234 Berlins Kunſtſammlungen
führung noch ein guter Theil erhalten blieb. -So erwarb nach des Herzogs Tode
(1752) Friedrich der Große dieſe Bilder und ſhmü>te damit ſeine Galerie zu
Sansſouci, wo ſie die Bewunderung Napoleons ſo ſehr auf ſich zogen, daß er ſie
nach Paris entführte. Mit den andern geraubten Kunftfchägen kehrten auch dieſe
Bilder, vortrefflich ergänzt, nah Potsdam zurú> und haben nun eine bleibende
Stelle in dem Muſeum gefunden. — Die Toscaner bilden die dritte Unterab:
theilung, welche die Künſtler aus Siena, Bologna, Rom und die Schulen des
mittlern Jtaliens enthält. Da man Florenz als die Wiege der neuern Kunſt zu
betrachten hat, ſo werden wir hier zuvörderſt auf die erſten Anfänge zurü>ge-
wieſen. Wir finden hier Bilder von Giotto, Taddeo Gaddi, Spinello Aretino,
Taddeo Bartolo, Giovanni da Fieſole, Coſimo Roſelli , Filippo Lippi , Dome:
nico Ghirlandajo. Das Muſeum beſigt noch eine große Anzahl: Bilder der
vorcafaelifchen Zeitz da jedoch dergleichen roba antica (alter Plunder), wie die
Italiener ſolche Bilder zu nennen pflegen, nur den Kunſthiſtoriker, keineswegs
aber ein Publicum intereffiren, welches die Bildergalerie zur Unterhaltung und
Bildung des guten Geſchmacks beſucht, ſo hat die Direction aus den Bildern der
älteften Zeit, ſowotl der deutſchen als der italieniſchen Schulen, eine beſondere Ab-
theilung gebildet, welche in zwei Nebenzimmer vérwieſen worden iſt, wo die Freunde
der alten Malerei ſie gern aufſuchen. Von Pietro Perugino’s eigner Hand find nur
kleinere Arbeiten vorhanden, doch befigt die Galerie alte Copien größerer Bilder, die
noch unter feiner Aufficht gemacht wurden. Von feinen Schülern lernt man hier
als einen ausgezeichneten Meifter und Nebenbuhler Rafael s den Pinturicchio ken-
nen, von dem ein großes Galerieftü und mehre kleinere Bilder vorhanden find,
Von ihm ſelbſt, dem „göttlichen Jüngling von Urbino“, wie er ſchon in früher
Jugend genannt wurde, befigt die Galerie die unter dem Namen Madonna della
Colonna ſchon längſt dur Kupferſtiche berühmte Marin mit dem Chriſtus-
kinde auf dem Arme. Das Bild gehörte der Familie Colonna in Rom und wurde
erſt kürzlih von dem Könige von Preußen für 10,000 Thaler gekauft. Obgleich
dieſes Bild (2 Fuß 54 3. hoh und 1 F. 9213. breit) zu den Eleinern Bildern
Rafael's gehört, ſo iſt es doch von ſo genialer Auffaſſung und Ausführung, daß es
uns den ganzen Meiſter kennen lehrt. Die Echtheit einiger für Jugendarbeiten
Rafael’s ausgegebenen Bilder iſt von Kunſtkennern, namentlich von Hirt, in Zwei-
fel gezogen worden. Von den großen Zeitgenoſſen Rafael's ſind die vortrefflichſten
Werke von Bartolomeo di San-Marco, von Bagnacavallo, Giulio Romano,
Innocenzio da Jmola, Benvenuto Garofalo, Doſſo Doſſi u. A., vorhanden z ein-
zig aber in ihrer Art ſind die Bilder, welche die Galerie von den Brüdern Francia,
namentlic) von Francesco befigt, und wie man Correggio nur auf der Galerie zu
Dresden, ſo lernt man Francia nur auf der Galerie zu Berlin kennen. — Unter
dem nicht ganz paſſenden Namen: Die Nachahmer, ſind in der vierten Unter-
abtheilung der italieniſchen Maler diejenigen Meiſter ‘zuſammengeſtellt worden,
welche aus Rafael’s, Michel Angelo’s und Francia’s Schulen hervorgingen.
Man findet unter ihnen außerordentliche Bilder von Giacomo Francia, von
Georg Pens, Sodoma, Sebaſtian del Piombo, Ludovico Mazolino und andern
vortrefflichen Meiſtern. — Die fünfte Abtheilung bilden die Carracci und
ihre Nachfolger. Durch den Ankauf der Galerie Giuſtiniani iſt für dieſe
Schule und dieſes Zeitalter eine höchſt intereſſante Sammlung entſtanden, in-
dem wir von Ludovico und Annibale Carracci, von Michel Angelo da Caravaggio,
von Spagnoletto, Guido Reni, Domenichino, Albani, Carlo Dolce, Saffofer:
rato die vollendetſten und ausgewählteſten Werke aufgeſtellt finden. — Auch
die Bezeichnung: Die Akademiker, wie die fechste Unterabtheilung genannt wird,
ift fehr fchwankend und unbeftimmt, indem ſchon in den frühen Perioden Aka:
demien beſtanden. Hier werden Nicolas Pouſſin, Gerard Laireſſe, Angelica Kauf: