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leiſteten nirgends mehr Widerſtand; am 12. wurde der Seraskier Halil bei Slirono
geſchlagen und dieſe Stadt erobert; am 19. Aug. zogen die ruſſiſchen Heerſäulen
von den Höhen von Bujuk-Derbent (d. i. der große Paß des Strandſcha-Gebirges)
herab, um ſich vor der zweiten Haupt - und Reſidenzſtadt des Reichs zu lagern.
Die Lage von Adrianopel, auf ſieben Anhöhen, von Mauern umgeben und mit
einer alten griech. Feſtung, iſt zur Vertheidigung ſehr geeignet; allein die feindlichen
Batterien waren noch nicht vollendet, und die Befasung (10,000 M. Jufanterie
und 1000 Reiter, ohne 12,000 bewaffnete mufelmannifche Einwohner) wagte Feiz
nen Kampf zu unternehmen, obgleich ihr noch drei große Straßen zum Rüdzuge nad
verlorenem Gefechte offen ſtanden. Der Seraskier Halil Paſcha , der Comman-
dant Mehemed Paſcha und die Behörden von A. ließen Dieditſch eine Capitulation
antragen. „Liefert“, war die Antwort, „uns alles Eigenthum, was der ottomani-
ſchen Regierung gehört, und alle. Waffen aus, dann ſollen die türkiſchen Truppen
nebſt ihren Befehlshabern die Erlaubniß erhalten in ihre Heimath zu ziehen, jedoch
nicht in der Richtung nach Konſtantinopel. Entfchließt Euch binnen 14 Stunden!”
Als nun am 20. Aug. früh das ruffifche Heer in zwei Abtheilungen gegen die Stadt
zum Sturm vorrückte, kamen zwei Stunden vor dem Ablaufe der gegebenen Friſt
die Abgeordneten dem Oberfeldheren mit der Unterwerfung entgegen. Die türkis
[hen Soldaten warfen die Waffen weg, und die Ruſſen zogen unter dem Freuden:
gefchrei der Einwohner in A. ein, das feit 1360, wo Sultan Murad 1, Adrians-
ſtadt erobert und zu dem Size des Osmanenreichs in Europa gewählt hatte, von
keinem Feinde angegriffen worden war. Die Einnahme A.'s war ohne Blut und
Unordnung erfolgt. Die Trophäen des Tages beftanden in 56 Kanonen, 25 Fahz
nen, 5 Noßfchweifen, mehren taufend Gewehren und großen Magazinen von Les
bensmitteln und Munition. Das türkifche Befagungscorps hatte fi) gänzlich auf:
gelöſt und zerſtreut. Überhaupt hatte die Pforte im Laufe des Krieges über 2000
Kanonen und 200,000 Gewehre verloren, und einen empfindlichen Verluſt an
edlen Hengſten und Stuten erlitten, die nun der ruſſiſchen Pferdezucht Nußen
brachten. Der „Überwinder des Balkan” nahm ſein Hauptquartier im kaiſerlichen
Dalajte Eski-Serai. Jede Behörde blieb in ihrer Wirkſamkeit. Die Einwohner
— gegen 100,000 —, Türken und Chriſten, ſezten ungeſtört ihre Geſchäfte fort. -
Auch aus der Provinz eilten die Bewohner herbei und lieferten, vielleicht zum erſten
Mal einer europäifchen gefegmäßigen Verwaltung fich erfreuend, freiwillig ihre
Waffen ab. Das gute Benehmen der ruffifchen Truppen flößte überall Vertrauen
ein; denn mit Ausnahme der Fourage wurde Alles von den Ruſſen baar bezahlt.
Dieſe, jedem waffenloſen Muſelmanne bewieſene Schonung und die Aufrechthal-
tung der Ordnung machte auf die Türken, ſelbſt in der Hauptſtadt, einen tiefen
Eindru>. Das Volk zu Konſtantinopel nannte den ruſſiſchen Kaiſer nur den weis
fen König. Dadurch ward das Friedensgeſchäft nicht wenig erleichtert. Nach der
Einnahme der Stadt befeten die Ruſſen ſofort die Straße nah Stambul, das von
Edrené (ſo nennen die Türken Adrianopel) 48 Stunden oder 5 —6 Tagereiſen ent-
fernt liegt. Das fechste Corps befegte die Straße nach Kirkhiliſſa. Dieſe befeſtigte
Handelsftadt der vierzig Kirchen, mit 16,000 Einmw., an einem ſüdlichen Abhange
des Strandſcha-Gebirges gelegen, 40 Stunden von der Hauptſtadt und 22 Stun-
den von Adrianopel entfernt, ward an demſelben 20. Aug. vom Generallieutenant
Baron Budberg nach einem kurzen Vorpoſtengefechte genommen. Faſt gleichzeitig
hatte der Admiral Greigh die befeſtigten Städte Waſſiliko (am 2.), Agathopolis
(Agtebol, am 5.), Jneada (am 19.) und die Feſtung Midia (am 29. Aug.) ohne
großen Widerſtand mit den gelandeten Truppen erobert. Dadurch war die Küſte
des ſchwarzen Meeres bis zum Bosporos entwaffnet. Hierauf rückte General Bud:
berg am 21. Aug. von Kirkhiliſſa nah Araba-Burgas (34 Stunden von Konſtan-
tinopel) vor, von wo die Straße nach der Hauptſtadt über ak und Silivria