Full text: A bis E (1. Band)

  
  
Auſtralien 139 
Selbſt die Mollusken bringen da ungewöhnliche Phänomene hervor, z. B. die 
Gattung Pyrosoma, welche, in Myriaden über die Oberfläche des Meeres verbrei- 
tet, bei Nacht das eigenthümliche Leuchten verurſacht, und zwar in der Ruhe- opal: 
artig gelb, etwas in das Grüne ſpielend, bei jedem Zuſammenziehen aber mit dem 
Glanze eines glühenden Eiſensz die Stralenplättchen des Mundes leuchten wie 
Diamanten, je nach der Bewegung ‚ändern fich die Farben in Roth, Grün und 
Blau, doch vorzüglich ſchön iſt der Azur, wenn die Phosphorescenz ſich allmalig 
verliert, 
Der Menſch ſelbſt, zwiſchen Neger und Europäer die Mitte haltend, mit gros 
ßem, affenartig hervorſtehenden Munde, dicken Lefzen , aber weißen, geſunden 
Zähnen, tiefliegenden ſchwarzen Augen von wildem Ausdrud, bald gekrauſelten, 
bald ſtruppigen Haaren, iſt in keinem Theile der Erde — wenn wir die hôchſten 
afrikaniſchen Berglande ausnehmen — ſo’ dünn geſäet als auf dem Auſtralconti- 
nente. Nie ſahen die Seefahrer, etwa die Jnſeln der Torresſtraße ausgenommen, 
einen Haufen, der über 2 — 300 Köpfe zählte. Die Bewohner dieſes Erdtheils, 
deren Anzahl man auf 3, höchſtens 4 Mill. ſhäst (ungefähr 10 Menſchen auf 
dis [ 1M. ), gehören zu zwei Hauptraſſen des menſchlichen Geſchlechts : a) den Pas 
puas oder Auſtralnegern mit Wollhaaren, vorſpringenden Kinnladen, wulſtigen 
Lippen und ſchwarzer Hautfarbe, blos mit dünnern Beinen und Armen als die 
afrikaniſchen Neger; ſie bewohnen die Südküſte des Feſtlandes, Neuguinea mit 
den davon abhängenden Eilanden, Neubritannia, Neuirland, Neuhanover und 
den Heil. -Geiſt- und Salomons-Archipel, mithin bis auf Neuſeeland alle Eis 
lande der innern Jnſelreihe, und ſtehen auf der unterſten Stufe der Geſittungz 
b) den Auſtralindiecn, aus malaiiſchem Stamme, mit regelmäßigen Formen, 
langem Haare, hohem Wuchſe (die meiſten ſollen nach Forſter, Nicholas und 
Sieber ſehs Fuß Höhe haben), kriegeriſcher Haltung und Entſchloſſenheit aus: 
brücender Miene. Die Muskelausbildung verhindert die Rundung der Schen- 
tel und Arme, daher dieſe fchmächtiger.als gewöhnlich erfcheinen; die platte Naſe 
der Neger hat ſich ganz verloren, Mehre haben fogar Habichtsnafen, Viele ſelbſt ein 
dem griechiſchen ähnliches Profil. Die Hautfarbe iſt braun, hier lichter, dort dunks 
ler tingict, je nachdem der Eingeborene der Tropenſonne fern oder nahe wohnt. 
In keinem Erdtheile iſt die Sitte dec Tâtowirung ſo ſehr verbreitet und fo 
geſ<hma>voll angewendet. Die ſchönſten Beiſpiele der Art finden ſich in Mul- 
grave's Archipel und auf der zu der Washingtongruppe gehörenden Jnſel Nuka- 
hiwa. Nach Tileſius iſt das Tâtowiren oft Pus, meiſt aber eine Bilderſchrift, 
welche gewiſſe Verträge bezeichnet, z. B. den Ehe-, Tauſch- oder Dienſtbund, 
lesterer zum Häuferbau, Fiſchfang, Kriegsdienft, — alſo ein Feudalweſen. Dieſe 
Zeichen ſind die unvertilgbaren Urkunden'der Rechte und Pflichten — ein unveräu- 
perlicher Paß durchs ganze Leben, ſodaß ein ſtark tätomirter Körper auf ein kräf- 
tiges und reiches Leben ſchließen läßt. Von der weitverbreiteten, wenn auch ſ<hwäch- 
ſten aller Menſchenraſſen, der malaiiſchen, gibt es in Auſtralien drei Abtheilun- 
gen: a) eigentliche Malaien auf den meiſten Juſelarchipelenz b) Haraforen 
oder Alfuris im Junern von Neuguinea, auf Waigiu und den dazu gehörenden 
Eilandenz c) Bidſchuer oder Biadſchuer, urſprünglich auf Celebes und Borneo, 
von wo aus fie ſich im indiſchen Archipel zerſtreute. Die Sprachen dieſes großen Erd- 
raums find fo dürftig als feine Bewohner arm an Begriffen. Ein Wort be- 
zeichnet deren meiſtens mehre. Balbi theilt ſie in zwei Hauptſtämme, den der Súd- 
neger, und den malayiſchen, welche beide ſich wieder in ſehr viele Mundarten ſpal- 
ten, ſowie Chamiſſo allein aufden Philippinen ſieben Dialekte anführt, unter denen 
die Tangalaſprache die vorzüglichſte iſt. Dem Tangala ſchließt ſich die Tonga: 
ſprache an, eine dèr gebildetſten des ſüdlichen Auſtraliens! Am kinderhafteſten er- 
ſchien den Naturforſchern der Kruſenſtern’ſchen Erdumſegelung die Sandwich{prache, 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.