Concordate der neuern Zeit 491
bulle no inſoweit anwendbar iſt , als die Bulle De salute animarum die Verfü-
gungen nicht aufgehoben hat, ſowie auch das zu dem franzöſiſchen Concordate gehô-
rige Indultum pro reductione festorum vom 9. April 1802 in den preußiſchen
Rheinprovinzen noch zur Zeit Gültigkeit hat. Nach der Discefanumfchreibung,
welche die Bulle für Preußen enthält, beſtehen im Ganzen für das katholiſche Preu-
gen zwei erzbiſchöfliche Sprengel : Köln und Gneſen-Poſen, und ſieben biſchöfliche :
die Bisthümer Gneſen und Poſen, die zwei exemten: Breslau und Ermeland,
ſodann Trier, Münſter und Paderborn. Als eine Eigenthümlichkeit der Bulle
verdient bemerkt zu werden, daß ſie einen Unterſchied zwiſchen der deutſchen und pol
niſchen Kirche macht. Ju den frühern polniſchen Bisthümern Gneſen-Poſen und
Culm-Ermeland bleibt Alles der Wahl der Capitel unter Mitwirkung des Königs
überlaſſen, welcher ſein früheres Recht und ſeinen Einfluß auf die Wahlen behält..
Ja den deutſchen Kirchen zu Köln, Zrier, Breslau, Paderborn und Múnſter ſtellt
BORD ug der Papſt die alte kanoniſche Weiſe der Ernennung wieder her, welche in den ge-
Wen don Y nannten Bisthümern im Jahre 1801 aufgehoben wurde, und wonach bei einge-
a tretener Vacanz: 1) das Gapitel fich drei Monate nachher verfammelt und,
den kanoniſchen Einrichtungen gemäß, paſſende Geiſtliche aus dem Königreiche
Preußen zu Biſchöfen erwählt , bei welcher Wahl auch die Ehrenkanonici zuge-
laſſen werden. 2) Das Protokoll über die Wahl ſowol in den polniſchen als
deutſhen Bisthümern wird, den Borfchriften Urbans VIII. gemäß, authentiſch
an den Papſt geſandt, dem das Recht der Prüfung und Bekräftigung hinſichtlich
der kanoniſchen Wahl hierdurch wieder eingeräumt wurde. Über den Einfluß, welz
chen ber König dabei ausübt, wird in ber Bulle nichts geſagt, Judeſſen ſchreibt ein
mit derſelben zugleich erlaſſenes, aber öffentlich nicht bekannt gemachtes Breve den
Domecapiteln vor, nur ſolche Geiſtliche zu Biſchöfen und Erzbiſchöfen zu wählet,
die dem König angenehm find, und weiſt fie zugleich an, ſich deſſen vor ber feierli-
chen Wahl zu verſichern.
Hanover. Die hanöverfche Regierung unterhandelte ſchon ſeit 1816 durc
eine nach Rom abgeordnete Geſandtſchaft über ein mit dem Papfte abzufchlie:
Bendes Soncordat. Der Abgeſandte, der Freiherr von Ompteda, ſollte den Erfolg
ſeines muthigen Widerſtandes gegen curialiſtiſche Umtriebe nicht erleben. Er er-
franfte plôglih zu Rom und ſtarb dort. Seine Stelle erſetzte der Baron Reden.
Aber ſo fleißig auch dieſer mit Cardinal Conſalvi unterhandelte, ſo wenig günſtig
geſtalteten ſich gleihwol die Ergebniſſe. Die rômiſche Curie wollte nichts zugeſte-
hen, was ihr bei den ſüddeutſchen Regierungen, mit welchen fie zu gleicher Zeit in
Unterhandlungen begriffen war, je zum Nachtheil gereichen könnte. So ſuchte ſie
den hanóverſchen Geſandten durch künſtliche Operationen zu ermüden, um ihn
dadurch wo möglich nachgiebiger zu machen, aber endlich ſiegte dennoch die Beharr-
lichkeit deſſelben, der in ſeinen Unterhandlungen mit. einem ſteten Hinbli> auf die
Bulle für Preußen zu Werke ging. Durch die verabredete päpſtliche Bulle Im-
pensa romanorum poutificum vom 26. März 1824, welche auf einer bereits im
Jul. 1823, vor dem Abſterben des Papſtes Pius VIT, mit dem Cardinal Staats:
fecretate Conſalvi getroffenen Vereinbarung beruhen ſoll, wurden die Verhältniſſe
der fatholiſhen Kirche im Königreiche Hanover organiſch beſtimmt und durch
ein königliches Patent Georgs IV. vom 20. Mai 1824 zur Publication gebracht ;
die Genehmigung aber nicht anders ertheilt als unbeſchadet der königlichen Majez
LEY ſtätsrêchte, ſowie der Rechte der Unterthanen evangeliſcher Religion und der evanz
ange gelifchen Kirche. Es ſtimmt dieſe Bulle im Weſentlichen mit der für Preußen ge-
Imſa gebenen Überein.
Die deutſchen Bundesſtaaten, deren katholiſcher Theil die oberrheiniſche
ta mit flan, Kirchenprovinz biídet, als da find: Würtemberg, Baden, Heſſendarmſtadt,
Kurheſſen, Naſſau, Dldendurg, Mecklenburg, die Herzoge von Sachſen, Schwarze
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