Berlins Kunſtſammlungen 235
mann, Peter van der Werff, Euſtache le Sueur, Rafael Mengs, Canaletto, mithin
Jtaliener, Franzoſen, Deutſche und Niederländer, wie wenig Gemeinſchaftliches
ſie auch ſonſt haben, zuſammengeſtellt.
Die zweite Hauptabtheilung der Galerie enthält die Niederländer und Deut-
hen. Sie hat nur drei Unterabtheilungen. Die erſte geht von den Brüdern
van Ey> bis Holbein. Das Hauptbild dieſer Abtheilung, ja das Hauptbild
der ganzen Galerie, ift ein von den Brüdern van Eyd, urfprünglic für eine Ka=
pelle der Familien Byts und Borluut in der Kirche des heiligen Johannes (ſpäter
St.-Bavo) zu Gent gemaltes Bild, das, naif einer darauf befindlichen Jnſchrift,
den 6. Mai 1432 vollendet ward. Jn wunderbarer Farbenfriſche haben fich
dieſe Tafeln erhalten, ohne daß ein Reſtaurator ‘jemals Hand angelegt. Die
Stahlharniſche der Ritter glänzen noch ſo hell, daß man ſich darin ſpiegeln zu fön-
nen glaubtz die Landſchaften grünen und blühen, und von dem blauen Himmel
ſtralt das heiterſte Licht herab. Unerreichbar aber iſt Johann van Ey> in dem
Ausdru>e, welchen er den Geſichtern, zumal den Männern und Greifen, zu vers
leihen wußte. Das berliner Muſeum beſißt mehre vortreffliche Tafeln von Hans
Memling (fonft Hemmling genannt), Hugo van der Goes, Lukas van Leyden,
Quintyn Meſſys, Hans Baldung Grien, Rogier van der Weyde. An Bildern
der oberdeutſchen Schule iſt die Sammlung ſo reich, daß es wol angemeſſen gewè-
fen ſein würde, aus denſelben eine beſondere Sammlung zu bilden. Zwar fehlt,
was allerdings ſehr zu verwundern iſt, der Galerie ein Albrecht Dürer, allein aus
feinee Schule befigt fie mehre Bilder, die früher unter ſeinem Namen gegolten
haben; ferner find von Hans Holbein, Chr. Amberger, Albrecht Altdorfer, Lukas
Kranach und Andern ſehr ſ{häsbare Bilder vorhanden. — Der für die zweite
Abtheilung der niederländiſchen und deutſchen Maler gewählte Name: Die Nach-
ahmer, dürfte hier paffender fein als bei den Italienern, da fich in dieſer Claſſe die-
jenigen Niederländer finden, welche ihre vaterländifche Kunft verleugneten oder
ganz aufgaben und völlig in der Nachahmung der Italiener befangen ſind. Hierher
gehören: Johann v. Mabuſe, Bernardin van Orley, Franz Floris, Johann Meſſys,
Cornelis van Harlem, in deren Arbeiten man die vömifche Schule leicht mieberer:
kennt. Als ein der berliner Galerie eigenthümlicher Vorzug verdienen die ältern
niederländiſchen Landſchaftsmaler genannt zu werden, die man ſonſt in keiner
Sammlung findet, obwol ſie als die Begründer eines ganz eigenthümlichen Zwei-
ges der Kunſt aller Beachtung werth ſind. Das Muſeum beſigt Landſchaften von
Joachim Patenier, Heinrich Bleß, von den beiden Breughel, Molenaer, Paul
Bril, Roland Savery, Jodocus Momper, Vinkeboom u. A., welchen fi) eine
Auswahl vortrefflicher Arbeiten von den berühmteſten niederländiſchen Landſchaftern,
Albert Everdingen, Salomon und Jakob Ruysdal, Hobema, und Seeſtücke von
Simon de Vlieger, Abraham Stork und Ludolf Bakhuyſen anſchließen, die man
jedoch bei der Aufſtellung von den âltern Landſchaften getrennt hat. — Die dritte
Unterabtheilung begreift Rubens, Rembrandt, die Landſchafts- und Genremaler.
Von dem reichen Vorrath an Bildern von Rubens, welche fich in den königlichen
Schlöſſern befanden, “iſt eine geſchi>te Auswahl getroffen worden, um uns dieſen
größten Meiſter des Colorits zugleich auch als Meiſter der Compoſition in kirch-
lichen und weltlichen Gegenſtänden und als Portraitmaler kennen zu lehren. Neben
ihm ſtehen Rembrandt, von welchem keine Galerie [hönere Bilder befigt, und van
DyE, deſſen treue Auffaſſung der Natur, verbunden mit einem reinen Colorit und
ſicherer Zeichnung, uns hier in. einem reichen Nachlaſſe von ſeiner Hand entgegen-
tritt. Die gleichzeitigen Landſchaftsmaler, welche ihren Plas in dieſer Reihe erhal-
ten haben, ſind bereits genannt worden. Von den Thier- und Blumenmalern
fehlt, außer Paul Potter, kein berühmter Name, indem die Sammlung an
guten Arbeiten von Franz Snyders, Karl Ruthart, Niklas Berghem, Philipp