138 Auſtralien
genthümliche Schöpfung dar. Die organiſche Natur hat fich anſcheinend von
dem feften Lande auf die Infeln und zwar gegen den Zug der Winde, von |,
nach O. verbreitet. Sie erinnert auf den öftlichern Infeln zugleich an Südaſien
und Neuholland, ift aber von Amerika völlig entfremdet. Manche Pflanzengat:
tungen breiten fich über den indifchen und großen Ozean von der afrikaniſchen
Küſte bis auf dieſe Inſeln aus, nach welchen man aufder gegenüberliegenden Küſte
Amerikas vergebens ſucht. Verſchwenderiſch ſcheint zwar die Natur in ihren or:
ganiſchen Reichen den Samen des Lebens ausgeſtreut zu haben, aber zu ſparſam
iſt ſie offenbar in Anweiſung der Nahrung geweſen. Neuholland hat nur wenige
Bäume, die nährende Früchte darbieten. Weder die 15 Arten von Drachenbäumen,
die ſich von der Südſpitze Afrikas über Indien und die Eilande des großen Erdmee-
res zerſtreuen, noch eine der 142 Amomumarten (eine dreizehnte wächſt auf Ja:
maica), die von Bengalen bis zu den Sandwichsinſeln verbreitet ſind, kommen in
Auſtralien vor. So erblidt man weder die nügliche Kohlpalme, noch die rieſige
Sáulencypreſſe, noch den Pifang, den Brot: und Papiermaulbeerbaum, noch das
fchönfte der Gráſer, das faſt rings um die Erde verbreitete Bambusrohr. Dünn-
belaubte Eukalypten ſind Neuholland, die Flachslilie (Phormium tenax ) aber
Neuſeeland eigenthümlih. Die Flora, die auf den Aſien zunächſtliegenden Ei:
Landen fo reich iſt, ſcheint auf den Inſeln des großen Dzeans von W. nach O.
zu verarmen. Nach Chamiſſo ſhwinden die Palmen zuerſt bis auf den Kos
£08, der den niedrigen Jnſeln anzugehören ſcheint und namentlich. die Penryn
mit einem luftigen Baldachin überſchattet, der Bambus aber tritt zurü>. Nux
Knollengewächſe, als Yams, Aarons, Pataten und andere eßbare Wurzeln die:
nen da zur Nahrung. Aus der Kawapflanze (Taumelpfeffer) wird ein berau-
chendes Getränk bereitet, und faſt durhgängig Betel gekaut. Das Thierreich lie:
fert außer dem Hunde, dem Schwein und der Ratte kein einziges Hausthier. In
mehren Gegenden gedeihen jedoch die verpflanzten europäiſchen Hausthiere vor-
trefflich, und beſonders hat ſich die Zucht veredelter Schafe in Neuholfand und
Kandiemensland fo fehr gehoben, dag Wolle bereits ein wichtiger Ausfuhrattis
fel iſt und 1830 aus Neuholland 500,000 Pfund nach Europa gingen. Der
Fiſche in den ſüßen Gewäſſern find nur wenige, und unter den wenigen nur einige
genießbar. So iſt der Südindier genöthigt, da, wo ihm Wald und Meer nicht
binlängliche Nahrungsmittel darbieten, zu den Yams= und Farnkrautwurzeln,
ja ſelbſt zu ekeln Jnſekten und Amphibien feine Zuflucht zu nehmen. Alle einge
borenen Thiere des Continents bieten merkwürdige Eigenthümtkichkeiten darz ein
charakteriſtiſches Kennzeichen der Vierfüßler, die zu der Ordnung der Beutelthiere - |
gehören, ſind die am Bauche kreisförmig geordneten Zißen, mit einer Hautfalte
umgeben, die einen Beutel darſtellt, in welchem die Jungen, als unreife Embryo-
nen geboren, exft ihre völlige Ausbildung erlangen. Auſtralien gehören eigenthüm-
lich an: das Känguruh, wovon gegenwärtig ſchon zehn Arten aufgefunden ſind, das
epuna-Ru oder fliegende Eichhorn, der Wombat, der Kola, die Beutelmaus, das
<nabelthier (Ornithorhynchus paradoxus), vielleicht das abenteuerlihſte Ge:
{dpf auf der Erde, dem die Natur zu dem Körper eines Säugethiers mit Schwei:
nehäuten den Schnabel eines Vogels gab, der Dingo oder neuholländifche, ſtimm-
loſe Hund, der ſih dem Wolfe nähert, die DOpoſſum- Hyäne, der Hirſcheber, der
Ole> und der Meerelefant (Phoca proboscidea). Erwähnt man unter den Vö-
geln den weißen Adler, den ſchwarzen Schwan, die grünen Zurteltauben, blauen
und weißen Neiher, Vögel mit Haaren ſtatt der Federn, den Nashornuvogel (Bu-
ceros), den Emu mit ſeinen am Ende der Fittige in eine ſcharfe Kralle ſich endi:
genden Schwungfedern, die ſchwarze Schlange, gelbe Natter, ſo hat man Beweife
genug, daß die Sonderbarkeit der organiſchen Bildung durch alle Naturreiche durch-
geht. Unlängſt hat man guf dem Feſtlande eie Bienenart ohne Stacheln entde>t.