Aſchbach Aſien 113
1811 auch den größten Theil ihres Vermögens. Theonens Gedichte waren 1806
in Tübingen und in zweiter Auflage 1816 erſchienen z viele zerſtreute, aber werth-
volle Poeſien ſtehen in der „Jris““, „Aglaja“/, „Minerva“/ und in Hormayr's Ar-
chio und Taſchenbuch. Kein glücklicher Gedanke war es, zu Müllner's „Schuld“
ein dramatiſches Vorſpiel: „Die That“ (Peſth 1817), zu ſchreiben. Jhre Reiſe
nach Jtalien beſchrieb ſie anziehend in: „Briefe-an Karoline Pichler úber einen
Theil von Croatien und Jtalien“ (Halberſtadt 1830). Thereſe war von kleinem
und ſtarkem Bau, weder ſchôn noch graziós, aber eine ſo zärtliche und hingebende
reine Seele, daß ſie in den Familienkreiſen anweſend wie ein guter Genius verehrt,
abweſend herbeigewünſcht und innig betrauert wurde. Sie ſtarb-in Jun. 1830 zu
Agram in Kroatien, eben wieder der Pflege einer Schweſter und deren unmündiger
Familie ſich widmend, betrauert von Allen. (17)
Aſ<ba< (Joſeph), geb. 29. April 1801 in dem naſſauiſchen Städtchen
Hôchſt am Main, erhielt ſeine Schulbildung vom zehnten Jahre an in Heidelberg,
wo ſeine Altern 1811 ihren Wohnſiß nahmen. Jm Herbft 1819 begann er das
ſelbſt ſeine akademiſchen Studien und vollendete fie im Srühjahr 1823. Der an-
fänglichen Neigung zur Theologie entfagend, betrieb er in der erſten Zeit beſonders
die philologiſchen und philoſophiſchen Wiſſenſchaften, verband damit ein eifriges
Studium der neuern Philoſopheme, und wandte ſich erſt in den legten Jahren ſeiz
ner akademiſchen Laufbahn vorzüglih dem Geſchichtſtudium unter Schloſſer's
Leitung zu. Schon ‘in früher Jugend mit mehren größern Geſchichtswerken be-
kannt und den hiſtoëſchen Stoff im Gedächtniß bewahrend, ward A. beſonders
von wiſſenſchaftlichen Werken über Geſchichte angezogen, die das früher Erlernte
entweder berichtigten oder in die rechte Verbindung brachten. Das Sprachſtudium
ward als Mittel zum Verſtehen der Quellenſchriftſteller betrachtet, und neben den als
ten und romaniſchen Sprachen wurden auch die ſemitiſchen Dialekte betrieben.
Nach Beendigung der Univerſitätsjahre ward A. im Sommer 1823 zu der Lehr-
ſtelle für griechiſche und lateiniſche Sprache und Geſchichte am Gymnaſium zu
Frankfurt a. M. berufen. Die von den Berufsgeſchäften freie Zeit verwendete
er theils zu größern oder Fleinern Reiſen in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands,
in den Niederlanden und nah Paris, theils zur Ausarbeitung von hiſtoriſchen
Werken, von welchen die „Geſchichte der Weſtgothen“ (Frankfurt a. M. 1827) und
die „Geſchichte der Ommaijaden in Spanien“ (Frankfurt a. M. 1829 fg.) bis jegt
im Dru erſchienen ſind und um ſo mehr die verdiente Anerkennung gefunden ha-
ben, da die Geſchichte Spaniens unter uns noch ſo wenig durch gründliche Quellen-
forſchung war aufgeklärt worden.
* Aſien, der größte Theil der alten Erdfeſte, in welchem, phyſiſcher Erfahrung
zufolge, nicht nur das Skelett des Erdballs ſeinen gemeinſchaftlichen Centralpunkt
fand, ſondern auh Natur und Geſchichte den älteſten Schauplas ihrer Entwicke-
lung eröffneten, iſt als der Urſis aller Geſittung anzuſehen. Die ganze alte Ge-
ſchichte der Völker ift nichts Anderes als die Geſchichte aſiatiſcher Stämme und
Reiche. Sprache, Wiſſenſchaften, Handel, Gewerbe und alle Beförderungsmit-
tel menſchlicher Cultur haben da ihren Urſprung. Mit der übrigen alten Welt
iſt Aſien an zwei Punkten verbunden; mit Europa durch die große Waſſer-
ſtraße der Wolga und durch den Felſengürtel des Ural und des werchoturiſchen
Gebirges, mit Afrika durch die Landenge von Suez; dagegen bilden das ara:
biſhe Meer mit dem perſiſchen Golf und der arabiſche Buſen oder das rothe
Meer die ſüdweſtliche Scheidungslinie ; im S. trennt das indiſche Jnſel- und Welt=
meer (mit den Buſen von Siam, Tunkin und Bengalen) das aſiatiſche Hochland
von Auſtralien; im NO. macht die 14 Meilen breite Behrings- oder Cooksſtraße
und im D. die große Waſſerwüſte des ſtillen Meeres (mit der japaniſchen Klippen-
ſee, und den Buſen von Korea und Ochosk) die Grenze, Dieſes Wiegenland der
Conv.-Lex. der neueſten Zeit und Literatux. TI, 8