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che, Berkheim und Berſtett, die hauptſächlihſten Repräſentanten des alten Sy-
ſtems; an die Stelle des Erſten trat der Staatsrath Winter, jedoch ohne den
Namen eines Miniſters. Am 17. März 1831 wurde der Landtag eröffnet, Die
Thronrede erneuerte das Gelübde der Heilighaltung der Verfaſſung ; die Dankadreſz
ſen antworteten mit dem Ausdru>e des öffentlichen Vertrauens, die der Volkskam-
mer mit Hindeutung auf das Bedürfniß, die Verfaſſung durch die noh fehlenden
Garantien zu vervollſtändigen. Darin lag der Ausſpruch des Bewußtſeins, wie
unendlich groß die Aufgabe des Landtags war. Seit 1823 hatte das conſtitution:
nelle Leben nicht nur ſtill geſtanden, ſondern war rú>wärts gegangen ; aus ſich ſelbſt
wiedergeboren, verlangte es jegt fefte Stügen und Sicherung gegen neue Unbill,
Auc) war die Regierung voll vedlichen Willens für materielle Intereffen, in polis
tiſchen Fragen dagegen noch nicht klar entſchieden, auch einer ſelbſtändigen Haltung
gegen auswärtige Einflüſſe noh zu ungewohnt, um das moraliſche Gewicht ihrer
Stellung vollkommen zu würdigen. Die Adelskammer, ihrer Aufammenfegung
nach unter dem Einfluſſe von Standesintereſſen und Standesvorurtheilen, fühlte
auf der andern Seite doch auch den Einfluß des Zeitgeiſtes und das Bedürfniß der
Popularitätz auch zählte ſie in ihrer Mitte wohlgeſinnte und patriotiſche Volks:
freunde, wie Weffenberg (f. Bd. 12), Zell, den Fürſten von Fürſtenberg und
Andere. Die drei Zweige der gefeggebenden Gewalt mußten zu dem Gelingen einer
Reform zuſammenwirken; die Volkskammer aber hatte den naturlichen Beruf, den
Anſtoß zu geben und die Bewegung einzuleiten; die Mittel dazu beſaß ſie in der
Unterftügung durch eine ausgebildete öffentliche Meinung und in einer ſeltenen
Bereinigung von Talenten. Man zählte in dieſer Verſammlung die Namen
von Männern wie Buhl, Fecht, Hüber, von Ieflein, Knapp, von Rotted(f.
BH. 9), Winter (f. Bd. 12) von Heidelberg, wohlbekannt durch die Landtage
von 1819 und 1822, zum Theil durch ehrende Verfolgungen zu den Zeiten der
Reaction bezeichnet; man zählte die Namen der drei Oppoſitionsglieder von 1825
und 1828, Duttlinger, Föhrenbach und Grimm; literariſch bekannte Namen,
wie Mittermaier und Welder; und neben diefen Namen von altem parlamenta
riſchen oder ſchriftſtelleriſchen Rufe ſolche, welche die öffentliche Laufbahn erſt be:
traten, wie Aſchbach, Bekk, Herr, Hoſſmann, Merk, Rindeſchwender, Rutſch:
mann und Andere. Die Wahl der Kammer erhob Föhrenbach zum Präfiden:
ten, Rotted und Duttlinger zu Vicepräfidenten; die Abgeordneten Duttlinger,
Mittermaier, von Jsſtein, von Rotte> und Welker wurden zu Vorſtänden der
fünf Abtheilungen erwählt. Nach den erſten Vorbereitungen ergriff die Volks:
kammer mit feſter Hand die Jnitiative zu Reformen, wie ſie in der Dankadreſſe
bereits angedeutet waren, das Bewußtſein ihrer Aufgabe und ihrer Mittel auf
eine großartige Weiſe ankündigend. So eröffnete fic gleich im Anfang jene
Reihe von Motionen, von denen einige auf dem langen Wege von Motionsbe-
gründung, Prüfung in den Abtheilungen und Commiſſionsbericht bis zur Dis-
cuſſion durch beide Kammern und Übergabe an die Regierung, wenn der vorge:
legte Gefegentwurf wieder dieſelbe Bahn zu durchlaufen hatte, erſt gegen Ende des
Landtags ans Ziel gelangten. Unter dieſen Motionen war der Antrag Welder's
auf Cenſurfreiheit, charakteriſtiſch für die Zeitlage als Foderung der ganzen und un:
geſchmälerten Preßfreiheit, geftügt auf das Vernunftrecht und zugleich auf das
hiſtoriſche Recht der Verfaſſungz die Motion Seftein’s auf MWiederherftellung der
1825 abgeänderten Artikel der Verfaſſung, der Theilerneuerung der Kammer ſtatt
Gefammterneuerung, und der zweijährigen Landtagsperiode ftatt der dreijährigen,
der politiſchen Farbe nach zugleich eine Proteſtation gegen das Regierungsſyſtem,
die Wahlbeſtechungen und die ſervile Kammer von 1825; ferner die Motion Dutt-
linger’s auf die Vollendung der Geſebgebung über Verantwortlichkeit der Miniſter,
wozu noch das in der Verfaſſung ſelbſt zugeſagte Procedurgeſeß fehlte. Gleiche
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