Full text: A bis Arad (Band 1)

  
  
902 Appiani Appianus 
herunterbringen. Ferner können krankhafte Zuſtände des Nervenſyſtems abenteuerliche Appetite 
ohne Sinn und Zwe> verurſachen. Endlich iſt die Langeweile bei Kranken oder eigenſinnige 
Begehrlichkeit, beſonders bei Kindern und kindiſchen Menſchen, häufig der Grund der Appetite. 
Man muß ſich alſo ſehr hüten, überall ſogleih einen Wink der Natur zu vermuthen, wenn 
Kranke nah dem und jenem verlangen. Unſchädliches mag man ihnen immerhin geben, Schäd- 
liches aber nur um ſo beſtimmter verweigern. Ift der A. eines Kranken auf Dinge gerichtet, 
die ihm früher gleichgültig oder gar widrig waren, ſo verdient er natürlich eher Berückſichtigung 
als im entgegengeſeßzten Fall. 
Ein ſehr gewöhnliches Leiden iſt die mehr oder minder vollſtändige Appetitloſigkeit, 
und ganze Scharen von Hausmitteln, wol auh Geheimmittel, ſind dagegen im Gebrauch. 
Faſt alle Krankheiten führen früher oder ſpäter eine Verringerung der Eßluſt herbei oder ver- 
nichten ſie ganz, allerdings meiſt dadurch, daß ſie die Verdauungsorgane in Mitleidenſchaft 
ziehen, oft aber ohne Affeetion dieſer Organe, Lediglich unter Vermittelung des Nervenſyſtems. 
Schon Gemüthsbewegungen, Gram, Schre>, Furcht, Aerger verſcheuchen den A. Iſt aber 
wirklich eine Magenkrankheit vorhanden , ſo ſteht dieſelbe oft in gar keinem Verhältniß zur 
Störung des A. Sehr ſhwere Magenleiden beſtehen oft bei ſehr gutem A. , ganz leichte Af- 
fectionen deſſelben vernichten ihn bisweilen gänzlich. Ebenſo wenig läßt fich aus der Art des 
A. auf die Art der Magenkrankheit fchliegen. Will man num allen dieſen, aus den ver- 
ſchiedenſten Urſachen entſtehenden Appetitſtörungen immer nur mit den ſog. appetitmachenden 
Mitteln begegnen, ſo handelt man ohne Sinn und Verſtand. Es wäre ebenſo flug, jedem, der 
nicht gehen kann, eine und dieſelbe Salbe zu empfehlen, obwol einmal ein Beinbruch, das an- 
dere mal eine Lähmung, das dritte mal allgemeine Schwäche u. ſt. w. der Grund ſein kann. 
Hat man fich den Magen durch zu vieles oder zu ſchweres Éſſen verdorben, ſo laſſe man ſich 
nicht dur ſeinen A, nah dem oder jenem dazır verleiten, den fehon kranken Magen durh 
reizende Subſtanzen noh mehr anzugreifen: man faſte, ſo wird man eheftens geſunden. Leidet 
man, an dauernder Appetitloſigkeit, ſo befrage man einen Arzt, damit man womöglich den 
Grund der Störung erfahre; danah wird es ſih rihten, ob man zu gelinden Neizmitteln 
greifen darf oder niht. Nur wenn der Magen ſelbſt nicht krank, ſind gelinde Neizmittel er- 
laubt, während Laien gerade die umgekehrte Anſicht zu haben pflegen. Magenſtärkende Mittel 
gibt es nicht; nux Mittel, welche die Thätigkeit des Magens vorübergehend anſtacheln können. 
Darum mache man von ſog. appetitbefördernden Hausmitteln im Alter einen nur mäßigen, 
in der Jugend und Kindheit gar feinen Gebrauch. Die angeblich magenftärkenden Geheim- 
mittel aber meide man ganz. 
Appiani (Andrea), der Maler der Grazien, wie ihn ſeine Zeit nannte, geb. zu Boſiſio im 
Mailändiſchen 23, Mai 1754, aus einer adelichen Familie, zeigte von früher Zugend an 
Neigung und Anlage zur Malerei. Seine Armuth zwang ihn, bei Decorationsmalern zu 
arbeiten, wodurch er jedoch Gelegenheit erhielt, die anatom. und Zeichenſchulen zu beſuchen. 
Die Geſchäfte ſeines Brotherrn führten ihn von Stadt zu Stadt. Zu Parma, Bologng und 
Florenz konnte er längere Zeit die Werke großer Meiſter ſtudiren und ſi einen eigenen Stil 
bilden. Er befuchte Kom dreimal, um immer tiefer in das beinahe gänzlich verlorene Ge- 
heimniß Rafael’ſher Frescomalereien einzudringen , und bald übertraf er in dieſem Kunſt- 
zweige alle lebende Maler in Italien. Seine Kunſt bewies er vorzüglich in der Kuppel der 
Kirche Sta.-Maria di S.-Celſo in Mailand und in den Wand- und De>engemälden, welche 
er für den Statthalter Erzherzog Ferdinand in deſſen Landhauſe 1795 ausführte. Napoleon 
ernannte ihn zu ſeinem Hoſmaler, und A. malte in der Folge beinahe die ganze faiferl. Familie 
ſowie mehrere franz. Generale, Miniſter u. f. w. Seine fchönften Werke find die Deden- 
gemälde im Fönigl. Palafte zu Mailand, beftehend in Allegorien aus und auf Napoleon's Leben, 
und ſein Apollo mit den Muſen in der Billa Bonaparte. Faſt alle Paläſte Mailands haben 
Fre8coarbeiten von ihm. Der Fall Napoleon's wirkte auf A.'s Verhältniſſe ſehr nachtheilig ; 
er ſtarb 8, Nov. 1817 in ſeinem Geburtsorte. Man rühmt an ſeinen Werken die Reinheit der 
Zeichnung und die Anmuth der Farbe, weniger jedoch die Energie des Ausdrus. 
Appianus, aus Alexandrien, anfangs Sachwalter zu Rom, dann Verwalter der kaiſerl. 
Einkünfte unter Trajan, Hadrian und Antoninus Pius, ſchrieb in grieh. Sprache eine röm. 
Geſchichte von den älteſten Zeiten an bis auf Auguſtus, in 24 Büchern, von denen aber nur 
cin geringer Theil auf uns gekommen iſ. Er erzählt die Begebenheiten ethnographifch nad) 
den Kriegen der Nömer mit den verſchiedenen Ländern bis zu ihrer Vereinigung mit Rom, 
3+ B. mit Spanien, mit Hannibal und Karthago, mit Macedonien u, f. w. Don den Büchern 
um 
   
     
     
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
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