Full text: A bis E (1. Band)

Arteſiſchhe Brunnen 111 
"hy firiven. Damm wird das Oberſtück des Bohrzeuges durch ſeinen Ring an cin Tau 
Wh befeſtigt (welches, vom Rundbaume eines nahe am Bohrſchachte befindlichen Has- 
ed, ) ) 
 pels auslaufend, über eine, oben am Bohrgerüſte angebrachte Rolle geſchlagen iſt) 
| und fogleich mit einem Mittelfthe verbunden, an welches das Bohrftuc angefegt 
wird. ach diefer Vorbereitung wird der fo zufammengefegte Bohrer in die Röhre 
geſenkt, auf den Grund aufgeſeßt und mittels angelegter Hebel durch mehre Arbeiter 
in den Boden gedreht. Hat ſich der Bohrer gefüllt, ſo wird er herausgezogen, aus= 
geleert und wieder hinabgeſenkt. Bei allmälig zunehmender Tiefe muß ein zweites, 
drittes Mittelſtü> u. f. w. angefegt werden, fodaß der Bohrer endlich zu einer Länge 
von mehren hundert Fuß anwachſen kann. Trifft man auf feſte Geſteinſchichten, fo 
N wird der anfangs gebrauchte Köffelbohrer abgeworfen und ftatt ſeiner ein Meißel- 
bohrer angeſchraubt, zugleich die Operation dahin verändert, daß die Arbeiter das, 
durch ein Tau mit dem Stoßapparate (einem einfachen Hebel oder einer excentri- 
ſchen Welle) verbundene Bohrgeſtänge anheben und wieder fallen laſſen, wobei 
daſſelbe vor jedem Falle etwas um feine Are gedreht wird, fodaß die Schneide des 
Meißels ſucceſſiv in verſchiedenen Richtungen auffällt. Der Bohrſchutt muß von 
Zeit zu Zeit durch den Räumer zu Tage gefördert werden. Wenn man durch weiche 
und lo>ere Gebîrgſchichten gebohrt hat, ſo wird es meiſt nothwendig, der Zuſam- 
mendrüc>ung und Wiederausfüllung des Bohrloches durch Einſchiebung von ge- 
hörig zugerichteten Nöhren vorzubeugen, welche entweder hölzern (und dann ge- 
wöhnlich aus vier oder mehren Bohlen faßartig zufammengefegt) oder auch aufs 
y eiſern ſind und mittels eines Rammklotes ín das Bohrloch eingetrieben werdèn. 
,_IJſt endlich gutes Waſſer in hinreichender Menge erbohrt worden, ſo muß das ganze 
Bohrloch mit den eigentlichen Brunnenröhren ausgefättert werden, um theils ſeit- 
liches Entweichen, theils auch verunreinigende Zuflüſſe durch obere Gebirgſchich- 
ten zu verhindern. *) — Den Koftenanfchlag für einen ganz einfachen, aber in den 
gewöhnlichten Fällen wohl ausreichenden Bohrapparat zu einem Bohrloche von 
200 F. Tiefe und drei bis fechs Zoll Weite gibt Spegler auf 400 Thaler an. Die 
Gebrüder Flachat in Paris verkaufen ihre höchſt vollſtändigen und auf alle mög- 
lichen Falle und Unfälle berehneten Totalapparate zu 307 F. Tiefe für 12,000 
Francs. Das von Camilla beſchriebene, in der Gegend von Wien übliche Verfah- 
es 4 von ift Höchft einfach und wohlfeil ; nur möchte es nicht für alle Gegenden ausreichend 
  
*) Nach Humboldt (‚„‚Melanges asiatiques’) werben in der chincfifchen Provinz 
Hutſchum, wo es auf einer Strecke von zehn Stunden Länge und vier Stunden Breite 
ſehr viele Salzquellen gibt, zu deren Gewinnung Brunnen in Felſen gegraben, die 
1500 — 1800 Fuß tief und fünf bis fechs Zoll breit ſind. Hat man die Erde 
einige Fuß tief aufgegraben, fo wird eine hölzerne Röhre în die Offnung ge- 
bracht, auf welcher ein behauener Stein mit einem Loche von fünf bis fechs Zolf 
liegt, und alsdann ein gegen 400 Pfund fchwerer, meißelartiger, ftählerner Bohrer 
in die Röhre gefehlt. Die Spige des Bohrers iſt ausgezähnt, oben ein wenig 
concav, unten rund. Ein ſtarker Mann ſteht auf einem Gerüſte und tanzt auf 
einer Klappe herum, die den Bohrer zwci Fuß hoch aufhebt und ihn mit feiner 
ganzen Schwere wieder fallen läßt, wobei man zuweilen Waſſer in das Bohrloch 
gießt, um den losgearbeiteten Staub in Teig zu verwandeln. . Der Bohrer hängt 
an einem dünnen, aus Rotang gedrehten Seile, das an der Klappe befeſtigt iſt. 
An dem Seile befindet fich eine Duerftange, neben welcher ein anderer Arbeiter 
fist, der bei -der Erhebung der Klappe die Stange ergreift und fie cine halbe 
Kreiswendung machen läßt, damit der Bohrer in einer drehenden Richtung nie- 
derfalle. Sind drei Zoll ausgehöhlt, jo wird der Bohrer mittel der zum Auf: 
rollen des Seils dienenden Winde heraufgezogen und gereinigt. Auf dieſe Weiſe 
werden die Brunnen ſehr jenkrecht und glatt. SIft der Boden ohne Schichten von 
" Kohlen oder andern Mineralien, welche die Arbeit fchwieriger und oft fruchilog mas 
chen, und durchaus Felſen, fo werden in 24 Stunden gegen drei Fuß tief ausge- 
2 - höhlt , aber man braucht zur Vollendung eines Brunnens wenigftens Ki Jahre. 
O Red: 
 
	        
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