492 Concordate der neuern Zeit
burg, Anhalt, Walde, Lippe, Schaumburg-Lippe, die beiden Hohenzollern und
Reuß, ſowie die freien Städte Sranffurt, Lübe> und Bremen unterhandelten
ſchon ziemlih früh und ſeit dem Jahre 1817 wegen Regulirung dèr katho-
liſch-kirchlichen Angelegenheiten in ihren Gebieten. Die aus den Abgeordneten
vorbenannter Staaten zu Frankfurt gebildete Commiſſion kam in ihrer erſten
Sigung am 24. März 1818 wegen der Grundfäge überein, nach welchen in deut:
ſchen Staaten ein Concordat abgeſchloſſen werden dürfte. Jn der Geſchichte dieſer
Unterhandlungen ragen vornehmlich die Verdienſte des würtembergiſchen Staats-
miniſters, Freiherrn von Wangenheim, bedeutend hervor, welcher in einer treffli-
chen Rede bei Eróffnung der Berathſchlagungen dieſes evangeliſchen Regentenver:
eins auf den günſtigen Zeitpunkt hinzuweiſen ſuchte, der jeßt für eine erfolgreiche
Beſtimmung des Verhältniſſes der Staatsregierung zu dem Oberhaupte der fatho-
liſchen Kirche und zu den verſchiedenen chriſtlihen Glaubensverwandten gefommen
ſei. Aber die Bemühungen der bald darauf nad) Rom abgegangenen Gefand-
ten, von Türkheim und Schmig-Grollenburg, ſcheiterten an der ſchlauen Politik
des rômiſchen Hofes. Der Papſt wollte Alles nur vorläufig ordnen, und ge-
nehmigte bloß eine neue Begrenzung der Didcefen. Die gemeinſchaftliche Ge-
ſandtſchaft wurde zurú>berufen, und die Thätigkeit der frankfurter Commiſſion im
Srühjahre 1820 erneuert. Ein nèuer proviſoriſcher Organiſationsentwurf für die
Einrichtung der biſchöflichen Sige, Didcefen und Domcapitel, ſowie in Betreff der
Verhältniſſe der Kirche zu deren Dberhaupte und den weltlichen Regierungen, der
nach Rom geſendet wurde, kam von dorther mit Andeutung abermaliger Verände-
rungen zurü>. Fortgeſeßte Verabredungen hatten endlich die von Pius VII. un-
term 16. Aug. 1821 erlaſſene bekannte Bulle: Provida solersque etc. zur Folge,
bie, obgleich weder verlangt noch gewünfcht, doch als eine Grundlage für die Zus
kunft, durch den Vertrag vom 9. Febr. 1822 angenommen ward. Sie blieb je-
doch noch lange außer Kraft, und der würtembergiſche Generalvicar zu Rotenburg,
an den fie gerichtet war, und der den Auftrag ihrer Bollziehung cum facultate sub-
delegandi erhalten hatte, Eonnte feine Thätigkeit vor der Hand nur auf bie einzu:
leitende Wahl der Biſchöfe beſchränken. Indeſſen kam es unter Leo XII. zu einer
zweiten Bulle (vom 11. April 1824) A4 dominici gregis custodiam, die. zu der
erftern Zufäge und nähere Beſtimmungen wegen der Wahl der Biſchöfe und Mit-
glieder des Capitels liefert und die Angelegenheiten der Seminarien regulirt. Dieſe
beiden Bullen wurden von den Staatsregierungen im October des Jahres 1827
landesherrlich beſtätigt, ohne daß jedo< aus denſelben auf irgend eine Weiſe etwas ab-
geleitet werden könnte, was den landesherrlichen Hoheitsrechten Eintrag thun möchte
oderden Landesgeſcben und Regierungsverordnungen, den erzbiſchöflichen und biſchöf-
lichen Rechten, wie den Rechten der evangeliſchen Confeſſion und Kirche entgegen
wäre. Dem zufolge iſt der katholiſche Theil der jezt no in dem Verein begriffenen
ſehs Bundesſtaaten Würtemberg, Baden, Kurheſſen, Großherzogthum Heſſen,
Naſſau und Frankfurt vereinigt zu einer kirchlichen Provinz, der oberrheiniſchen,
beſtehend aus fünf biſchöflichen Sprengeln mit einem Metropolitanerzbiſchof und
vier Biſchöfen. An der Spige derſelben ſteht als Metropolitan der neuverordnete
Erzbiſchof zu Freiburg im Breisgau, zugleich biſchöflicher Vorſteher der freiburger
Didcefe. Außer dieſer ſind demſelben als Suffragankirchen vier biſchöfliche Kir-
chen untergeordnet, die zu Mainz, Fulda, Rotenburg am Near und Limburg an
der Lahn, zu welcher lezten auch die katholiſche Pfarrei zu Frankfurt gehört, mit eis
ner gleichen Anzahl von Diöcefen. Sn Folge diefer Bullen werden dag Bisthum
Konſtanz und die eremte Propſtei St.-Viti zu Ellwangen aufgehoben, und die
biihöfichen Kichenzu Mainz und Sulda von den feit 1801 nach der Bulle Qui
Christi Domini vom 29, Nov. 1801 beftandenen Metropolitangerechtfamen des
Erzbiſchofs von Mecheln befreit. Für jedes Capitel, das erzbiſchöfliche und die
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