Full text: A bis E (1. Band)

  
490 Concordate der neueren Zeit 
den *), eine fehnelle Übereinkunft mit Rom räthlih machte. Der geheime 
Staatsrath Niebuhr, welcher als Unterhändler in dieſen Angelegenheiten zu Rom 
auftrat, wußte duch feine perſonlichen Eigenſchaften bald das Zutrauen des 
Papſtes zu gewinnen, und ſein beſonnenes und zwe>mäßiges Benehmen trug 
vielleicht nicht wenig dazu bei, daß Pius VII. gegen keine Regierung ſich ſo höflich 
und nachgiebig bewieſen , als gegen die preußiſche. Dieſe entwi>elte ihrerſeits be- 
reits im Laufe der Unterhandlungen im Oct. 1818 in Feſtſezung einiger Maßregeln 
hinſichtlich der Verhältniſſe des Staats zur Kirche eine rühmliche Thätigkeit, indem 
fie eine würdevolle Verwahrung ihren Rechte gegen rômiſche Eingriffsverſuchè-be- 
zwe>te. Hierher gehört 1) die Verfügung hinſichtlich des von katholiſchen Unterz 
thanen der weſtlichen Provinzen an den päpſtlichen Stuhl zu nehmenden Recurſes 
vom Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten; 2) die. mit Genehmigung 
des Papſies gleich zu Anfarg des Jahres 1819 erfolgte Trennung der Fatholifchen 
Bevölkerung Erfurts und der Umgegend und der des Eichsfeldes von der regens- 
burger Diöcefe, indem beide dem Sprengel des Fürſtbiſchofs von Corvei zugetheilt 
wurden, fowwie aud) mehre Bezirke, die bisher zu polnifchen Bisthlmern von Rom 
aus waren geſchlagen worden, einſtweilen unter die Verwaltung eines apoſtoliſchen 
Vicars zu Danzig kamen; endlich 3) das Cabinetsſchreiben vom 6. April 1820, 
wodurch eine vorläufige Diôceſanumſchreibung, die der künftigen definitiven Über- 
einfunft als Formular dienen ſollte, von dem Könige gutgeheißen wurde. Vielen 
Bedenklichkeiten, welche dennoch in Rom zu beſiegen waren, machte eine Reiſe, die 
der Staatskanzler, Fürſt von Hardenberg, gleich nach dem läibacher Congreſſe 
nah Rom unternahm, ein Ende. Unter feinem unmittelbaren Einfluſſe und wäh- 
rend ſeiner kurzen Anweſenheit zu Rom (im März 1821) kam das große Werk 
ſchon am 25. deſſelben Monats ohne förmlichen Vertrag und bloß durch gegen- 
ſeitige Erklärung in gewechſelten Noten zu Stande. Die das Ganze umfaſſende 
päpſtliche Bulle De salute animarum erſchien am 168. Jul, 1824. Der König 
verlieh ihr durch Cabinetsordre vom 23. Auguſt deſſelben Sahres feine ſtaatsober- 
hauptliche Genehmigung, indem er ſie als ein bindendes Statut der katholiſchen 
Kirche im Königreiche Preußen inſoweit beſtätigt und deren Vollziehung befiehlt, 
als fie die Einrichtung, Ausſtattung und Begrenzung der Bisthúmer und aller 
darauf ſich beziehenden Gegenſtände betrifft und die Majeſtätsrechte der Krone, fo: 
wie die Rechte der Unterthanen evangeliſcher Religion und der evangeliſchen Kirche 
nicht gefährdet. Es iſt eine Lichtſeite der preußiſchen Unterhandlung mit Rom, 
daß ſie den Namen eines Concordats vermied und ſtatt der ſonſt gewöhnlichen 
Form eines Vertrags nur durch eine Bulle die allgemeinſten Beſtimmungen über 
die geographiſch-ſtatiſtiſche Vertheilung, die Regierung und Verwaltung der unter 
preußiſcher Landeshoheit ſtehenden katholiſchen Kirchen mit Rükſicht auf die da- 
mit verbundenen Geldangelegenheiten feftfegen und ordnen ließ. Indem die 
preußiſche Regierung jede kirchlich- politiſche Beſtimmung von dem päpftlichen 
Regulativ forgfältig ausfchloß, gab ſie dadurch zugleich den übrigen Regierun- 
gen ein Beiſpiel, auf welche Weiſe, nah welchen Grundfägen und in welcher 
Sprache mit der päpſtlichen Curie am unſchädlichſten zu unterhandeln ſei. Daher 
iſt auth die Bulle für Preußen keine Urkunde, aus welcher der rômiſche Stuhl ein 
ihm von dieſem Staate vertragsmäßig zugeſtandenes Recht ableiten kann. Sie iſt 
als ein mit Genehmigung des Staats publicirtes Kirchengeſes zu betrachten, wel- 
ches ſeine Wirkſamkeit neben dem preußiſchen Landrecht äußert. Hierbei darf nicht 
überſehen werden, daß in der preußiſchen Rheinprovinz außerdem das franzöſiſche 
Concordat vom 15. Jul. 1801 und die auf dieſes ſich beziehende Umſchreibungs- 
*) Vergl, Alexander Müller, „Preußen und Baiern im Concordate mit Rom”, 
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