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Grenze Oberägyptens verlegt, aus Rückſicht auf die Körperbeſchaffenheit der in
Sennaar gefangenen negerartigen Nudier (Barábras), welche nun in regelmäßige
Bataillone gebildet wurden. Seve wurde von mehren franzöſiſchen Offizieren unter
fügt, die unter ſeiner Leitung ſtanden. Die größte Schwierigkeit machten die Tür-
ken oder Mamluken. Gewöhnt an Unthätigkeit und Bequemlichkeit, wollten fie un:
gern ihre Foftbaren Kleider, ihre ſchönen Pferde aufgeben und den Vergnügungen der
Hauptſtadt entſagen, um fic) in den Sandebenen an den Grenzen des Landes unge:
wohnten Kriegsübungen ſtundenlang zu unterwerfen. Sie murrten laut, verwünſchz
ten die Chriſten und warfen ihre chiweren Flinten weg. Seve gab ihnen ebenſo kräftige
franzöſiſche Flüche zurück. Die Türken lernten allmälig ſeine Flüche nachſprechen,
ohne deren Bedeutung zu verſtehen, lachten und wurden na und nach lenfſamer.
Seve wußte ſeine ſchwierige Aufgabe mit großer Einſicht und Beharrlichkeit zu
Löfen und auf die Stimmung der Gemüther Eng zu wirken. Eines Tages, als ein
Glied Feuer gab, pfiff eine Kugel an feinem Kopfe hin. „Ihr Ungefchiekten !” rief ex
kaltblütig, befahl noch einmal zu laden und zu feuern. Sie feuerten, aber keine Kusz
gel pfiff. Dieſer Zug von Feſtigkeit und Unerſchro>enheit entwaffnete die Türken;
fie ſchloſſen ſich traulicher ihm an, gaben allmälig ihre Vorurtheile auf, und mehre
ſeiner Zöglinge wurden ihm herzlih geroogen. Zu gleicher Zeit wurde von dem
franzöſiſchen Arzte Duſſap ein Militairſpital angelegt, und man mußte Eafernen
bauen, da immer mehr Kriegsoölker fi ſammelten, zu welchen allmalig auch viele
ägyptiſche Araber (Fellah) kamen, die entweder freiwillig Dienſte genommen hatten,
oder von den Dorfvorſtehern waren ausgehoben worden. So war bald eine Schar
von 4000 M. geſammelt. Ein anderer Franzoſe, Gonon, dem der Paſcha beſon=-
ders gewogen war, legte ein Zeughaus in Kahira an, richtete Werkſtätten zum Gießen
und Bohren der Kanonen und Waffenſchmieden ein. Es wurde Salpeter bereitet,
und die ehemalige franzöſiſche Pulvermühle auf der Nilinſel Nodah wiederhergeſtellt,
Das Bildungslager rüdte nun Kahira näher, was jedoch nur allmalig ges
ſchah, da die ſchwarzen Rekruten das Klima Mittelägyptens ſonſt zu kalt gefunden
haben würden. Es war 1823 in der Nähe von Siut. Jbrahim Paſcha, obgleich
er Dberanführer des Heeres hieß, entzog ſich den Kriegsübungen nicht und gab den
Andern das Beiſpiel von Unterwerfung unter die Geſege dec Kriegszucht und
Dienſtpflicht. Am Ende des Jahres 1823 beſtand das neue ägyptiſche Heer bereits
aus ſehs Regimentern von fünf Bataillonen, jedes Bataillon zu 800 M. Das
fünfte Bataillon bildete das Depot. Die Bataillone waren nach dem Muſter der
franzöſiſchen eingerichtet. Die Regimenter hatten Nummern und Fahnen von
weißer Seide mit Sprüchen aus dem Koran und dem Namenszeichen des Paſcha.
Bei der feierlichen Übergabe derſelben im Dec. 1825 ſtimmte der Jmam arabiſche
Geſänge an, und den Muth der Moslem preiſend, verſicherte er, ein wahrer Öläus
biger Eönne allein 100,000 Chriften oder Juden erlegen. Als die Fahnen vertheilt
waren, wurden Lämmer geſchlachtet, und jeder Fahnenträger tauchte feine Rechte in
das Blut und hielt fie dann an die ſilberne Sahnenfpige. Die Soldaten trugen
Jaen von rothem Zeuche, mit ſehr weiten Beinkleidern , die aber von der Mitte
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der Wade bis zum Knöchel ſich verengten , einen ledernen Gürtel und eine Müte |
ſtatt des Turbans. Die erſten Kriegsubungen im Großen gefchahen 1823 unter
Jbrahims Anführung in Gegenwart des franzöſiſchen und britiſchen Conſuls und
vieler Fremden. Die Reiterei blieb in dem alten Zuſtande. Sie iſt in allen, den
Paſcha unterworfenen Gebieten vertheilt, und ſteht unter den Kiaſchefs, welche die
Mannſchaften ſammeln. Bald kam die Zeit, wo die neue Schöpfung ſich im
Kampfe erproben ſollte. Das erſte Negiment zog im Jan. 1824 zu dem Heere in
Sennaar, um die unregelmäßigen Kriegsvölker „ die dort noch gegen die Schegia-
Araber kämpften, zu unterftügen. Ein anderes Regiment ging zu gleicher Zeit nach
Hedſchas, und einige franzdjiſcze Dífiziere folgten dem Zuge. Die Wahabi ſtaunten,
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