Full text: A bis E (1. Band)

  
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Berenger Berger 229 
nouvelles et inedites, suivies des proc&s intentes & l’auteur.“ GS. auh: „Le 
parnasse français du dix-neuvieme siecle” (Leipzig 1832). 
Berenger, franzöfifcher Abgeordneter, Ankläger des Minifleriums Polig- 
nac. Er ift Sohn eines Mitgliedes der conftituirenden Verſammlung, bekleidete 
in Grenoble gerichtliche Stellen und ward 1815 vom Dromedepartement zum 
Abgeordneten ernannt. In der Sigung vom 9. Jun. ſprach er gegen die Erb: 
lichkeit der Pairie und gegen die unbeſchränkte Vermehrung der Pairsanzahlz er 
eilte alſo ſeiner Zeit um mehr als 16 Sahre voraus, denn jegt ſogar, nach der Ju- 
liusrevolution, ſind die von B. damals vertheidigten Principien nur zur Hälfte in 
Wirklichkeit getreten. Am 22. Jun. 1815 unterzeichnete er die am Tage des erſten 
Einzugs von Ludwig XVIII, verfaßte Proteſtation. Nach Auflöfung der Kam: 
mer legte er ſeine Generalprocuratorftelle nieder und z0g fich in ſeine Vaterſtadt 
Valence zurü>, wo er den Wiſſenſchaften lebte. Schon 1807 hatte er zu Mes 
eine franzöſiſche LÜberfesung von Suftinian’s Novellen herausgegeben; in Ba- 
lence verfaßte er nun ſein Werk: „De la justice criminelle en France, d’après les 
lois permanentes, les lois d’exception et les doctrines des tribunaux“, welches 
1818 zu Paris erſchien. Dies Werk iſ ſehr geſchäßt, voll Sachkenntniß, und 
philoſophiſch behandelt. Die Wähler von Valence ernannten ihn 1827 von 
Neuem zu ihrem Abgeordneten. Er machte die Kammer zu wiederholten Malen 
auf die Nothwendigkeit aufmerkſam, endlich einen Geſeßvorſchlag über die Berant- 
wortlichkeit der Miniſter zu ‘verlangenz dieſer wohlberechnete Wunſch B.'s ift fo: 
gar jet noch nicht erfüllt, tros dem Verſprechen zweier Charten. Nach der Julius- 
revolution war er einer der Commiſſarien, welche im Auftrag der Deputirten die 
Miniſter Karls X. vor der Pairskammer anklagten. Bei dieſer Verhandlung 
zeigte er mehr würdigen Ernſt, mehr Mäßigung als Talent. Später hatte er Bes 
richt Über das Wahlgeſes zu erſtatten, welches den Freiſinnigern der Kammer und 
der Nation nicht genügend ſchien, und erklärte, daß ſeine perſönliche Anſicht von 
den Wünſchen der Commiſſionsmajorität abweiche. Jn derſelben Sizung gab 
er noh einen beahtungswerthen , allein etwas unentſchiedenen Bericht über die 
Abſchaffung der Todesſtrafe. Die meiſten Parteien vereinigten ſih nah Auflô- 
ſung der Kammer, ihn zur Wiedererwählung vorzuſchlagen. Viele glaubten, daB 
er Périer’s Miniſterium ſeinen Beiſtand verſagen werde. Wiedererwählt, flellte 
er ſich in die Mitte zwiſchen Périer und die Oppoſitionz er beſonders trug zu der 
Gründung des Deputirtenvereins in der Straße Rivoli bei, der nicht ganz in Pé- 
rier's Geiſt zu ſein ſchien, ohne ſ{< darum mit dem beim Neſtaurateur Lointier 
verſammelten. Oppoſitionscirkel vereinigen zu wollen. In der legten Zeit neigte 
ſich B. etwas mehr auf die Seite des Miniſteriums, aber wol blos. dem Kö- 
nige zu gefallen, dem er treu ergeben iſt. Man glaubte eine Zeitlang , er werde 
das Portefeuille der Juſtiz erhalten, doh hat er in einem der Mitbewerber, 
Dupin d. U, einen noch mächtigern Nebenbuhler als in dem jegigen Juſtiz- 
miniſter Barthe. (15) 
Berger (Ludwig). Dieſer ausgezeichnete Componiſt und Virtuos wird 
freilich mehr von den Muſikern und gründlichern Kennern der Muſik verehrt, als er 
dem größern Publicum bekannt iſt. Jndeſſen iſt ſeine muſikaliſche Bedeutung fo 
groß, daß ſolche Geſchichtſchreiber der Muſik, welche den Löwen ex ungue oder 
e vestigüs zu erkennen vermögen, ihn niemals werden übergehen fönnen, obgleich 
wahrſcheinlich die Welt nur wenige ſeiner Werke beſizen wird. B. iſt zu Berlin 
am 18. April 1777 geboren; die Amtsverhältniſſe ſeines Vaters, der Architekt war, 
bewirkten jedoch, daß er ſeine Knaben- und Jünglingszeit meiſt in der kleinen Stadt 
Templin und ſpäterhin in Frankfurt an der Oder verlebte. Nachher ſtudirte er 
in Berlin unter des Kapellmeiſters Gürrlich Leitung die Compoſition und fand in 
den Kreiſen der Muſikverſtändigen eine große Anerkennung. 1804 lernte ihn 
 
	        
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