal, welches 1840 auf dem Grünplage
(Place-verte) errichtet wurde, und die Statue van Dy>'s vor dem Muſeum.