Full text: A bis E (1. Band)

  
40 Ägypten 
Grenze Oberägyptens verlegt, aus Rückſicht auf die Körperbeſchaffenheit der in 
Sennaar gefangenen negerartigen Nudier (Barábras), welche nun in regelmäßige 
Bataillone gebildet wurden. Seve wurde von mehren franzöſiſchen Offizieren unter 
fügt, die unter ſeiner Leitung ſtanden. Die größte Schwierigkeit machten die Tür- 
ken oder Mamluken. Gewöhnt an Unthätigkeit und Bequemlichkeit, wollten fie un: 
gern ihre Foftbaren Kleider, ihre ſchönen Pferde aufgeben und den Vergnügungen der 
Hauptſtadt entſagen, um fic) in den Sandebenen an den Grenzen des Landes unge: 
wohnten Kriegsübungen ſtundenlang zu unterwerfen. Sie murrten laut, verwünſchz 
ten die Chriſten und warfen ihre chiweren Flinten weg. Seve gab ihnen ebenſo kräftige 
franzöſiſche Flüche zurück. Die Türken lernten allmälig ſeine Flüche nachſprechen, 
ohne deren Bedeutung zu verſtehen, lachten und wurden na und nach lenfſamer. 
Seve wußte ſeine ſchwierige Aufgabe mit großer Einſicht und Beharrlichkeit zu 
Löfen und auf die Stimmung der Gemüther Eng zu wirken. Eines Tages, als ein 
Glied Feuer gab, pfiff eine Kugel an feinem Kopfe hin. „Ihr Ungefchiekten !” rief ex 
kaltblütig, befahl noch einmal zu laden und zu feuern. Sie feuerten, aber keine Kusz 
gel pfiff. Dieſer Zug von Feſtigkeit und Unerſchro>enheit entwaffnete die Türken; 
fie ſchloſſen ſich traulicher ihm an, gaben allmälig ihre Vorurtheile auf, und mehre 
ſeiner Zöglinge wurden ihm herzlih geroogen. Zu gleicher Zeit wurde von dem 
franzöſiſchen Arzte Duſſap ein Militairſpital angelegt, und man mußte Eafernen 
bauen, da immer mehr Kriegsoölker fi ſammelten, zu welchen allmalig auch viele 
ägyptiſche Araber (Fellah) kamen, die entweder freiwillig Dienſte genommen hatten, 
oder von den Dorfvorſtehern waren ausgehoben worden. So war bald eine Schar 
von 4000 M. geſammelt. Ein anderer Franzoſe, Gonon, dem der Paſcha beſon=- 
ders gewogen war, legte ein Zeughaus in Kahira an, richtete Werkſtätten zum Gießen 
und Bohren der Kanonen und Waffenſchmieden ein. Es wurde Salpeter bereitet, 
und die ehemalige franzöſiſche Pulvermühle auf der Nilinſel Nodah wiederhergeſtellt, 
Das Bildungslager rüdte nun Kahira näher, was jedoch nur allmalig ges 
ſchah, da die ſchwarzen Rekruten das Klima Mittelägyptens ſonſt zu kalt gefunden 
haben würden. Es war 1823 in der Nähe von Siut. Jbrahim Paſcha, obgleich 
er Dberanführer des Heeres hieß, entzog ſich den Kriegsübungen nicht und gab den 
Andern das Beiſpiel von Unterwerfung unter die Geſege dec Kriegszucht und 
Dienſtpflicht. Am Ende des Jahres 1823 beſtand das neue ägyptiſche Heer bereits 
aus ſehs Regimentern von fünf Bataillonen, jedes Bataillon zu 800 M. Das 
fünfte Bataillon bildete das Depot. Die Bataillone waren nach dem Muſter der 
franzöſiſchen eingerichtet. Die Regimenter hatten Nummern und Fahnen von 
weißer Seide mit Sprüchen aus dem Koran und dem Namenszeichen des Paſcha. 
Bei der feierlichen Übergabe derſelben im Dec. 1825 ſtimmte der Jmam arabiſche 
Geſänge an, und den Muth der Moslem preiſend, verſicherte er, ein wahrer Öläus 
biger Eönne allein 100,000 Chriften oder Juden erlegen. Als die Fahnen vertheilt 
waren, wurden Lämmer geſchlachtet, und jeder Fahnenträger tauchte feine Rechte in 
das Blut und hielt fie dann an die ſilberne Sahnenfpige. Die Soldaten trugen 
Jaen von rothem Zeuche, mit ſehr weiten Beinkleidern , die aber von der Mitte 
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der Wade bis zum Knöchel ſich verengten , einen ledernen Gürtel und eine Müte | 
ſtatt des Turbans. Die erſten Kriegsubungen im Großen gefchahen 1823 unter 
Jbrahims Anführung in Gegenwart des franzöſiſchen und britiſchen Conſuls und 
vieler Fremden. Die Reiterei blieb in dem alten Zuſtande. Sie iſt in allen, den 
Paſcha unterworfenen Gebieten vertheilt, und ſteht unter den Kiaſchefs, welche die 
Mannſchaften ſammeln. Bald kam die Zeit, wo die neue Schöpfung ſich im 
Kampfe erproben ſollte. Das erſte Negiment zog im Jan. 1824 zu dem Heere in 
Sennaar, um die unregelmäßigen Kriegsvölker „ die dort noch gegen die Schegia- 
Araber kämpften, zu unterftügen. Ein anderes Regiment ging zu gleicher Zeit nach 
Hedſchas, und einige franzdjiſcze Dífiziere folgten dem Zuge. Die Wahabi ſtaunten, 
  
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