108 Arteſiſche Brunnen
‚ Aufmerkfamkeit wendete ſich hier vorzüglich auf diejenigen Zweige des Handels,
durch welche: die Erzeugniſſe- des inländiſchen Gewerbfleißes weiter vertrieben wer-
den, und namentlich verſchaffte er dem Schuhhandel Gothas neue und vortheilhafte
Auswege. Er errichtete 1804 die unter der Firma „Ernſt Arnoldi's Söhne“ rühm:
lich bekannte Farbenfabrik. Bier Jahre ſpäter wurde unter ſeiner Mitwirkung die
treffliche elgersburger Steingutfabrik begründet, und es gelang ihm, dieſelbe auch
unter den ſchwierigſten Zeitverhältniſſen aufrecht zu erhalten und zu iE
Als das Verlangen nach Freiheit des Binnenhandels in he fich feit 1816
laut und mehrfeitig anfündigte, war U. eines der thätigften Organe diefer Meinung
und wirkte für den damals ſich bildenden deutſchen Handelsverein, forvol durch feine
faufmänniſchen Verbindungen als durch eine Reihe ideenreicher und kraftvoller Auf:
ſäge. Er übergab 1819 der Bundesverfammlung eine von 5051 Fabrikanten und
Gewerbtreibenden unterzeichnete Vorſtellung, um die Aufhebung der Hemmungen
des innern Verkehrs und eine höhere Beſteuerung fremder Erzeugniſſe herbeizufüh-
ren. Wie richtig A. das Bedürfniß der Zeit fhon damals begriffen, zeigen die ſpä:
ter zu Stande gekommenen Handelsverträge und Vereine deutſcher Staaten. Zu
der 1817 erfolgten Gründung des kaufmänniſchen Inſtituts der Jnnungshalle zu
Gotha und der damit verbundenen, vortheilhaft bekannten Lehranſtalt gab er die
erſte Veranlaſſung und verfchaffte derfelben ein treffliches Local. Seine glüd:
liche Sdee, den Grundfag der Gegenſeitigkeit auf eine Feuerverſicherungsanſtalt
für den deutſchen Handelsſtand anzuwenden und dadurch auswärtige Affe
curanzcompagnien entbehrlich und den Aufwand für Verſicherungen ſo gering als
möglich zu machen, gedieh 1821 zur Ausführung und war von glänzendem Erfolge,
Später und zu einem glücklich gewählten Zeitpunkte faßte er den Gedanken, zu ähn:
lichem Zwecke auch eine gegenſeitige Lebensverſicherungsgeſellſchaft zu errichten, bei
deffen Ausführung ihn Seoriep in Weimar thätig unterftügte. Diefe Anſtal [t wurde
4829 unter dem Namen Lebensverſicherungsbank für Deutſchland eröffnet und ge:
wann in wenigen Jahren eine beträchtliche Ausdehnung. Dieſe großartigen Unter:
nehmungen hinderten A. nicht, ſeinen erfindungsreichen Geiſt auch den Angelegen-
heiten ſeiner Vaterſtadt zuzuwenden, und ſeine rege Mitwirkung bei Allem, was
das Wohl ſeiner Mitbürger fördern kann, erwarb und ſichert ihm deren Achtung
und Zutrauen. (©. Feuerverſiherungsbank und Lebensverſice-
rungsbank für di and.)
Arteſiſhe Brunnen. Die arteſiſchen Brunnen oder Bohrbrunnen
(Springquellbrunnen) haben neuerdings mit Recht die größte Aufmerkſamkeit der
Völker und Regierungen erregt, da ſie als ein wichtiges Hülfsmittel der Induſtrie
und des Nationalwohlſtandes zu betrachten ſind, und die Hoffnung erweden, daß
mittels ihrer dereinſt noch mancher unbewohnbare Landſtrich, noch manche unzu-
gängliche Wüſte für Cultur und Communication gewonnen werden dürfte. Aber
nicht nur, daß in dürren, verſiegten Landſtrichen friſches reines Trinkwaſſer, dieſes
zum fröhlichen Gedeihen des organiſchen Lebens unentbehrliche Element, hervorge-
lot wird, die Jnduſtrie hat auch noch andere Vortheile von den arteſiſchen Brun-
nen zu ziehen gewußt. Weil nämlich das aus großen Tiefen E Waſſer nicht
nur häufig in bedeutender Menge, als mächtiger Waſſerſtrahl hervorſprudelt, ſon:
dern auch jederzeit, im Winter wie im Sommer, die mittlere Temperatur der tiefern
Erdſchichten , alſo in unſern Gegenden eine Wärme von beiläufig 10° Cent. be:
hauptet, ſo hat man die Waſſer der arteſiſchen Brunnen einestheils zum Betriebe
von Maſchinen, zur Bewäſſerung von Gärten, Feldern und Wieſen, anderntheils
ſelbſt zur Heizung von Radſtuben, Fabrikgebäuden und Gewächshäufern benußt.
Endlich iſt als ein nicht zu verachtender Vortheil zu erwähnen, daß durch die Bohr-
operationen die genaueſte Localerforſchung der tiefern Erdſchichten gewonnen wird,
welche für-die Anlage anderer arteſiſcher Brunnen in derſelben Gegend außerordent:
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